Herrsching:Bayerischer Gruß ins Weltall

Herrsching Fotoshooting für ISS
(Foto: Georgine Treybal)

Ein Foto von etwa 300 Herrschingern soll 2018 auf die Raumstation ISS fliegen.

Von Patrizia Steipe, Herrsching

"Jetzt alle das freundlichste Gesicht machen", rief Bürgermeister Christian Schiller. Dann legte er das Megafon weg und reihte sich ein in die Menschenmenge am alten Sportplatz. Auf diesen Moment hatte Willy Generotzky gewartet: Auf der Feuerwehr-Drehleiter hatte sich der Fotograf trotz Höhenangst auf 15 Metern Höhe positioniert, damit jeder der rund 300 Bürger und zwei Hunde auf dem Foto zu erkennen ist. Dafür hatte sich Generotzky extra eine 50 000 Euro teure Spezialkamera ausgeliehen. Ziel des Unterfangens: Herrsching ins All schicken.

2018 soll der deutsche Astronaut Alexander Gerst das Kommando auf der internationalen Raumstation ISS übernehmen. Mit ESA-Missionsdirektor Roland Lüttgens aus Herrsching hatte Schiller die Aktion ausgetüftelt. Das Gruppenbild soll im Sommer 2018 per Trägerrakete zur ISS geschickt und Gerst mit dem Poster fotografiert werden. Dabei sollte aus dem Raumschifffenster die Erdkugel zu erkennen sein. Die Fotos mit Astronautenunterschriften können die Bürger dann downloaden oder ausdrucken. Was einfach klingt, ist mit großem Aufwand verbunden: Das Foto muss auf Spezialpapier gedruckt und mit Folie überzogen werden, weil farbiges Papier im All ausgasen könnte.

Wann und wie der Astronaut das Selfie mit den Herrschingern machen wird, muss genau festgelegt werden. "Im All ist jede Minute der Astronauten durchgetaktet". Gut, dass Lüttgens und sein Team den Tagesplan aufstellen werden. Da findet sicher eine Minute für die Herrschinger Aktion. "Das ist für die Raumfahrt schließlich Marketing, wie es besser nicht sein könnte", befand Schiller. Kaum jemand würde sich heute noch um Raketenstarts kümmern. "Unsere Aktion könnte die Raumfahrt transparenter machen", entgegnete Schiller den Kritikern.

Für die rund 300 Bürger, darunter Sportler, Wasserwacht, Eltern und Kinder war es ein großer Spaß. Altbürgermeister Adolf Wexlberger befand: "Bei solchen Gelegenheiten trifft man immer Leute, die man schon lange nicht gesehen hat." Ludwig Painhofer, Mitglied der Eichentaler Frieding, hatte sich in Tracht geworfen, um "einen bayerischen Gruß" ins All zu schicken. "Ich würde sofort mitfliegen", meinte Gerold Weissenbach. Astronauten gab es in seiner Jugend noch nicht. "Damals wurde erstmals ein Sputnik in den All geschossen". Aufs Bild muss die ISS-Besatzung noch ein Jahr lang warten. Einen ersten Gruß gab es aber bereits beim Fotoshooting: Um 22.30 Uhr flog die Raumstation über Herrsching - gut erkennbar als Stern am Firmament.

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