Süddeutsche Zeitung

Herrsching:Radeln auf der Seepromenade bleibt erlaubt

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Die Gemeinde kämpft im Sommer mit immer mehr Radfahrern auf dem Uferweg. Der Gemeinderat will trotzdem kein Verbot erlassen

Von Astrid Becker, Herrsching

Sommer, Urlaubszeit und Corona- für viele Herrschinger eine recht unglückselige Verbindung. Denn das schöne Wetter gepaart mit den Reisebeschränkungen bringt zwar viele Touristen in die Gemeinde am Ammersee, aber auch viele Radler - und die empfinden einige Bürger auf der Seepromenade als Gefahr für Spaziergänger. Die SPD-Fraktion, der Senioren- und der Behindertenbeirat haben daher jeweils Anträge an den Gemeinderat gestellt, das Radfahren vor allem an den Hotspots des Ammerseeufers zumindest teilweise zu untersagen - was in Herrsching bei wiederum anderen Bürgern einen Sturm der Entrüstung ausgelöst hat.

Es ist daher keine gewöhnliche Sitzung, zu der Bürgermeister Christian Schiller am Montag das Ratsgremium gebeten hat: Das liegt schon allein an denjenigen Menschen, die auf dem Podium im Haus der Bayerischen Landwirtschaft Platz genommen haben. Der neue Landrat Stefan Frey (CSU) sitzt dort ebenso wie die Verkehrsmanagerin im Landkreis, Susanne Münster. Schiller hatte sie gebeten, an der Sitzung teilzunehmen. Denn ein Radelverbot auf der Seepromenade zu verhängen, ohne Rücksprache mit dem Landratsamt, und diesen Beschluss des Rats auch noch umsetzen zu müssen, "halte ich für rechtswidrig", wie er der SZ sagte. Aus einem einfachen Grund: Wenn man Teile der Seepromenade für den überörtlichen Radverkehr sperren würde, müsste man dies im Sinne der Gleichbehandlung auch für die Herrschinger tun. Viele Bürger, vor allem aus dem Ortsteil Lochschwab, hatten aber bereits mit Mails gegen die Radlverbots-Idee protestiert.

Dabei ging es der SPD in ihrem Antrag vor allem um die Einrichtung einer Fahrradstraße oder -zone in der Madeleine-Ruoff-Straße, der Rudolf-Hanauer-Straße und der Summerstraße. Die Seniorenbeirat forderte, dort Gehsteige und Randsteine für ältere Radfahrer zu entfernen - und der Behindertenbeirat fürchtete auf der Promenade vor allem um die Sicherheit der Fußgänger. Gemein war allen, dass sie sich eine schnelle Regelung wünschten - und eine zeitlich beschränkte, etwa auf den Sommer und nur an Wochenenden und Feiertagen. Damit könnte auch die Bürgergemeinschaft Herrsching leben, nicht aber mit einem Radelverbot, wie Gemeinderätin Christiane Gruber verdeutlichte.

Auch die Grünen im Rat lehnen ein Verbot ab und setzen auf Rücksichtnahme. Radler würden bei einem Verbot auf die Summerstraße ausweichen, zu kontrollieren wäre so ein Verbot auf der Promenade kaum, außerdem sei diese für die Herrschinger zu allen Jahreszeiten ein erhaltenswerter Radweg - so der Tenor. Unterstützung bekamen sie von Verkehrsmanagerin Susanne Münster, die auf verkehrsrechtliche Konsequenzen hinwies, die bis zur Verlegung der Bushaltestelle in der Summerstraße reichen könnten.

Am Ende der Debatte war sich das Gremium dann doch einig: Der Arbeitskreis Verkehr soll sich im Herbst mit dem Thema befassen. Bis dahin werden vorhandene Hinweisschilder - "Fußgänger haben Vorrang" - erneuert und geprüft, ob "Hindernisse" - in Bügelform oder Stempen - zwischen dem Restaurant Seespitz und dem Café Al Porto die Situation auf der Promenade entspannen.

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Quelle:
SZ vom 29.07.2020
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