Design vom Ammersee:Auf den Hund gekommen
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Ulrike Harrassowitz hat Kostüme für Theater und Fernsehen entworfen. Jetzt fertigt sie in ihrem Herrschinger Atelier Maßbetten und Decken für die Vierbeiner.
Von Sylvia Böhm-Haimerl, Herrsching
Die Liegefläche ist perfekt an den Körper angepasst, sie ist punktelastisch, formstabil, antiallergisch und pflegeleicht. Nein, es ist keine Matratze für Menschen, es handelt sich vielmehr um ein Hundebett. Denn auch Hunde leiden unter Arthrose oder haben Probleme mit der Hüfte. 30 Jahre lang hat Ulrike Harrassowitz Kostüme für Theater, Funk und Fernsehen entworfen; nun ist sie auf den Hund gekommen und stellt in ihrem Herrschinger Atelier Designerbetten für Vierbeiner her.
Sie entwirft eine Nest-Form für den kleinen Hund oder große Liegeflächen mit dem Portrait des Lieblings. Sie nimmt Maß am Vierbeiner, damit die Länge stimmt und die Höhe des Kopfteils. Sie eruiert sorgsam die Bedürfnisse des tierischen Lieblings. "Es macht mir Spaß mich auf spezielle Wünsche des Kunden einzustellen." Für die arthritische Pfote beispielsweise wird ein zusätzliches Stützkissen eingebaut, bei Wirbelsäulenproblemen eine Nackenstütze.
Für den gesunden Hund muss die Matratze härter gefüllt werden mit antiallergischen Visco-Flocken. Vierbeiner mit Gelenkproblemen indes mögen es weicher. Harrassowitz glaubt fest daran, dass ihr die tierischen Kunden zu verstehen geben, wie sie ihr Bett haben wollen. Ein Dackel habe probegelegen und sich geweigert wieder aufzustehen, bis sein Frauchen Herrchen das Bett gekauft und mit nach Hause genommen habe, erzählt sie.
Die studierte Mode-Designerin kommt auf Wunsch sogar in die Wohnung und passt ihre Entwürfe an die Einrichtung an. Dann steht neben dem schwarz-weiß-gestreiften Sofa die kleinere Couch-Version für den Mops oder ein dezent in blau-grau gehaltenes Hundebett neben dem antiken Kanapee. Da der Trend derzeit zum Zweithund geht, entwirft Harrassowitz auch Liegelandschaften. "Das ist für Hund und Mensch zum Kuscheln", sagt sie. "Das ist sehr stylisch im Wohnzimmer und kommt an bei den Hundebesitzern." Ein Hundebett nach Maß, das in die Ecke eines Wohnmobils passt, hat sie ebenfalls schon entworfen.
Zwar sind die Einzelanfertigungen mit 400 bis 1600 Euro nicht gerade billig. Doch das ist es den Hundebesitzerin in der Region offenbar wert, hat sie festgestellt. Schließlich liegt der Vierbeiner im Design-Bett nicht nur gesund, das Material ist auch äußerst langlebig und kann sogar repariert werden, falls erforderlich. Denn Nachhaltigkeit ist ihr wichtig. Die Hundebetten kann man in der Maschine waschen und die Stoffe mit einem feuchten Tuch abwischen. Man kann die wasserundurchlässigen Decken mit rutschfestem Boden auch zusammenrollen und sie ins Restaurant mitnehmen.
"Ob man Kleidung auf den Leib schneidert oder Hundebetten in die Wohnung einfügt, es ist ein ähnlicher Bereich", erklärt Harrassowitz. Sie entwirft die Betten, kauft die gewünschten Stoffe in Frankreich ein und schneidet sie in ihrem Atelier zu. Eine Schneiderin aus der Region näht sie anschließend zusammen. Dann kommen die Hundebetten wieder zurück ins Atelier.
Warum sie ausgerechnet auf den Hund kam, obwohl sie selbst eine Katze hat, erklärt sie damit, dass eine Kollegin angeregt habe, gemeinsam eine Hundekollektion zu entwerfen. Das war vor drei Jahren. Die Beiden gründeten die Firma UH- Collection Hunde Betten Manufaktur. Dann kam Corona, erzählt sie, und man habe sich wegen der großen Entfernungen auseinanderentwickelt. Seither geht die Herrschingerin eigene Wege.
Ulrike Harrassowitz hat Mode-Design in Hannover studiert und als Kostümbildnerin an Theatern, unter anderem am Residenztheater in München, gearbeitet. Später wechselte sie in die Musikbranche und arbeitete bei verschiedenen Fernsehsendern. Sie hat den Schauspieler und Kabarettisten Ottfried Fischer eingekleidet, sowie seine Kollegin Monika Gruber. Sie hat Kostüme für die Schauspielerin Michaela May geschneidert und für die Band des Deutsch-Rockers Peter Maffay. Der Liebe wegen ist Harrassowitz vor 14 Jahren von Norddeutschland nach Herrsching umgezogen, wo sie in ihrem Wohnhaus ein Atelier eingerichtet hat. Vor drei Jahren hat sie festgestellt, dass sie "in 30 Jahren genug Klamotten gemacht hat" und nun etwas Eigenes herstellen will. "Es ist gut auf verschiedenen Beinen zu stehen", erklärt sie.