Es ist ein starker, fast schon aufdringlicher Geruch nach Holz, der sich im ersten Obergeschoss des Rohbaus verbreitet. Die Baubuche verströmt hier ihr intensives Aroma, ein Material von dem Architekten wie Zimmerer am Rande des Richtfestes für das neue Gymnasium in Herrsching geradezu schwärmen. Und es ist ein besonders wichtiger Baustoff in dem Gebäude in exponierter Lage am Ammersee, denn zusammen mit viel Glas wird es Innenräume und Fassaden prägen. Im Herbst nächsten Jahres soll dort der Unterricht beginnen. „Das ist alles auf Kante genäht“, sagt Starnbergs Landrat Stefan Frey zum Zeitplan.
Mit Blasmusik, Richtspruch und Brotzeit wurde am Freitag mit Handwerkern und Planern, Vertretern aus Politik, Kultusministerium und vom Förderverein gefeiert. Auf einem etwa vier Hektar großen Grundstück in attraktiver Lage am südlichen Ortsrand von Herrsching entsteht ein dreistöckiger Gebäudekomplex. Bis zu 1000 Schüler können dort einmal unterrichtet werden; die Flächen sind so konzipiert, dass dort ein modernes pädagogisches Konzept mit sogenannten Lernräumen umgesetzt werden kann. Zur Schule gehören auch eine Dreifachturnhalle und eine Tiefgarage mit Stellplätzen für 80 Autos.
Aber es ist noch viel zu tun. Das ist nicht zu übersehen. Überall noch nackter Beton, gelbe Schläuche ringeln sich am Boden, Pakete von Dämmplatten und Metallträger liegen bereit. Immerhin: Das Dach ist drauf, zum Teil ist die Fassade schon mit Fenstern bestückt. Von der Sporthalle stehen schon die beiden Betonwände an Stirn- und Rückseite. Die noch in blaue Kunststofffolien eingepackten Schichtleimträger aus Buchenholz sind am Boden gelagert. Sie sollen im Lauf der kommenden Woche eingebaut werden, berichtet Johannes Hasler, der im Starnberger Landratsamt für die Bauleitung zuständig ist. Zugleich gehen die Fassadenarbeiten an den beiden Lernhäusern weiter. Der Zeitplan ist eng, bestätigt auch er. Viel darf nicht mehr dazwischenkommen.
Denn nach insgesamt dreieinhalb Jahren Bauzeit soll das Gymnasium am Ammersee im Herbst nächsten Jahres eröffnen. Die künftigen Schüler werden bereits in sogenannten Vorklassen in Germering und Gilching unterrichtet. Mittlerweile seien es insgesamt sechs Klassen in den Jahrgangsstufen 6, 7 und 8, berichtet Patricia Heilig, die zuständige Mitarbeiterin der Ministerialbeauftragten. Eltern kann sie insofern beruhigen, dass auch Übertritte aus anderen Gymnasien nach Herrsching möglich seien – sofern dort dann Plätze frei sind.
Die künftige Schulleiterin, die eigentlich erst im August zumindest zeitweise ihre neue Aufgabe übernimmt, hat beim Richtfest schon mitgefeiert und in dieser Woche auch einen Besprechungstermin im Büro der Architekten Felix Schürmann und Ellen Dettinger absolviert. Eva Weingandt wurde so zeitig ins Boot geholt, damit sie auch bei Fragen der baulichen Gestaltung schon mitwirken kann, bei der digitalen Ausstattung, bei der Auswahl von Möbeln und Farben. Bisher ist sie Stellvertreterin im Gröbenzeller Gymnasium, ihre neue Aufgabe im Direktorat in Herrsching sieht sie als „Traumjob“, als die „attraktivste Tätigkeit in ganz Bayern“.
Die zuletzt kalkulierten Kosten für die Schule belaufen sich auf 110 Millionen Euro. Nach aktuellem Stand sei das Budget einzuhalten, sagte der Kreiskämmerer beim Richtfest. Während die Arbeiten vorangehen, dauern auch juristische Auseinandersetzungen an. Anwohner, die bisher einen Blick auf Wiese und Wasser genießen konnten, hätten den Neubau an der Stelle am liebsten verhindert. Zuletzt hatte sich in dieser Woche das Verwaltungsgericht in München mit einer Beschwerde über die Lautstärke der Kräne auf der Baustelle zu beschäftigen.