Wegen Beschädigungen an Skulpturen:Kunstverein gibt auf

Zerstörte Skulptur

Schwer beschädigt: Eine der demolierten Skulpturen im Kurpark Herrsching.

(Foto: oh)

Nachdem Unbekannte abermals zwei Skulpturen im Kurpark Herrsching demoliert und hohen Sachschaden angerichtet haben, will die Gruppe um Margit Metz auf dem Gelände keine Ausstellung mehr organisieren

Von Christiane Bracht, Herrsching

Wütend, enttäuscht und ratlos sind sowohl die Künstler als auch der Herrschinger Kulturverein. Unbekannte haben ihre Zerstörungswut erneut an der derzeitige Ausstellung im Kurpark ausgelebt. Vor zwei Wochen rissen sie dem "Phönix" aus Marmor von Leonhard Schlögl einen Flügel ab und versenkten eine 600 Kilogramm schwere Eichenkugel im See, die zu einer Installation von Iris von Huene gehörte. Die Kugel wurde später im Hafenbecken wiedergefunden und musste aus dem Wasser geborgen werden. Außerdem wurde ein Krieger mit Lippenstift beschmiert. Die Aufschrift lässt sich nicht mehr entfernen, da der Stein sehr empfindlich ist.

In der Nacht zum Sonntag haben die Randalierer erneut zugeschlagen und zwei weitere Skulpturen im Kurpark zerstört. Mit brachialer Gewalt rissen sie Claudia Endres' Werk aus Anröchter Dolomit mit dem Titel "Nuklear II" um und brachen die Spitze ab. Schaden: 7500 Euro. Auch die "Umarmung" von Marianne Schweigler, eine betonmodellierte Skulptur, wurde von Randalierern aus der Verankerung gerissen. Die Köpfe sind nun "stranguliert, das ist nicht mehr zu reparieren", sagt die Vorsitzende des Kulturvereins, Margit Metz. Der Schaden: etwa 12 000 Euro. "Was soll man da noch machen?", fragt Metz. Sie hat jetzt schon Angst vor dem nächsten langen Wochenende, wenn Betrunkene eventuell die nächsten Kunstwerke demolieren. Deshalb hat Metz nun alle Künstler angeschrieben und ihnen nahegelegt, ihre Werke abzuholen, bevor sie ebenfalls Opfer der Randalierer werden. 30 Skulpturen sind im Park rund um das Kurparkschlösschen ausgestellt. Einer der Künstler will schnell sein Werk retten, die übrigen wollen sich nicht vertreiben lassen. Sie harren aus bis zur Finissage am Sonntag, 7. Juni.

"Das wird die letzte Ausstellung im Kurpark sein", kündigt Metz an. "Leider." Zwar habe sie schon die nächste geplant, aber das Risiko, dass wieder Werke mutwillig zerstört werden, ist dem Verein zu groß. "Wir haben die Nase voll von der Brutalität", sagt Metz. Zwar habe es in früheren Jahren auch schon Vandalismus gegeben, aber jetzt hätten Gewalt und Respektlosigkeit vor dem Werk anderer eine neue Dimension angenommen. Und der Verein sei auch nicht in der Lage, den Schaden zu begleichen, man könne lediglich einen Transportkostenzuschuss geben. Auch Versicherungen zahlen nicht. "Es ist sehr schade, dass wir dazu gezwungen sind", klagt Metz. Denn das Ambiente im Kurpark sei sehr schön, die Ausstellung spreche auch viele an. "Die Leute bleiben vor den Werken stehen, diskutieren, ob sie ihnen gefallen. Kinder fragen, was sie zu bedeuten haben. Radler werden langsamer und schauen sich um. Besser kann es nicht sein", schwärmt Metz, die dieses Projekt vor zehn Jahren angestoßen hatte. "Es ist wie eine Oase. Ganz zwanglos wird über Kunst gesprochen." Die Ausstellung hat inzwischen einen Ruf weit über den Landkreis hinaus. Und die Künstler freuen sich über das Podium, das ihnen dort gewährt wird. Dies ist wohl auch der Grund, weshalb die meisten ihre Werke stehen lassen.

Auch Bürgermeister Christian Schiller bedauert die Zerstörung von Kunstwerken. Vor Jahren habe die Gemeinde einen Wachdienst eingestellt, der an der Promenade patrouilliert, was die Situation verbesserte. Doch nun scheine das Gewaltpotenzial höher geworden zu sein. "Das Personal berichtet, dass es noch nie zuvor so schlimm war. Betrunkene Jugendliche bewerfen die Wachleute jetzt sogar mit Flaschen", weiß Schiller. Die Gemeinde könne die Taten nur anzeigen und hoffen, dass sich couragierte Zeugen melden.

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