Was braucht es in unserer Gesellschaft zum Leben? Klar, ohne Essen und Trinken geht nichts. Glückliche Beziehungen fördern das seelische Wohl. Und ein Job, der halbwegs Spaß macht, ist ebenfalls von Vorteil. Was in Deutschland außerdem auch als Standard begriffen wird: eine Wohnung. Doch in Regionen wie dem Fünfseenland tun sich bereits einheimische Normalverdiener schwer, eine bezahlbare Bleibe zu finden.
Für marginalisierte Gruppen wie Geflüchtete ist es noch schwieriger, eine Wohnung zu finden. Denn ist das Angebot knapp, sind sie in puncto Wohnraum oft benachteiligt, weil sie mit Vorbehalten zu kämpfen haben. Umso wichtiger sind deshalb private Initiativen wie das Herrschinger Projekt „Raumgeben“ rund um Georg Strasser, die Wohnraum an Geflüchtete vermitteln. Und weil das Projekt gerade in Zeiten wie diesen, in denen viele Geflüchtete in Deutschland leben, die eine Wohnung brauchen, besonders wichtig ist, sind Strasser und seine Mitstreiter kürzlich mit dem Integrationspreis der Regierung von Oberbayern ausgezeichnet worden.
Etwa 50 Wohnungen hat „Raumgeben“ seit seiner Gründung im Frühjahr 2023 bereits vermittelt – rund 120 Geflüchtete mit abgeschlossenem Asylverfahren konnten so eine Bleibe finden. Damit sorgen Strasser und sein Team für eine Entlastung der Kommunen: Denn oft leben anerkannte Flüchtlinge nach wie vor in Gemeinschaftsunterkünften, obwohl sie diese eigentlich für Menschen räumen müssten, die eben erst nach Deutschland gekommen sind und das Verfahren noch durchlaufen müssen.
„Sie arbeiten meist zu niedrigen Löhnen, da kann man sich in unserer Gegend kaum eine Wohnung leisten“, erklärte Strasser dazu Anfang 2023 im SZ-Interview. Würden diese „Fehlbeleger“ sofort nach ihrer Anerkennung auf dem freien Wohnungsmarkt fündig, gäbe es in den Unterkünften des Landratsamtes mehr Kapazitäten für Neuankömmlinge. Etwa 520 Plätze, die eigentlich für andere Geflüchtete gedacht wären, sind im Landkreis Starnberg dadurch belegt.

Für die Vermittlung ist „Raumgeben“ ständig auf der Suche nach leer stehendem Wohnraum. Interessierte Eigentümer können sich direkt bei der Initiative melden, wenn sie an Geflüchtete vermieten möchten. Diese stellt dann den Kontakt her und unterstützt bei Problemen – allerdings ist das kaum notwendig. Stattdessen bekommen Strasser und seine Mitstreiter eher Rückmeldungen wie: „Die Befristung habe ich aufgehoben, wir sind glücklich mit unserem Ali“. Auch finanziell bringt es den Vermietern etwas, leer stehenden Wohnraum zu vermieten.
Unterhalt und Sanierung der Gebäude gehen schließlich ins Geld, außerdem gibt es ja die Miete. „Im Grunde kann man uns mit Maklern vergleichen, die auf Geflüchtete als Mieter spezialisiert sind“, erklärte Strasser hierzu. „Freilich arbeiten wir für alle kostenfrei.“ So sorgen Strasser und sein Team dafür, dass weniger Wohnungen leer stehen und mehr Geflüchtete eine Bleibe haben.