Aperol Spritz steht jedenfalls mal nicht auf der Karte. Auch kein Burger. Was im ersten Fall ein Versehen ist, wie Wirt Fritz Frömming zugibt: "Den gibt's natürlich, wir haben ihn einfach nur vergessen, auf die Karte zu setzen", sagt er und lacht. Perfekt sein, so meint er, das gehe ja gar nicht, wenn man ein Lokal eröffne. Und da hat er mit Sicherheit recht. Er weiß gleich noch zwei Beispiele, was auch nicht von Anfang an super funktioniert habe: die Sache mit dem Wlan im Lokal, "klappte nicht überall gleich gut", und die schwarzen Marmortische, mit denen sein "Kiez" an der Herrschinger Seestraße ursprünglich ausgestattet war: "Die haben wir nicht sauber bekommen."
Darum zieren die Bar, das Restaurant, das Café, die Kneipe - oder wie immer man dieses Mischkonzept bezeichnet möchte - nun neue Tische mit einer Platte aus bräunlich changierendem Kunstmarmor. Es ist Mittag im "Kiez", an dessen Stelle sich bis Ende vergangenen Jahres das "Pier 48" befunden hatte. Tobias Knüppel hatte den Herrschinger Treffpunkt 15 Jahre lang geführt, ehe er entschloss, sich nun ganz und gar auf seine gleichnamige Werbeagentur zu konzentrieren. Die Auftragslage dort habe sich derart gesteigert, dass er sich entscheiden musste: Werbung oder Bewirtung.
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Letzteres haben nun der Herrschinger Unternehmer Fritz Frömming und sein Geschäftspartner, der Gastronom Walter Staudinger, übernommen und das "Pier 48" ins "Kiez" verwandelt. Und an diesem Tag in ihrem neuen Lokal wird schnell klar, dass dieser Name für jede Menge Gesprächsstoff unter den Gästen sorgt. Die meisten freilich beziehen ihn auf Hamburg, schwärmen davon, wie schön das Ausgehen dort doch sei, und finden es gut, dass nun auch die Ammerseegemeinde einen eigenen Kiez hat. Frömming huscht in solchen Momenten ein kleines, feines Lächeln übers Gesicht. Nicht, weil er und sein Partner sich mit dem Namen eigentlich auf Berlin bezogen haben, woher die Bezeichnung "Kiez" ursprünglich stammt. Nein, das Lächeln erscheint, weil die Namensgebung offenbar funktioniert: "Die Leute reden darüber, das wollten wir erreichen."
Was ihnen definitiv geglückt ist. Das Lokal ist an diesem ganz normalen Arbeitstag bereits gut gefüllt. Schon am Vormittag habe das begonnen, erzählt Bedienung Carina Doch. Kein Wunder, denn im Kiez gibt es schlichtweg alles: Frühstück, Mittagessen, Nachmittagskuchen und abends jede Menge Drinks. Die optisch ansprechende Bar wurde auf knapp 13 Meter Länge ausgebaut und mit schicken, schalenförmigen Hockern in Grün und Blau versehen. Im Regal hinter dem Tresen stehen allein locker 30 verschiedene Sorten Whisky, von Bourbons, Scotchs, Single Malts bis hin zu japanischen Varianten, zudem 30 verschiedene Rum-Sorten und gut 20 verschiedene Gins sind dort zu entdecken - neben allerlei anderen Spirituosen, welche die Cocktailkarte des Lokals auf etwa 20 Positionen, jeweils für 12,50 Euro, anwachsen lassen.
Extravagante Drinks und Kaffee-Spezialitäten
Ungewöhnliches befindet sich darunter: etwa ein American Bavarese aus Campari, Wermut und Bierschaum. Oder eine "Kiez Margarita", bestehend aus Tequila, Birne, Jalapeños, Limette und Agavensirup. Umfangreich zeigt sich auch die Weinkarte, die Flasche in einer preislichen Spanne von 18,50 bis 99 Euro, das 0,1-Liter-Glas liegt zwischen 4,50 und 5,50, 0,2 Liter gibt es für 7,90 Euro bis 9,20 Euro. Schier unendlich wirkt das Kaffeesortiment, das komplett nebst Rezepturen vom ersten Wiener Kaffeeröster Daniel Moser stammt, leicht zu erkennen an der Melange, die es hier gibt, den kleinen und großen Braunen oder auch typische Moser-Kreationen wie den "kleinen Moser": Espresso mit gesüßter Milch und Milchschaum sowie auch Kaffee auf Eis im Glas in diversen Geschmacksrichtungen oder Kaffee mit Schuss, etwa mit Kahlúa oder mit Rum und Sahne.
Teespezialitäten gibt es auch: Hier stammen sie vom Herrschinger "Tee am See". "Wir sind schon sehr getränkelastig", sagt Frömming, wenngleich man im Kiez doch den ganzen Tag über essen kann: herzhafte Frühstücke mit Ei und Avocado etwa, oder die sogenannten Kiez-Bretter mit Schinken, Salami oder Käse (9,50 Euro), Edamame, hausgemachte Tortilla-Chips, Bruschetta, mehrere Salate, Currywurst vom Rind oder nach Wochenkarte auch mal Spinat- oder Speckknödel, Nudelgerichte oder Currysuppen, wahlweise mit Hähnchen oder Garnelen.
Was sich allerdings nicht entdecken lässt, sind Burger. Das wollten die neuen Herrschinger Gastronomen nicht: "Die hat ja jeder", sagt Frömming. Eine Ausnahme gibt es jedoch, wenn am Dienstag, 21.Februar, die erste öffentliche Veranstaltung im "Kiez" steigt: eine Faschingsparty von 13 Uhr an mit einem DJ, mit Bier, Bratwurstsemmel - und eben auch Burger.
