Herrsching:Franz von Assisi für alle

Einweihung der Breitbrunner Stele

Die Stele von Marianne Schweigler besteht aus Tuffstein mit Einschusslöchern, in denen das Moos wachsen kann. Darüber thront die Heiligenfigur.

(Foto: Franz X. Fuchs)

Der Breitbrunner Kapellenbauverein hat eine neue Stele realisiert - die zur Rückbesinnung auf die Natur ermahnen soll

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Im Gegenlicht der Abendsonne schwirrten die Insekten über den wogenden Gräsern der Sommerwiese und das vielstimmig Gezirpe der Grillen ertönte. Dahinter gaben die Bäume und Sträucher immer wieder einen Blick auf den Ammersee frei. Knorrige Eichen spendeten Schatten, und eine kleine Ruhebank lud zum Verweilen ein. Der Kapellenbauverein Breitbrunn hätte keinen schöneren Platz für sein neues Marterl finden können als diesen Platz in Breitbrunn, an dem sich die Wendelsteinstraße mit der Seeleite und dem Franz-Utz-Weg kreuzen. Seit rund 25 Jahren gibt es den Kapellenbauverein. Er hat nicht nur die Europakapelle auf dem Jaudesberg realisiert, sondern in all den Jahren auch alle Wegkreuze, Marterl und Kapellen in der Gemeinde renoviert.

Erst seit rund 100 Jahren werden im Breitbrunner Unterdorf Wohnhäuser gebaut, wusste Vorsitzender Hans Ulrich Greimel. Was bisher gefehlt hatte, sei ein Platz gewesen, um innezuhalten und dem Herrgott zu danken. Vor einem Jahr hat der Verein deswegen die Breitbrunner Künstlerin Marianne Schweigler mit dem Projekt beauftragt. Sie hat übrigens auch die Skulptur vor dem Herrschinger Rathaus geschaffen.

Für die neue Stele schwebte den Mitgliedern etwas Besonderes vor. Kein Holzkreuz sollte entstehen, sondern eine Stele aus Tuffstein. Dieses Material findet sich nämlich im Untergrund von Breitbrunn. Beim Bau des Klosters sei man auf Tuff gestoßen, berichtete Greimel. Da der Breitbrunner Tuffstein allerdings nicht so fest sei, habe man die Stele aus einem Steinbruch bei Polling geholt. An dem grob gehauenen Stein mit seinen vielen Einschlüssen und natürlich entstandenen Löchern wachse sogar noch Moos, zeigte Schweigler. Passend dazu thront auf dem Stein die schlichte, ein wenig archaisch wirkende, braungefärbte Bronzefigur des Heiligen Franz von Assisi und daneben ein goldenfarbenes Sonnenrad mit Symbolen. Es erinnert an den Lob- und Preisgesang an die Schöpfung, den "Sonnengesang", den der Heilige wenige Monate vor seinem Tod gedichtet hatte. Rund 10 000 Euro hat das Kunstwerk gekostet. Es wurde durch viele Spenden von Privatleuten, Firmen und der Gemeinde finanziert. Der Gedenkort solle jetzt an das "Staunen über die Natur erinnern", meinte Dekan Simon Rapp.

Die Einweihung von Abtprimas Notker Wolf fand wegen Corona in reduzierter Form statt. Die Breitbrunner kamen mit Maske und stellten ihre eigenen Klappstühle mit Abstand auf. Statt gemeinsamen Gesang spielte Birgitta Feldwisch Akkordeon.

Oft wird Franz von Assisi, der zwischen 1182 und 1226 in Italien gelebt hatte, in der bildenden Kunst als Tierfreund in Begleitung von Tauben, einem Lamm oder einem Wolf gezeigt. Bei der Breitbrunner Stele steht der "Sonnengesang" im Mittelpunkt.

Vereinsmitglied Georg Denzler, 90-jähriger emeritierter Professor für Kirchengeschichte, stellte bei der Einweihungsfeier den Heiligen sowie den Sonnengesang vor. In verkürzter Fassung steht der Text aber auch auf einer Metallplatte, die an der Tuffstein-Stele angebracht ist. Darin wird dem Allmächtigen für die "Schwester Sonne, für den Bruder Mond und die Sterne, für den Bruder Wind, für Wasser und Feuer, für unsere Schwester Mutter Erde und für unseren Bruder, den leiblichen Tod" gedankt. Die einzelnen Symbole für Sonne, Mond, Stern, Wind, Wasser und Feuer hat Schweigler in das goldfarbene Sonnenrad eingefügt. Während der Segnungsfeier kamen immer wieder Badegäste auf ihrem Heimweg vorbei. In Zukunft sollen sie hier stehen bleiben und sich über die wunderbare Schöpfung freuen. "In jedem von uns steckt ein wenig Franz von Assisi", betonte Bürgermeister Christian Schiller und mahnte "an die Armen und an die Natur zu denken".

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