Herrsching:Die "goldenen Jahre" sind vorbei

Herrsching: Was machen wir mit den Millionen? Die Gemeinde Herrsching am Ammersee muss sparen, und nichts wird billiger.

Was machen wir mit den Millionen? Die Gemeinde Herrsching am Ammersee muss sparen, und nichts wird billiger.

(Foto: Silas Stein/dpa)

Inflation, steigende Kosten und der Krieg in der Ukraine haben auch in der Ammersee-Gemeinde dazu geführt, dass für das Haushaltsjahr 2023 der Rotstift angesetzt werden muss.

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Die Gemeinde Herrsching kann das Jahr 2023 mit einem einstimmig verabschiedeten Haushalt beginnen. Die Freude darüber war allerdings getrübt, denn die "goldenen Jahre" sind vorbei. Inflation, steigende Kosten und der Ukraine-Krieg haben auch in der Ammersee-Gemeinde dazu geführt, "dass der Rotstift angesetzt werden musste", wie es Kämmerin Miriam Goodwin formulierte. Nicht allen im Ratsgremium hat das gefallen: "Harte Kämpfe" seien in vorausgegangener achtstündiger Klausursitzung ausgefochten worden, erinnerte sich Thomas Bader (CSU). Insgesamt hat der Haushalt ein Volumen in Höhe von 33 Millionen Euro. Die 4,4 Millionen Euro liquiden Mittel sind etwa um eine Million niedriger als im Vorjahr.

Hundesteuer, Zweitwohnungssteuer, Gewerbesteuer: Alles wird teurer

Allein zwölf Millionen benötigt die Gemeinde 2023, um ihre "außerordentlich hohen" Investitionen zu stemmen. Das schaffen die Herrschinger nicht ohne Kredit in Höhe von 3,4 Millionen Euro. Zudem muss die Gemeinde an ihr Tafelsilber: Ein Grundstück soll verkauft werden und 685 000 Euro in die Kasse spülen. Auf die Bürger kommen Steuererhöhungen zu: Die Hundesteuer wird von 60 auf 80 Euro im Jahr erhöht (plus 11 000 Euro), ebenso die Zweitwohnungssteuer (plus 300 000) und die Gewerbesteuer. Der Hebesatz soll nach 26 Jahren von 300 auf 320 Prozent erhöht werden. "Damit liegen wir im landkreisweiten Mittelfeld", so Goodwin. Am günstigsten ist es derzeit in Pöcking (240), am teuersten in Gilching (340). 4,4 Millionen Euro sollen all diese Maßnahmen bringen. 70 Prozent der Herrschinger Einnahmen kommen aus Steuererträgen, Goodwin rechnet mit einer Erholung nach den beiden Corona-Jahren. Bei der Gewerbesteuer gebe es bereits jetzt ein deutlich besseres Ergebnis: Für 2022 nimmt die Kämmerei eine Million mehr als geplant ein, 2023 hofft Goodwin auf jeweils etwa neun Millionen Euro bei Einkommens- und Gewerbesteuer.

Herrsching: Für 1,3 Millionen Euro soll der Pausenhof der Christian-Morgenstern-Volksschule in Herrsching saniert werden.

Für 1,3 Millionen Euro soll der Pausenhof der Christian-Morgenstern-Volksschule in Herrsching saniert werden.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Dem gegenüber stehen die Ausgaben: Allein 8,3 Millionen Euro gingen zuletzt als Kreisumlage nach Starnberg. Was 2023 gezahlt werden muss, steht noch nicht fest. Es werde aber sicherlich nicht bedeutend günstiger werden, so die Befürchtung. Nicht gespart werden kann an den 5,4 Millionen Euro Personalkosten: 69 Angestellte, davon 17 im Erziehungsbereich, müssen bezahlt werden. Bei den Investitionen steht der Bau des Kinderhauses am Fendlbach an erster Stelle. Hier werden von den neun Millionen Euro Gesamtkosten im nächsten Jahr 6,9 fällig. Die Gemeinde erwartet für dieses Projekt einen Zuschuss in Höhe von drei Millionen. Für 1,3 Millionen Euro soll der Pausenhof der Christian-Morgenstern-Volksschule, für rund eine halbe Million die Mühlfelder Straße saniert werden.

Mittelfristig stehen die "freiwilligen Leistungen" zur Debatte, der Bürgermeister bangt um die Leistungsfähigkeit der Gemeinde

Auch wenn die einzelnen Beträge relativ klein erscheinen, summieren sich die freiwilligen Zuwendungen der Gemeinde auf 224 000 Euro. Dabei wurden längst nicht alle Wünsche erfüllt. So muss etwa der Seniorenbeirat auf einen Zuschuss in Höhe von 6000 Euro (zwei Euro pro Gemeindebürger über 60 Jahre) verzichten. Damit hätten Ausflüge und Veranstaltungen subventioniert werden sollen. Mit den Worten "das ist nicht Aufgabe des Seniorenbeirats", schmetterte Bürgermeister Christian Schiller das Ansinnen ab. Für seine Beratungstätigkeit hat der ehrenamtliche Beirat einen Etat von 500 Euro - "so wie der Jugendbeirat", meinte Schiller.

Wenn sich die finanzielle Situation nicht bessert, dann sollen sowieso "mittelfristig die freiwilligen Leistungen überdacht werden", mahnte Schiller. Es gelte "die Handlungsfähigkeit der Gemeinde zu erhalten". Im Gegensatz zur Kämmerin blickte er aber optimistisch in die Zukunft. "Mir wird nicht angst und bange", betonte er. Allerdings müsse es gelingen, den Gemeinsinn zu stärken.

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