Zu warm, zu feucht und dennoch zu sonnig: Der Herbst 2024 hat im Alpenvorland gleichzeitig alle Klimaerwartungen für diese Jahreszeit übertroffen. Die Monate September bis November fielen in der Summe laut der Wetterbilanz des Observatoriums Hohenpeißenberg um 1,2 Grad wärmer, 19 Prozent nasser und 18 Prozent sonniger aus, als in den Jahren 1991 bis 2020, die nun als Referenzperiode für das langjährige klimatische Mittel herangezogen werden.
Die drei Herbstmonate begannen heuer hochsommerlich: In den ersten zehn Septembertagen stieg das Thermometer auf dem Hohen Peißenberg noch zweimal über die 25-Grad-Marke. In der 300 Meter niedriger gelegenen agrarmeteorologischen Station in Rothenfeld (Gemeinde Andechs) wurden im September sogar sechs dieser Sommertage registriert. Mitte des Monats erfolgte im Alpenvorland ein radikaler Wetterwechsel: Eine sogenannte Vb-Wetterlage, die oft enorme Niederschläge mit sich bringt, führte am 13. September zu einem frühen Wintereinbruch, der oberhalb von 1300 Metern eine geschlossene Schneedecke hinterließ.
Im ersten Herbstmonat fielen an der weltweit ältesten Bergwetterwarte 166 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. In Rothenfeld wurden sogar rekordverdächtige 262 Liter pro Quadratmeter registriert – Allerdings stehen für diese Wetterwarte keine langjährigen Vergleichsdaten zur Verfügung.
Der Oktober startete kühl und nass, erst zur Monatsmitte stellte sich beständiges und warmes Hochdruckwetter ein. Wenn sich dann der morgendliche Nebel auflöste, wurde im Fünfseenland wieder wohlige Wärme erreicht. So verzeichnete man in Rothenfeld noch am 17. Oktober einen Höchstwert von 23,1 Grad – dort blieb es wie auf dem Hohen Peißenberg den gesamten Monat frostfrei. Am Observatorium lag die Monatstemperatur deutlich über dem Durchschnitt: Das langjährige Mittel von 8,2 wurde um 2,6 Grad übertroffen. Der Niederschlag lag dort mit 87 Liter pro Quadratmeter knapp über der Statistik, in Rothenfeld mit 56 Litern pro Quadratmeter wohl eher darunter.
Die für einen goldenen Oktober geradezu klassische Hochdrucklage setzte sich in der gesamten ersten Novemberdekade fort, freilich bei sinkenden Temperaturen: Mit abnehmender Tageslänge fiel es der Sonne immer schwerer, sich gegen die Nebelfelder durchzusetzen. Am 10. November kam dann der Winter auch erstmals im Fünfseenland an, für kurze Zeit sammelte sich eine dünne Lage Schnee auf den Wiesen an. Zwischendurch brachten Tiefdruckgebiete über der Nordsee im Wechsel kühlere und wärmere Luftmassen, was oft mit Regen verbunden war.
Es folgten Kaltfronten nach, was sich am 21. abends auf dem Hohen Peißenberg mit einer 24 Zentimeter starken Schneedecke niederschlug. Selbst in den niedrigeren Lagen der Umgebung erreichte sie bis zu 19 Zentimeter – „was schon eine beachtliche Schneehöhe für einen November ist“, wie Stefan Schwarzer vom Observatorium anmerkt. Allerdings setzten nachfolgende warme Luftmassen der weißen Pracht bald wieder ein Ende, erst zum Monatsende legte sich der Hohen Peißenberg wieder eine dünne Schneedecke zu. Den gesamten Monat über wurden dort drei Eistage verzeichnet, an denen die Null-Grad-Marke nicht überschritten wurde, an acht weiteren Tagen herrschte zeitweise Frost.