Herrsching:Einstieg ins regenerative Geschäft

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Die Munich International School verbraucht pro Jahr Energie für 300 000 Euro. Die Energie-Genossenschaft will beim Sparen helfen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Energie-Genossenschaft Fünfseenland bietet Management für große Objekte an

Von Otto Fritscher, Herrsching

Dreh- und Angelpunkt der Energiewende im Landkreis Starnberg ist offenbar das Energiewendezentrum an der Seestraße 35 in Herrsching. "Dort haben wir die Experten, die fast jeden Tag Beratungen anbieten", sagte Gerd Mulert, Vorstand der Energie-Genossenschaft Fünfseenland, bei der Mitgliederversammlung am Mittwochabend im Starnberger Landratsamt. Im Zentrum gibt es aber auch die Balkon-Kraftwerke zu kaufen - kleine Fotovoltaikanlagen - und E-Bikes zum Testen. Auch die Klimamanagerin des Landkreises, Josefine Anderer-Hirt, sei hier anzutreffen, sagte Landrat Karl Roth.

Einig war man sich bei der Versammlung, dass es noch ein sehr weiter Weg bis zum Ziel ist, den Landkreis bis zum Jahr 2035 energieautark zu machen. "Wir sind noch nicht so weit, wie wir sein wollten, wir kommen nur in sehr kleinen Schritten voran", merkte Roth selbstkritisch an. Als positives Beispiel führte er das Stadtradeln an, das jüngst "bei strömendem Regen eröffnet" worden sei. Und Roth lobte die 2011 gegründete Energie-Genossenschaft: "Es braucht Idealisten wie Sie."

Mulert ging in seinem Bericht auf die einzelnen Geschäftsfelder der Genossenschaft ein, die rund 400 Mitglieder und ein Eigenkapital von knapp 500 000 Euro hat. So habe die Preiserhöhung von Eon im Mai dem "Fünfseenland-Strom" viele neue Kunden gebracht, darunter auch Großverbraucher wie die VR-Bank. Für das "Fünfseenland-Gas" sei indes mehr Werbung nötig. Weiterhin kostenlos wird die Erstplanung von Fotovoltaikanlagen angeboten. "Binnen zwei Tagen können wir jedem Interessenten genau sagen, wie viel Strom die Anlage auf seinem Dach bringen würde", erklärte Mulert und fügte hinzu: "Aber auch vor größeren Anlagen schrecken wir nicht zurück." Vor größeren Projekten offenbar auch nicht, denn als neuen Geschäftsschwerpunkt hat sich die Genossenschaft das sogenannte Contracting vorgenommen. Sie übernimmt damit für zehn oder 15 Jahre - je nach Vertrag - die komplette Energieversorgung von größeren Objekten; dazu gehören Planung, Instandhaltung, Modernisierung und Betrieb von Strom, Heizung, Licht und Lüftung. "Das wird immer komplexer, mir tun die Hausmeister richtig leid", scherzte Mulert.

In der Praxis hat die Energie-Genossenschaft bereits die Energieversorgung der Mittelschule und des Gymnasiums in Gilching übernommen, ebenso für das Quartier und das Andechser Rathaus, für die Munich International School in Percha und den Starnberger Tierschutzverein. Um welche Größenordnungen es geht, zeigen diese Zahlen: In Gilching wird eine Million Euro in moderne Energieanlagen und Fotovoltaik investiert, in Andechs müssen laut Mulert "einige Hunderttausend Euro in die Hand genommen" werden, und eine "Superaufgabe" sei die Munich International School, die jährlich rund 300 000 Euro Energiekosten habe, die man senken will. Die Planungen für ein Nahwärmenetz bei der Klinik Seefeld wurden indes gestoppt, weil die Zukunft des Krankenhauses bislang noch unklar ist.

Außerdem will sich die Genossenschaft verstärkt um die Elektromobilität kümmern. "Es gibt kein einheitliches Ladesystem zum Beispiel", kritisierte Mulert, und er wusste auch, woran das liegen könnte: "Im Landratsamt und bei der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusförderung gibt es für die Elektromobilität zu wenige Ressourcen." Und er fügte hinzu: "Wenn andauernd anderes wichtiger ist, dann geht halt nichts weiter." Es klang ein bisschen resigniert.

© SZ vom 30.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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