Benefizkonzert:Herrsching: Kirche wird zum Festsaal

Benefizkonzert: Beim Herrschinger Benefizkonzert für den Umbau der alten Nikolauskirche waren fast alle Plätze belegt.

Beim Herrschinger Benefizkonzert für den Umbau der alten Nikolauskirche waren fast alle Plätze belegt.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die alte Nikolauskirche in Herrsching soll zu einem weltlichen Veranstaltungsort umgebaut werden - Doch das Geld ist knapp: Arabella Steinbacher und Anton Pfell füllen mit ihrem Auftritt das Spendenkörbchen.

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Der Kontrast hätte nicht größer sein können. Auf der einen Seite die Stargeigerin Arabella Steinbacher mit ihrer mehrere Millionen teuren Guarneri-Geige, die ihr eine Schweizer Stiftung für drei Monate zum Spielen überlassen hat. Auf der anderen Seite Kirchenmusiker Anton Ludwig Pfell mit seinem elektronischen Orgel-Sakral-Keyboard "Viscount" für etwa 1600 Euro.

Der gute Zweck hatte die Geigerin, die seit einiger Zeit wieder in ihrer Heimatgemeinde Herrsching lebt, und Pfell, der Arabella Steinbacher in ihrer Jugend auf ihrem musikalischen Weg begleitet hat, für ein Benefizkonzert in die Herrschinger Nikolauskirche zusammengeführt. Die benachbarte alte Nikolauskirche soll nämlich vom Gotteshaus zum weltlichen Festsaal umgebaut werden. 1209 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt, im Laufe der Jahrhunderte mehrmals renoviert und stark erneuert.

Benefizkonzert: Stargeigerin Arabella Steinbacher und ihr früherer Förderer, Anton Ludwig Pfell, spielten bei dem Konzert Musik von Bach, Mozart und Beethoven.

Stargeigerin Arabella Steinbacher und ihr früherer Förderer, Anton Ludwig Pfell, spielten bei dem Konzert Musik von Bach, Mozart und Beethoven.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Seit sieben Jahren ist die alte Nikolauskirche wegen Problemen mit der Statik geschlossen. Auch die neue Nikolauskirche und die Martinskirche müssen saniert werden, erklärte Pfarrer Simon Rapp den mehr als 300 Konzertbesuchern. "Jede Kirche hat ihren Reiz, jeder verbindet etwas anderes mit ihnen." Trotzdem: Drei Gotteshäuser zu sanieren und später zu unterhalten, sei auch angesichts der sinkenden Zahl an Kirchgängern nicht zu stemmen. Deswegen hat die Kirche entschieden, sich von der Alten Nikolauskirche zu trennen. Vor mehr als 200 Jahren war schon einmal über den Abbruch des sakralen Baus diskutiert worden. Damals hatten die Bürger das verhindert. Jetzt ist von Abriss keine Rede. Der Umbau werde mit "Fingerspitzengefühl" durchgeführt, so Rapp. Eine Kirche sei schließlich ein besonderer Ort. "Wir steigen jetzt in die Planungen ein", sagte der Pfarrer. Das Procedere umfasse eine Änderung des Bebauungsplans und Abstimmungen mit der Denkmalschutzbehörde.

Der Altarraum soll abgetrennt werden und die Kapelle für Andachten und kleine Gottesdienste erhalten bleiben. Das Kirchenschiff wird ausgeräumt und umgestaltet. Empore und Eingangsportal werden abgerissen. Es soll eine Bühne geben, einen WC- und Garderobenbereich im Zwischentrakt. Auch für das Stuhl- und Tischlager, für eine kleine Küche und einen Aufbewahrungsraum wird Platz geschafft. Außerdem kommt in den etwa 120 Personen fassenden Festsaal eine Heizung.

2021 wurden die Baukosten auf 3,2 Millionen Euro geschätzt. Vom Bistum kommen 1,2 Millionen Euro, jeweils 800 000 Euro steuern die Kirchenstiftung und die Gemeinde Herrsching für den Festsaal bei. Allerdings seien die Baukosten im vergangenen Jahr gestiegen und deshalb schwierig zu prognostizieren, so Rapp. Weitere Stiftungen und Förderungen würden angefragt. "Eine nachhaltige Energieversorgung soll gegebenenfalls durch Dritte finanziert und dann gepachtet werden", heißt es auf einem Informationsblatt. Trotzdem wird ein beträchtlicher Teil durch Spenden finanziert werden müssen. "Wir brauchen ein bisschen Geld", umschrieb Rapp die Situation beschönigend.

Bei der Gemeinde ist die Kirche mit den Plänen auf offene Ohren gestoßen. "Derzeit wird an den Nutzungsvereinbarungen mit der Kirche gearbeitet", berichtete Bürgermeister Christian Schiller. Herrsching habe zwar viele Einrichtungen und bald sogar ein eigenes Gymnasium, aber ein barrierefreier Kultursaal mitten im Ort habe gefehlt, erklärte er.

Die Informationen hatten der Pfarrer und der Bürgermeister zwischen den Konzertstücke gegeben. Am Schluss gab es noch eine musikalische Zugabe, bei der Arabella Steinbacher zeigte, zu welchen Klangepisoden ihre Guarneri fähig ist. Standing Ovations, Bravorufe und frenetischer Applaus waren der Lohn - und viele Scheine, die ins Spendenkörbchen gesteckt wurden.

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