Herrsching:Sanfte Sanierung

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Der 50 Jahre alte Abwasserkanal unter dem beliebten Wanderweg durchs Kiental muss repariert werden

Von Christine Setzwein, Herrsching

Manchmal stinkt's den einheimischen Wanderern, Ausflüglern und Pilgern schon gewaltig. Zu dem impertinenten Geruch, der auf dem Weg von Herrsching nach Andechs durchs Kiental aus den Gullys strömt, sagt der Bayer gemeinhin: Do soachelt's. Kein Wunder. Durch den Kanal fließt unter anderem das Abwasser der Andechser Biomolkerei und das vom Kloster Andechs mit seiner Brauerei, dem Bräustüberl und der Klostergaststätte. Da kommt schon einiges zusammen an Hefen, Milchsäure, Fett, Stärke und Urin, was vom Heiligen Berg nach Herrsching und von dort weiter in die Kläranlage Eching transportiert werden muss. Dazu kommt: Der Kanal, der "Kientalsammler", ist vorwiegend aus Steinzeug und 50 Jahre alt - und auf zwei Dritteln seiner Länge schadhaft.

Herausforderung: Bei der Instandsetzung des Kanals unter dem Weg durchs Kiental kann nicht mit schwerem Gerät gearbeitet werden. (Foto: Nila Thiel)

Es besteht also "Handlungsbedarf", wie Karin Sprengard von der technischen Leitung Abwasser bei den Wasser- und Abwasserbetrieben AWA-Ammersee den Verwaltungsräten am Mittwoch erläuterte. Im kommenden Herbst soll mit der Sanierung des drei Kilometer langen Kanals begonnen werden. Sie soll zwei bis drei Monate dauern, die Kosten sind mit 380 000 Euro angesetzt.

Für die AWA-Techniker und das Münchner Ingenieurbüro ISAS ist das Projekt eine Herausforderung. Die Platzverhältnisse auf dem beliebten Wanderweg neben dem Kienbach sind beengt, es besteht ein starkes Gefälle, und der Durchfluss ist hoch. Außerdem beträgt die Tragkraft der drei Brücken auf dem Kientalweg nur 15, 14 und zwölf Tonnen, erläuterte der technische Leiter Thomas Jacobs. Mit schwerem Gerät kann dort nicht gearbeitet werden. In dem Weg gibt es 98 "Haltungen" - das ist jeweils die Strecke von Schacht zu Schacht -, von denen 62 Prozent beschädigt sind. In den Kanal sind Wurzeln eingewachsen, Steigeisen sind marode, es haben sich Risse gebildet oder Rohrverbindungen verschoben. Auf keinen Fall soll der Boden des Wanderwegs für die Sanierung aufgegraben werden, sagte Sprengard. Eingesetzt werden dagegen "Schlauchliner" aus Glasfasern, auch Inliner genannt. Sie sind mit Harz getränkt, mit denen die Schadstellen repariert und mit UV-Licht ausgehärtet werden. Defekte Muffen und Risse bekommen Edelstahlmanschetten verpasst.

Wann welche Abschnitte des Wegs gesperrt werden müssen, will die AWA frühzeitig bekanntgeben. Betroffen von der Sanierung sind aber nicht nur die Wanderer. Das Kommunalunternehmen wird im Rahmen dieser Arbeit auch alle Hausanschlüsse untersuchen, die in den Kientalsammler münden. Kaputte Rohre müssen von den Grundstückseigentümern - etwa 60 Anlieger sind davon betroffen - repariert werden. Mit Sammelaufträgen könnten günstigere Preise erreicht werden, meinte Sprengard. Die AWA werde die Bürger "neutral beraten".

Ob nicht entlang des geplanten Radwegs an der Staatsstraße von Andechs nach Herrsching gleich auch ein neuer Kanal verlegt werden könnte, wollte der Andechser Bürgermeister Georg Scheitz wissen. Dafür wäre eine große, teure Pumpanlage nötig, sagte Jacobs, man werde aber schon mal eine provisorische Leitung legen.

© SZ vom 28.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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