Es ist einer der buntesten Flecken an der ohnehin lebendigen Seepromenade in Herrsching am Ammersee: das Strandbad am Seewinkel. Nun soll der Betrieb des dortigen Kiosks neu ausgeschrieben werden. Wie die Gemeinde unlängst in ein paar dürren Zeilen mitteilte, werde für die Saison 2025 ein „kreativer und zuverlässiger Mieter“ für die idyllisch gelegene Ufergaststätte gesucht.
Das klingt in dieser Knappheit natürlich schon ein bisschen danach, als wäre die Gemeinde mit der Situation im Seewinkel nicht ganz zufrieden. Die jetzige Pächterin Cathrin Dierks sah sich deshalb zu einer Stellungnahme über ihren Instagram-Kanal genötigt. Vor allem sei sie vielfach gefragt worden, ob sie gekündigt habe, erzählt Dierks. Dem sei aber nicht so. Und eigentlich sei sie auch „ziemlich zuversichtlich“, dass es in Herrsching für sie und ihren „Steg 1“ weitergehe, sagt sie. Die Neuausschreibung sei schlicht dem Umstand geschuldet, dass der Fünf-Jahres-Vertrag heuer auslaufe. Eine reine Formalie also?
Bürgermeister Christian Schiller klingt da nicht ganz so eindeutig. Die Gemeinde wolle „mal schauen, wer sich so bewirbt“, sagt er. Man kann also davon ausgehen, das Dierks Konkurrenz bekommen wird – und das nicht zu knapp. Schließlich ist der Betrieb eines Strandbadkiosks gastronomisch sehr interessant und in einem schönen Sommer auch finanziell recht lukrativ. Vor fünf Jahren waren in der Endrunde noch ein knappes Dutzend Bewerber im Rennen, darunter auch namhafte Lokale wie der „Fischer“ in Stegen.
Die Vergabe obliege natürlich dem Gemeinderat, sagt Schiller. Aber seine persönliche Sicht: „Mal was Neues würde nicht schaden.“ Aber was Neues? Da sei gar nicht so viel möglich, sagt Dierks. Schließlich gebe es klare Beschränkungen, was die Nutzung des Strandbads als Veranstaltungsfläche angehe. Zudem sei die Küche sehr klein, da gehe einfach nicht so viel. Klar, sie kenne die Rufe nach einem exklusiveren Speisenangebot. Aber zumindest sie und ihr Team würden bei dem alten Konzept bleiben. Sie wolle kein Schickimicki. „Austern, Kaviar und Moët & Chandon gibt es bei uns nicht“, sagt Dierks.
Dierks betreibt neben dem „Steg 1“ in Herrsching noch den gleichnamigen Kiosk in Possenhofen am Starnberger See. Vor einigen Monaten hat sie zudem die Vereinsgaststätte des TSV Starnberg übernommen und dort ihr „Lilo“ eröffnet. Und ganz ungeachtet dessen, ob es für sie in Herrsching nun weitergehe oder nicht, sagt Dierks, will sie einen Beitrag dazu leisten, dass die Stege im Strandbad erneuert werden können. Dafür wird sie am 7. Juni am Seewinkel eine Tombola-Aktion starten.
Bei Unwettern vergangenen Dezember wurden in Herrsching unter anderem auch die beiden Stege im Strandbad zerstört. Nun soll dort ein größerer, stabilerer Steg als Ersatz entstehen. Das allerdings kostet um die 120 000 Euro. Wie viele andere Herrschinger auch versucht Dierks deshalb gerade, Geld einzusammeln, um die Gemeinde finanziell zu entlasten. Gerade für ältere Leute, sagt sie, sei so ein Steg wichtig. „Über die Steine kommen die nicht mehr so leicht ins Wasser.“