Kultur und Kulinarik:Ein Hauch von Karibik am Ammersee

Kultur und Kulinarik: Ein neuer kultureller Ort In Herrsching: Der gebürtige Kolumbianer Cristian Ramirez Carrillo hat im März das Café "Sonrisa" eröffnet.

Ein neuer kultureller Ort In Herrsching: Der gebürtige Kolumbianer Cristian Ramirez Carrillo hat im März das Café "Sonrisa" eröffnet.

(Foto: Nila Thiel)

Seit ein paar Wochen hat das Café "Sonrisa" in Herrsching geöffnet. Schon jetzt erwartet die Gäste kolumbianisches Essen, Kaffee und Livemusik - und schon bald soll es auch Ausstellungen geben.

Von Christina Denk, Herrsching

Sonrisa bedeutet lächeln, und wie zum Beweis hört man Cristian Ramirez Carrillo im "Café Sonrisa" an der Bahnhofstraße 23 in der Küche singen. Der Besitzer tritt durch den Vorhang, der das Bistro vom Raum nebenan trennt, und grinst. "Ich liebe lächeln", sagt der gebürtige Kolumbianer. Hinzu kommt: Im Sonrisa sollen die Leute mit einem Lächeln nach Hause gehen. Klar also, weshalb Ramirez Carrillo den Namen für sein Café gewählt hat.

Seit ein paar Wochen weht in der Herrschinger Bahnhofsgegend eine kolumbianische Brise. Ramirez Carrillo hat das ehemalige "Konturwerk" in eine latinische Oase verwandelt. Jetzt hört man hier südamerikanische Musik, über der Theke sitzt ein bunter Holzpapagei namens Emilio auf einer Schaukel. An den Wänden hängen Pflanzen und Gemälde.

Ganz oben auf der Speisekarte stehen Maniok-Pommes und Kochbananen-Chips als Vorspeise. Ein Kunde bestellt gerade die Gemüsesuppe. Auf der Kreidetafel am Eingang wird eine karibische Tagesbowl angepriesen. Jeden Tag mischt Ramirez Carrillo die Zutaten etwa anders. Immer dabei: Reis, Fisch oder Fleisch und Salat.

Auch wer in Herrsching nur gemütlich einen Kaffee genießen möchte, scheint hier richtig zu sein. Cappuccino, Espresso, Latte Macchiato oder Tee stehen ebenso auf der Karte wie der Streuselkuchen in einer Vitrine auf der Theke. Es wäre schade gewesen, den Stammgästen des "Konturwerks" ihre gewohnten Spezialitäten zu nehmen, sagt Ramirez Carrillo.

Kultur und Kulinarik: Den Papagei haben Inhaber Cristian Ramirez Carrillo und seine Mitarbeiter Emilio getauft.

Den Papagei haben Inhaber Cristian Ramirez Carrillo und seine Mitarbeiter Emilio getauft.

(Foto: Nila Thiel)
Kultur und Kulinarik: Eine der karibischen Tagesbowls, die Cristian Ramirez Carrillo selbst im "Sonrisa" kocht.

Eine der karibischen Tagesbowls, die Cristian Ramirez Carrillo selbst im "Sonrisa" kocht.

(Foto: Nila Thiel)

Neben einem Großteil der Einrichtung ist auch ein Highlight aus dem früheren Café geblieben: die Schaufenster. "Total nett" sei der Platz im Fenster, befinden zwei Frauen, die das Bistro eben betreten haben. Überhaupt: Für einen Dienstagnachmittag ist das Café gut besucht. Gäste kommen und gehen, bestellen Kuchen oder Suppe. Das Publikum ist bunt gemischt. Ob sechs Monate oder 80 Jahre - alle seien hier willkommen, sagt Ramirez Carrillo. "Ich glaube, das ist ein Platz für jede Person."

Ramirez Carrillo will einen Ort für Kultur schaffen

Mit dem Sonrisa hat sich Cristian Ramirez Carrillo einen Traum erfüllt. Seine Oma und seine Mutter führen beide ein Restaurant in Kolumbien. Er sei damit aufgewachsen, sagt der Familienvater, der seit 2019 in Deutschland lebt. Seit zwei oder drei Jahren habe er mit der Idee gespielt, ein Café zu eröffnen.

In seiner Heimat hat der 35-Jährige Kommunikation und Fotografie studiert, danach in Europa einige Jahre im erlernten Beruf gearbeitet. Er hat den Job immer gern gemacht, doch das Kochen sei für ihn eine Herzenssache, sagt der Mann, der in Herrsching bereits den Kiosk "Café de la Montaña" betreibt. Jetzt hat er also zwei Läden.

Kultur und Kulinarik: Bereits im vorherigen Café Konturwerk konnte man direkt im Schaufenster sitzen. Das schätzen die Gäste auch im "Sonrisa".

Bereits im vorherigen Café Konturwerk konnte man direkt im Schaufenster sitzen. Das schätzen die Gäste auch im "Sonrisa".

(Foto: Nila Thiel)

Im Sonrisa will Ramirez Carrillo einen Platz für Kultur schaffen, jeden Freitag oder Samstag soll es Livemusik geben. Mal treten lateinamerikanische Gruppen auf, mal Musiker direkt aus Herrsching. Die latinische Kultur werde gerne angenommen. "Wir sind sehr offen, sehr glücklich, mit viel Energie", sagt Ramirez Carrillo. Ein paar Auftritte gab es schon seit der Eröffnungsparty am 4. März, weitere sind geplant.

Bald gibt es auch Ausstellungen im Sonrisa

Weil in Herrsching die Räume für Livemusik und Theater begrenzt sind, soll das Sonrisa ein Ort für Kulturveranstaltungen sein - in Zukunft könnten auch Ausstellungen hinzukommen. Die Bilder an den Wänden zieren bereits kleine Zettel mit Beschreibungen. Der Inhaber plant, sie regelmäßig zu tauschen oder auch zu verkaufen. Eine weitere Kooperation scheint sich gerade anzubahnen: "Wollen Sie hier eine Ausstellung machen?", fragt Carrillo einen Café-Besucher, der sich als Künstler entpuppt. Gesagt, getan: Schon ist die Exposition für April beschlossene Sache.

Das Konzept kommt an, vor allem bei den Jüngeren. Es sei schön, neben dem See jetzt auch drinnen einen Ort zu haben, wo man sich treffen könne, sagt Gianluca Catanzaro, ein Besucher, der einen Platz im Schaufenster ergattert hat. Sonst seien die Cafés in Herrsching sehr schick, "das ist nicht so ganz mein Geschmack", ergänzt seine Sitznachbarin Nicole Kleinheinz. Hier dagegen sei es gemütlich.

Zur SZ-Startseite
Vladimir Raikov und seine Frau Nadiia Raikova übernehmen das "Casino" des Yachtclubs in Tutzing

SZ PlusUkrainischer Meisterkoch
:Vier Gänge für ein neues Leben

Volodymyr Raikov galt als einer der besten Köche der Ukraine. Nach der Flucht starten er und seine Frau im Tutzinger Yachtclub von vorn. Werden sie akzeptiert? Zu Besuch bei der Generalprobe.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: