Süddeutsche Zeitung

Gastronomie:Die Kraft der Kräuter

Nguyen Duy Luong verwendet in seiner vietnamesischen Küche Spezialitäten wie Polygonum, das "gut für das gesamte Innenleben" sein soll. In Herrsching hat er sein viertes Restaurant eröffnet.

Von Astrid Becker

Natürlich steht auf dem Tresen ein bunter, grinsender Buddha. Natürlich, weil der Buddhismus in Vietnam eine große Rolle spielt. Eine so große sogar, dass derzeit dort an der größten Statue des Religionsstifters in Südostasien gearbeitet wird. 72 Meter soll sie groß und in der Hauptstadt Hanoi aufgestellt werden. Für Nguyen Duy Luong dürfte diese Tatsache allerdings nur eine bedingt wichtige Rolle spielen: Der 48-Jährige lebt seit etwa 30 Jahren in Deutschland, er ist ausgebildeter Koch und hat nun in Herrsching sein viertes Lokal eröffnet.

"I Pho" heißt es hier - ebenso wie in Dießen, Murnau und Weilheim, wo sich Nguyen Duy Luong 2015 mit seinem ersten vietnamesischen Restaurant selbständig gemacht hat. Dass es nun auch in Herrsching geklappt hat, ist für den Vietnamesen, der mit seiner Frau und den beiden Söhnen in Weilheim lebt, ein großes Glück: Zwei Jahre hat er darauf gewartet, immer wieder versucht, eine passende Immobilie dafür zu finden. Im Herbst hat sich dieser Wunsch in der Bahnhofstraße erfüllt. Wohl auch aus diesem Grund steht im Eingangsbereich ein kleiner Altar auf dem Boden mit frischen Früchten und Räucherstäbchen. So ist es Brauch in seiner Heimat, erhofft man sich von der Eröffnung eines Geschäfts Glück und Reichtum.

Nguyen Duy Luong stammt selbst zwar nicht aus dem nördlichen Hanoi, sondern aus Saigon, aus Ho-Chi-Minh-Stadt, wie die Metropole seit 1976 heißt. Doch die Speisen, die er seinen Gästen serviert, zeigen die Einflüsse beider Regionen: So sagt man den Einwohnern Nordvietnams eine besondere Vorliebe für Rindfleisch nach, während die Südvietnamesen gern mehr Gemüse, viele frische Kräuter und Früchte in ihren Kreationen verwenden. Auch bei Nguyen Duy Luong findet man viele Rindfleischgerichte auf der Karte, aber auch viele vegetarische Kreationen, die im Trend liegen, hier aber auch als Reminiszenz an den Buddhismus verstanden werden können - gepaart wird das alles mit vielen frischen Kräutern, Koriander etwa oder auch Thai-Basilikum.

Eines sticht dabei aber besonders ins Auge. Polygonum-Kraut, das gern für Salate oder auch bestimmte Suppen verwendet wird: "Es ist gut für die Verdauung und das gesamte Innenleben", sagt Nguyen Duy Luong, um gleich auch noch auf den Artischocken-Tee zu verweisen, der bei ihm auf der Getränkekarte steht. "Eine Tasse davon, und Sie schlafen gut", sagt der Wirt. Das habe sich bei seinen Gästen bereits herumgesprochen.

Das wichtigste Gericht auf der Karte dürfte aber "Pho Bo" sein, das Nationalgericht Vietnams, das auch als Namensgeber für die Lokale von Nguyen Duy Luong fungiert. Darunter ist eine ganz spezielle Suppe zu verstehen, die - letztlich auf der Basis einer klassischen Consommé - zwölf bis 24 Stunden vor sich hin köchelt und mit Ingwer, Zimt, Sternanis und Kardamom gewürzt wird. Wichtige Zutaten sind Reisbandnudeln und Gemüse - bei Nguyen Duy Luong noch wahlweise Rinderlende oder Tofu. Serviert wird das Ganze mit frischen Sojasprossen, Thai-Basilikum, Koriander, Limette, Chili und Hoisin-Sauce. Besonderen Wert legt Nguyen Duy Luong auf frische Zutaten - und auf den Verzicht auf künstliche Geschmacksverstärker wie Glutamat. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist angemessen. Für eine große Suppe, die als Hauptgericht völlig ausreichend ist, verlangt er 11,90 Euro. Mittags kommt die Suppe für 8,90 Euro auf den Tisch.

Sonst bewegen sich die Preise zwischen 7,50 Euro und 8,50 Euro für sein Mittagsangebot, das auf zwei A-4-Seiten von vegetarischen Gerichten, Nudel- und Reispfannen bis hin zu verschiedenen Entenkreationen reicht. Zum Menü ausgeweitet werden können die Hauptgerichte durch Vorspeisen wie Frühlingsrollen oder Suppen wie Canh Cai Xanh, einer Suppe aus Pak Choi - einer Art Mangold -, die mit Garnelen und Ingwer serviert wird. Für die Vorspeisen werden dann noch einmal ein bis zwei Euro fällig. Auch abends sind die Preise für Hauptgerichte bis zu 16,90 Euro für ein Curry aus Riesengarnelen, Tintenfisch, Lachs und Krebsfleisch eher moderat.

Bei den Herrschingern hat sich die Existenz des Lokals bereits herumgesprochen: Es ist vor allem abends oft recht gut besucht. Geöffnet ist täglich von 11.30 Uhr bis 15 Uhr sowie von 17 bis 22 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 11.01.2020
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