Nepomuk:Handball und Klimaschutz

Die Herrschinger SPD bestellt extra einen Experten für Klimaschutz und Energiewende in den Gemeinderat - schaut dann aber lieber ein Handballspiel an.

Von Eurem Nepomuk, Herrsching

Im Landkreis Starnberg gibt es ja so viele Klimaschützer wie nirgendwo anders. Bei so vielen Elektroautos, die durch das Fünfseenland düsen, Elektrobooten, die still und leise über die Seen gleiten und den ganzen glitzerglänzenden Photovoltaik-Anlagen, die von den Dächern blitzen, ist der Fall für mich da eindeutig.

Viele wissen es gar nicht, aber wir Wassergeister sind beim Thema Klimaschutz schon von Anfang an ganz vorne mit dabei: Die WFF ("Wassergeister for Future") veranstalten regelmäßig Demonstrationen auf dem Grund vom Ammersee oder vom Starnberger See - zum Grundwasserschutz.

Wir Wassergeister im Allgemeinen und ich im Speziellen profitieren schließlich enorm von den Maßnahmen zum Umweltschutz. Zum Beispiel ist mit der EMS Berg ein Elektro-Dampfer auf dem Starnberger See unterwegs. Das ist super: Denn der leckere Seetangsalat meiner geliebten Nepomuka wird ungenießbar, wenn auch nur ein einziges einsames Tröpfchen Motorenöl mit ihm in Berührung kommt. Und wenn der Seetangsalat ungenießbar ist, ist es die Nepomuka auch.

Umweltschutz ist also schon aus Eigeninteresse meine große Leidenschaft - genau wie Handball. Und so stand ich vor ein paar Tagen vor einem Problem. Eigentlich wollte ich mir mit einer Schüssel Algenchips das Handballspiel Deutschland gegen Norwegen anschauen. Gleichzeitig ging es im Herrschinger Gemeinderat um den Klimaschutz. Schwierige Entscheidung für einen handballbegeisterten Ökowassergeist. Aber die Zukunft geht vor, also bin ich in den Gemeinderat gegangen.

Auf Einladung der SPD war dort schließlich ein Experte der bayerischen Architektenkammer zu Gast, um die Kommunalpolitiker in Sachen Energiewende mal gründlich zu beraten. Ich war total gespannt. Was würde er vorschlagen? Vielleicht eine Ölfilteranlage im Ammersee? Oder wenigstens weniger Motor- und mehr Elektroboote?

Der nette Herr hatte dann aber eher über die schmelzenden Eisberge in der Antarktis geredet. Das Problem: Herrsching ist nicht die Antarktis, und im Ammersee gibt es gar keine Eisberge. Und der Experte hat ganz schön lange geredet. Also wirklich sehr lange.

Irgendwann ist dem Mann dann der Akku vom Mikrofon ausgegangen. Bürgermeister Christian Schiller meinte daraufhin, die "Leistungsgrenze ist erlangt". Und das galt offenbar auch für die SPD-Fraktion, die den Experten eigentlich eingeladen hat. Denn deren Gemeinderäte haben nebenbei das Handballspiel angeschaut. Und so konnte ich meine beiden Leidenschaften - Handball und Klimaschutz - kombinieren. Toll! Nur die Algenchips haben gefehlt, findet

Euer Nepomuk

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