Bundeswehr:Im Ernstfall ist die Truppe einsatzbereit

Bundeswehr: "Wir können unsere Nato-Partner im Osten schützen": Generalleutnant Ingo Gerhartz am Donnerstagabend im Andechser Hof.

"Wir können unsere Nato-Partner im Osten schützen": Generalleutnant Ingo Gerhartz am Donnerstagabend im Andechser Hof.

(Foto: Georgine Treybal)

Der Inspekteur der Luftwaffe spricht in Herrsching über die Gefahren durch den russischen Angriffskrieg und die Leistungsfähigkeit der Bundeswehr.

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Die Sorge in der Bevölkerung nimmt zu, dass sich der Ukraine-Krieg auf die Europäische Union (EU) ausweitet. Wie der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, am Donnerstag in Herrsching versicherte, sind die Ost-Grenzen der EU gut gesichert. "Wir können unsere Nato-Partner im Osten schützen", betonte er. Auf Einladung des CSU-Ortsverbands Herrsching und des ASP-Bezirksverbands Oberbayern (Arbeitskreis Außen- und Sicherheitspolitik der CSU) sprach Gerhartz über die Folgen des Krieges in der Ukraine für die Bundeswehr. 120 Besucher waren gekommen - das Thema brennt vielen Bürgern unter den Nägeln.

Ohne den bewaffneten Konflikt im Osten Europas, da ist sich der ASP-Bezirksvorsitzende Peter Staudt sicher, wären die 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr nie genehmigt worden. Auch Gerhartz beklagte, dass seit der Wende zu wenig in die bundesdeutschen Streitkräfte investiert worden sei. Sogar nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland 2014 habe der Druck gefehlt. Laut dem Generalleutnant reicht das Sondervermögen alleine nicht aus, um die Bundeswehr auf einen modernen Stand zu bringen. Das Hauptproblem sei jedoch das fehlende Personal, betonte er: "Wir müssen in den Streitkräften noch mehr tun, um junge Leute zu begeistern." Der Vorschlag von Besuchern, wieder einen Wehrdienst einzuführen, sollte zwar diskutiert werden. Bei der Luftwaffe aber gebe es zu viel Hightech, um Wehrpflichtige in der kurzen Zeit entsprechend ausbilden zu können. Auf Nachfrage einer Besucherin räumte Gerhartz zudem ein, dass es um den Frauenanteil in der Bundeswehr, insbesondere in Führungspositionen, schlecht bestellt sei. "Da haben wir noch eine Menge Nachholbedarf." Aber: Im Ernstfall wäre die Bundeswehr trotz allem einsatzbereit, so Gerhartz. Die Luftwaffe habe zu Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar umgehend reagiert. Seit März gebe es fast täglich Aufklärungsflüge über Polen und den baltischen Staaten.

Unter den Besuchern waren zahlreiche ehemalige Bundeswehrangehörige, so dass sich die Diskussion streckenweise um Detailfragen und Waffensysteme drehte. Stellungnahmen zu politischen Aspekten, beispielsweise welche Waffen genehmigt werden, vermied der Inspekteur der Luftwaffe allerdings. Doch es wurden auch Befürchtungen geäußert. Sind die USA noch ein verlässlicher Partner für Deutschland und Europa? "Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass wir uns auf die Amerikaner verlassen können", sagte Gerhartz. Allerdings müsse es bei Abhängigkeiten in den Bereichen Wirtschaft und Sicherheit eine Zeitenwende geben.

Was passiert, falls eine russische Langstreckenrakete in Polen einschlägt? Auch diese Frage beschäftigte eine Besucherin. Andere Zuhörer zeigten sich beunruhigt über Luftraumverletzungen der baltischen Staaten. "Dann steigen wir immer auf, um zu zeigen, hier ist Nato-Luftraum", erklärte Gerhartz. Man lasse sich jedoch auf keine Provokationen ein. Nicht auszudenken, welches Strohfeuer man ansonsten zünden könne. Dennoch müsse man Signale setzen Richtung Osten: "Bis hierher und nicht weiter."

Auf die Sorge von Zuhörern um die Bedrohung durch das russische Atomwaffenarsenal antwortete Gerhartz, er sei vorsichtig zu sagen niemals. Aber er hält eine atomare Bedrohung im Moment nicht für wahrscheinlich. Für Gerhartz sind die entsprechenden Drohungen Putins unverantwortlich. Aber ein Dritter Weltkrieg liegt seiner Einschätzung nach nicht im Interesse des russischen Machthabers.

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