„Horscaningun“ steht auf dem alten Pergament aus dem Jahr 776. Die Schenkungsurkunde ist der erste schriftliche Beleg, der auf das Fischerdorf am Ammersee hinweist. Ein paar Hütten, Fischerboote, Felder – mehr gab es damals nicht in Herrsching. Die Seewiesen waren kein begehrtes Bauland, sondern galten als unbebaubarer Morast.
1250 Jahre später hat sich das Bild gewandelt: Aus Horscaningun ist eine dicht bebaute, moderne Gemeinde mit 11 000 Einwohnern geworden - mit Schulen, Geschäften, Straßen, einem Krankenhaus, einem S-Bahn-Anschluss und Bayerns längster Uferpromenade. Das ist ein Grund zum Feiern, findet der im vergangenen Jahr gegründete Verein „1250 Jahre Herrsching“. 20 Mitglieder des Festkomitees bereiten in Arbeitsgruppen die Jubiläumsfestlichkeiten vor, von der Zelt-AG bis zum Geschichtsteam. „Wir wollen das ganze Jahr von Januar bis Dezember feiern“, sagt der Vorsitzende Ludwig Darchinger und hofft auf rege Beteiligung der Bevölkerung und der Vereine. Sie sollen ihre Veranstaltungen unter dem Motto „1250 Jahre Herrsching“ abhalten.
Der Vize-Vereinsvorsitzende Alexander Tropschug stellte im Rathaus die Eckpunkte vor. Höhepunkt wird das zweiwöchige Festprogramm vom 7. bis 21. Juni 2026 sein. Am Sportplatz am See wird ein Festzelt mit Musikbühne für bis zu 1800 Besucher aufgebaut. Veranstalter ist der Verein in Absprache mit der Gemeinde. Das Programm steht in großen Teilen schon fest. Auf der Bühne stehen unter anderem Kabarettist Wolfgang Krebs, die Brettlspitzn, Roland Hefter und Django 3000. „Wir wollen eine gute Mischung, bei der für jeden etwas dabei ist“, sagt Organisator Alexander Tropschug – von Blaskapellen über Rockbands bis zu lokalen Acts. Der Vorverkauf für einige Veranstaltungen läuft bereits.
Auch abseits der großen Abendauftritte ist im Zelt einiges geplant: Seniorennachmittag, Familientag und Gottesdienst nach dem Festzug mit Fahnenabordnungen sind Pflichtprogramm. Doch der Verein hat noch mehr Ideen: Eine Gewerbemesse mit heimischen Unternehmen, der traditionelle Flohmarkt der Handballerinnen und der Inklusionstag des TSV im Zelt, Frühschoppen und abends eine Stadlparty. Auch den Jahresempfang der Gemeinde, der aus Platzgründen bisher immer nur einem ausgewählten Ehrenpublikum zugänglich war, soll für die ganze Bevölkerung im Zelt begangen werden.

Herrschinger Gastronomen übernehmen die Bewirtung, das Bier kommt aus Andechs. „Unser Ziel ist es mit ‚Plusminus Null‘ herauszugehen“, erklärt Tropschug. Neben Einnahmen aus Ticketverkauf, Speisen und Getränken sollen Sponsoren gefunden werden. Für alles seien viele helfende Hände nötig. „Wir brauchen während der Festwoche bis zu 50 Freiwillige pro Tag“, sagt Darchinger – für den Aufbau der Bierbänke, Einlasskontrollen, Logistik, Geländeaufsicht. Auf der Jubiläums-Website kann man sich schon jetzt als Helfer eintragen.
Die größte Herausforderung bleibt der Verkehr. Die Parkplatzsituation rund um das Festgelände sei „nicht einfach“, gibt Tropschug zu, verspricht aber ein „gut organisiertes Konzept“. Um die Belastung für die Anwohner gering zu halten, sollen Pfingstmarkt und Nachtmarkt 2026 ausfallen. „So kompensieren wir das Ganze für die Nachbarschaft“, sagt Bürgermeister Christian Schiller. Spätestens um 23 Uhr soll Ruhe herrschen – mit Ausnahme von „ein bis zwei Abenden“, wie Darchinger anmerkt.
Doch es soll nicht nur gefeiert, sondern auch die Geschichte Herrschings gewürdigt werden. Das sollen Geschichtstafeln an der Seepromenade übernehmen. Sie werden die Entwicklung vom Fischerdorf bis zur florierenden Gemeinde aufzeigen. Archivarin Friedrike Hellerer arbeitet außerdem an einer bebilderten Ortschronik mit Geschichten über Persönlichkeiten, Gebäude und prägende Ereignisse in der Historie der Gemeinde.
Die Chronik wird in einem Kalender abgedruckt, der auch Termine der Herrschinger Vereine und Einrichtungen enthält. Bis Mitte Juli können Herrschinger Vereine ihre Termine auf der Jubiläumshomepage melden. Dort gibt es regelmäßige Updates, einen Ticket-Vorverkauf und das Festprogramm. Zwölf Monate Geschichte, Gegenwart und Gemeinschaft, „das schaffen wir nur, wenn möglichst viele mitmachen“, sagt Alexander Tropschug.