Klinik-Coup am Ammersee:Schnell, einen Arzt!

Die Bürgermeister von Herrsching und Seefeld wollen die Krankenhäuser in ihren Orten halten.

Von Sabine Bader und Otto Fritscher

Dass in Sachen Kliniken etwas im Gange ist, hat Herrschings Bürgermeister Christian Schiller schon seit längerem gewusst. Wie lange, will er auf Anfrage nicht sagen. Somit war es für ihn keine Überraschung mehr, als der Kauf der Schindlbeck-Klinik auf der Tagesordnung des Kreistags auftauchte. Schiller steht voll und ganz hinter dem Landkreis: "Ich sage, das war alternativlos, die einzig richtige Entscheidung." Denn "wir müssen die Bettenkontingente von Herrsching und Seefeld im Landkreis halten, wir brauchen sie".

Widdersberg Bürgerversamlung

Herrschings Bürgermeister Christian Schiller nennt den Kauf "alternativlos".

(Foto: Georgine Treybal)

Schiller ist auch bewusst, dass bei der Entscheidung auch betriebswirtschaftliche Überlegungen eine Rolle spielen. "Natürlich muss man darüber nachdenken, welche Synergien möglich sind," sagt er. Nach seiner Ansicht ist es unerlässlich, im westlichen Landkreis einen Klinikstandort vorzuhalten. Ob es auch zukünftig zwei Klinken im Westen geben wird, weiß Schiller natürlich nicht. Nur so viel: "Ich kann noch ruhig schlafen."

Für Seefelds Bürgermeister Wolfram Gum ist es das Wichtigste, dass "in Seefeld eine Klinik für die nächsten 20, 30 Jahre erhalten bleibt". Ob dies unbedingt in dem jetzigen Klinikgebäude sein muss, sei eine andere Frage. "Möglicherweise wird eine Einheit entstehen", sagt Gum, womit er wohl meint, dass es durchaus das Szenario gibt, die Häuser in Herrsching und Seefeld irgendwann zuzusperren und durch einen Neubau zu ersetzen. "Sonst müssen die Patienten ja auf ewig hin- und hergefahren werden, das will das Ministerium nicht", sagt Gum. Und fügt gleich hinzu: "Wir hätten in Seefeld sogar ein schönes Baugebiet", sagt er, und verweist darauf, dass der Landkreis dann das ihm gehörende Schindlbeck-Grundstück in Herrsching entweder anders nutzen könnte, "für Wohnbau oder Appartements", oder das 15 000 Quadratmeter große Areal in bester Lage unweit des Dampferstegs auch gewinnbringend veräußern könnte.

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Der Seefelder Bürgermeister Wolfram Gum wirbt bereits für einen Neubau in seiner Gemeinde.

(Foto: Nila Thiel)

Der Seefelder Rathaus-Chef kann aber auch seine Bürgermeister-Kollegen verstehen, die einem Kauf der Schindlbeck-Klinik durch den Landkreis skeptisch gegenüber stehen, weil sie zu hohe Kosten und eine übermäßige Verschuldung des Landkreises fürchten. "Das ist wie in einer großen Familie, man ist nicht immer einer Meinung, aber es hilft ja nix", sagt Gum dazu. Denn: "Der Zugriff auf die Gesundheitsvorsorge im westlichen Landkreis Starnberg muss in kommunaler Hand bleiben und darf nicht dem Wettbewerb internationaler Investoren ausgesetzt werden", sagt Gum. Dafür habe er sich sehr eingesetzt.

Einer, der dem Vorhaben des Landkreises skeptisch gegenübersteht, ist Bürgermeistersprecher Rupert Monn. "Ich sehe die Kaufpläne sehr kritisch, weil durch die Summe des Ankaufs das Hauptproblem der stationären, ärztlichen Behandlung nicht gelöst ist", sagt der Berger Rathauschef und prognostiziert: "Man wird noch zig Millionen Euro in die Hand nehmen müssen, um die Krankenhaussituation im Landkreis zu ordnen." Monn will die Notwendigkeit der ganzen Aktion nicht so recht einleuchten. "Wir haben in Starnberg eine florierende Kreisklinik, die schwarze Zahlen schreibt. Diesen Erfolg sollten wir uns nicht zunichte machen, in dem wir uns noch weitere Kliniken ans Bein binden", findet er.

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