In Steinebach wurde vor Jahren umgebaut, Hechendorf und Gilching folgten später. Nach langem Warten und Planen soll nun auch das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude in Herrsching aufgemöbelt und zur Visitenkarte des Ortes werden. Im vergangenen Jahr einigte sich der Gemeinderat auf ein grobes Nutzungskonzept. Jetzt stellten die Herrschinger Architekten Philipp Streller und Christoph Welsch, der auch Grünen-Gemeinderat ist, ihre Pläne vor. Sie priorisierten bereits eine erste Maßnahme, die noch in diesem Jahr umgesetzt werden könnte. Statt des alten öffentlichen WCs im Bahnhof wird es neben der Fahrradparkanlage ein separates Toilettenhaus für die Allgemeinheit geben. Im Gebäude selbst sind Toiletten nur für Gastro-Besucher und die Pächter der drei Geschäfte vorgesehen.
Die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen hatten das repräsentative Gebäude 1903 in Betrieb genommen. Es war das Größte entlang der Bahnstrecke Pasing-Herrsching. In den vergangenen Jahren verfiel es zunehmend in einen Dornröschenschlaf. Es wurde lediglich ein wenig Raumkosmetik in Form von neuer Wandfarbe und Reinigung gemacht. Nun soll das mehr als 100 Jahre alte, zweistöckige Empfangsgebäude mit den vielen original erhaltenen Jugendstilelementen saniert und belebt werden.
„Der ehemalige Warteraum soll wieder als Halle erlebbar werden“, sagte Welsch. Hier zieht Gastronomie ein. Auf den 100 Quadratmetern Fläche könnten bis zu 40 Sitzplätze entstehen. Die Einbauten, die den Warteraum optisch verkleinerten, werden entfernt. Als Abtrennung soll es höchstens eine transparente Glaswand oder eine Faltwand geben. Der zukünftige Pächter kann Kleinkunstabende oder andere kulturelle Veranstaltungen anbieten. Die Idee eines Kulturzentrums hatte der Gemeinderat abgelehnt. Bei schönem Wetter ist Außengastronomie geplant. „Ein Café wäre reizvoll“, sinnierte Welsch. Die Gäste könnten darin dem Treiben vor dem Bahnhof zuschauen. Ein Problem ist die kleine Küche mit nur 30 Quadratmetern. „Da wird nur eine Anlieferung möglich sein“, befürchtete Welsch. Auch für eine Spülküche reicht der Platz nicht.
Die bisherigen Mieter im Bahnhofsgebäude wie der Weinhandel und das Gemüse- und Obstgeschäft sollen möglichst bleiben, hofft die Gemeinde. Als optischen Blickfang stellt sich Welsch Marktstände vor dem Gebäude vor. Auch für das Reisezentrum mit Ticketverkauf, das die Bevölkerung dringend wünscht, ist Platz. Einen Aufenthaltsbereich für Reisende wird es in der Halle jedoch nicht geben. Die Läden müssen allerdings umziehen und sollen in den nördlichen Kopfbau integriert werden. Eines der Geschäfte wird 48, eines 22 und eines 15 Quadratmeter groß sein. Alle könnten sich ein WC und eine Teeküche teilen, regte Welsch an. Es besteht auch die Möglichkeit, zwei Geschäfte zusammenzulegen. Die Läden könnten auch quasi als „leere Hülle“ verpachtet werden, sodass die Ausbaukosten nicht von der Gemeinde getragen werden müssen. „Hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, so Welsch.
Das Vorhaben wird auf 2,3 Millionen Euro geschätzt
Noch ungelöst ist die Frage der Barrierefreiheit. „Um in die Geschäfte zu kommen, muss man eine Stufe steigen“, bedauerte Welsch. Rampen könnten helfen oder man hebt das Niveau des ganzen Gebäudes an, sodass es ebenerdig wird, erklärte Welsch. Das wäre mit zusätzlichen Kosten verbunden.
Die Vier-Zimmer-Mietwohnungen im ersten und im zweiten Stock werden vorsichtig modernisiert. „Da ist noch viel Originalsubstanz vorhanden, zum Beispiel die alten Türen“, schwärmte Welsch. Hier sollen der Brandschutz, die Gebäudetechnik, Heizung und Sanitäranlagen ersetzt werden. Dafür werden wohl um die 240 000 Euro benötigt, schätzte Welsch. Der Bahnhof ist zwar unterkellert, aber die Raumhöhe beträgt lediglich 1,80 Meter. „Das schließt eine echte Nutzung aus.“
Wenn es nach der Gemeinde gegangen wäre, wäre der Bahnhof schon vor Jahren renoviert worden. Die Kommune besitzt das Gebäude seit etwa 15 Jahren, doch die Bahn entwidmete die Flächen erst vor etwa drei Jahren.
Für den Umbau des Gebäudes prognostizierten die Architekten 2,3 Millionen Euro, eine Summe, die Bürgermeister Christian Schiller skeptisch sieht. „Das ist eine sehr grobe Einschätzung. Im Laufe des Baus wird sicherlich noch einiges hinzukommen.“ Die rund 150 000 Euro, die für „Unvorhersehbares“ eingeplant sind, werden nicht reichen, mutmaßte er.
Als Nächstes sind die Fachbüros für Statik, Heizung, Lüftung, Brandschutz, Sanitär und Elektrik für die Feinplanung gefragt. Sie erhalten die Pläne als Grundlage für ihre Berechnungen. In diesem Jahr soll noch ausgeschrieben werden.