Herrsching:Auf dem Weg nach oben

Alexander Steffens, Rennradler aus Dießen

In Siegerpose: Alexander Steffens will Radrenn-Profi werden.

(Foto: privat)

Alexander Steffens aus Dießen will beim "Cyclassics" in Hamburg den nächsten Schritt in Richtung Rad-Profi machen

Von Thorben Pollerhof, Herrsching

Leidenschaft blitzt in den Augen von Alexander Steffens auf, wenn er über das Radfahren redet. Selbst als er sein Veggie-Curry vor sich auf dem Tisch hat, rührt er es erst nicht an. Er erklärt lieber, wie er das "Cyclassics" in Hamburg an diesem Sonntag gewinnen will. Und das will er unbedingt.

Steffens ist 24 Jahre alt und kommt aus Dießen. Als gelernter Sport- und Fitnesskaufmann arbeitet er in Greifenberg, treibt aber bereits seit seiner Kindheit leidenschaftlich Sport. Erst Fußball, dann Leichtathletik und schließlich entdeckte er vor elf Jahren seine Liebe zum Triathlon. "Es ist besonders die Abwechslung, die mich dabei motiviert hat." Ausgangspunkt für diese Liebe waren die Geschwister, die Steffens zum ersten Mal an die dreifache Belastung herangeführt haben. "Meine Schwester hat damit angefangen, mein Bruder und irgendwann habe ich es dann auch mal versucht. Und es hat gleich Spaß gemacht". Auch wenn er über seine Triathlon-Erfahrung redet, blitzen seine Augen auf.

In elf Jahren hat er natürlich auch bereits einiges an Erfahrung sammeln können. Mehr als 100 Triathlons hat er mittlerweile in den Knochen, viele davon über die Jugend-Distanz (400 Meter Schwimmen, zehn Kilometer Radfahren, zwei Kilometer Laufen), vergangenes Jahr aber auch den ersten über die sogenannte Mittel-Distanz (1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren, 21 Kilometer Laufen). Wettkämpfe hat er dabei in der zweiten Bundesliga überall in Deutschland absolviert. "Aber es ist natürlich schöner hier in der Region", sagt Steffens.

Doch dann kam gezwungenermaßen der Umschwung auf das Rad. Im Frühjahr 2017 zieht sich Steffens einen Meniskus-Riss zu. Und die Belastung durch Stöße beim Joggen auf das Knie ist zu groß, deswegen wechselt er permanent auf das Fahrrad. Dazu kommt aber glücklicherweise noch: "Das Radfahren war beim Triathlon schon immer meine Stärke". Und das mit dem Umschwung meinte er von Anfang an richtig ernst. Aktuell fährt er noch beim "Radteam Impuls", 2018 soll aber bereits der erste Profi-Vertrag unterschrieben werden. So zumindest der Plan.

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu diesem Traum soll nun das "Cyclassics" in Hamburg werden. Das alljährliche Treffen in der Hansestadt gilt als das größte Radrennen Europas. Dort gehen Hobby-Fahrer jeder Stärke auf die Strecke, und das auf drei verschiedenen Streckenlängen. Steffens mischt gleich in der Königsdisziplin, dem "Cyclassics 180" mit. Daneben steht auch das Profi-Rennen an, bei dem Aushängeschild André Greipel dieses Jahr wieder dabei sein soll. Wahrscheinlich startet er dann ganz vorne, in Startblock A - genau wie Steffens bei den Hobby-Sportlern auch. Trotz der großen Konkurrenz ist die Devise klar: "Wenn ich schon einmal da hochfahre, dann will ich auch gewinnen", sagt Steffens überzeugt.

Dafür trainiert er schon mit einem der Großen. Sebastian Lang, ehemaliger deutscher Radrenn-Profi und deutscher Zeitfahrmeister aus dem Jahre 2006, schreibt aktuell die Trainingspläne für den ambitionierten Dießener. Und die haben es in sich: "Ich glaube, ich bin in der Vorbereitung 20 Mal Andechs hochgefahren." Und selbst dabei blitzen seine Augen auf. Im vergangenen Monat ist er 1400 Trainingskilometer gefahren.

Doch neben dem Rennen stehen noch diverse weitere Termine für den jungen Dießener in Hamburg an. Er und sein Team, das zum großen Teil aus freiwilligen Helfern besteht, wollen Sponsoren akquirieren, die Steffens in naher Zukunft unterstützen. Sei es mit Nahrungsergänzungsmitteln, Equipment oder eben finanzieller Hilfe. Dabei hat er Glück, dass sein Chef voll hinter ihm steht. Steffens kann seine Arbeitszeiten an seine Trainingszeiten flexibel anpassen.

Seine Vorbilder in der Radsport-Elite sind klar verteilt: Weltmeister Peter Sagan aus der Slowakei und - wie passend - André Greipel. "Das sind einfach Charaktere im Radsport." Das Thema Doping ist für Steffens kein Thema. Und auch den Radsport sieht er auf einem guten Weg. "Der Radsport wird mittlerweile sehr gut kontrolliert. Und ich will zeigen, dass es auch ohne geht."

Ein gutes Abschneiden am Wochenende soll Profi-Teams und Sponsoren weiter auf Steffens aufmerksam machen. Die Maschinerie hinter den Kulissen ist bereits am Laufen. Ziele gibt es für den 24-Jährigen genug. Giro d'Italia, die Tour de France - alles große Herausforderungen, die Steffens in Zukunft anpacken will. Radfahrer können in der Regel bis Ende 30 ihre volle Leistung bringen. Steffens hat also noch genug Zeit, um die Szene von sich zu überzeugen.

"Ich will immer über meine Grenzen gehen", antwortet er auf die Frage, was ihn zu Höchstleistungen treibt. "Nicht für die anderen, sondern für mich." Und da ist es dann wieder. Das Blitzen.

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