Heizung ausgefallen:Bitterkalte Klassenzimmer

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Konferenz in dicken Jacken: Die Traubinger Lehrerinnen (v.l.) Andrea Hartmann, Michaela Walch, Dorith Hirschvogel und Camilla von Fürstenberg. (Foto: Arlet Ulfers)

In der Grundschule Traubing fällt am Dienstag der Unterricht für 82 Buben und Mädchen aus.

Von Carolin Fries und Manuela Warkocz, Tutzing

Anstatt Arbeitsblätter zu kopieren und Unterrichtsmaterialien vorzubereiten, hat Michaela Weiß am Dienstagmorgen kannenweise Tee in der Schulküche gekocht und Decken zusammengetragen. Dabei zog die Rektorin der Grundschule im Tutzinger Ortsteil Traubing ihre dicke Winterjacke nicht aus und wärmte sich die Hände immer wieder in den Taschen. "Die Heizung war am Montagnachmittag ausgefallen, sämtliche Räume waren bitterkalt", erzählt sie. "Die Kinder in der Mittagsbetreuung und auch im Kindergarten mussten frieren."

Nachdem sich keine schnelle Inbetriebnahme abzeichnete, beschloss der Kindergarten St. Maria, dass die Einrichtung für die rund 30 Kinder am Dienstag geschlossen bleiben sollte. Die Schulleitung entschied in Absprache mit Schulamt und Kultusministerium am Montagabend gegen 18.30 Uhr, den Unterricht für Dienstag abzusagen. Das Tutzinger Rathaus war von dem Schritt allerdings nicht informiert. Alle 82 Schüler bekamen unterrichtsfrei - lediglich die Viertklässler mussten kommen. Für sie stand ein Ausflug zur Starnberger Kläranlage an.

In der Schule war dennoch etwas los: Da der Ausflug zur Kläranlage erst zur zweiten Stunde starten sollte und man den Eltern das Organisieren einer Betreuung für lediglich eine Stunde ersparen wollte, stellte Weiß spontan eine Party auf die Beine, wie sie erzählt. "Wir haben uns mit den Kindern bewegt, einfach drauflosgetanzt", sagt Weiß. Freilich auch das in voller Wintermontur, mit Jacken und Mützen. Selbstverständlich hätten die Lehrer auch Kinder der anderen Klassen im Schulhaus betreut - "doch alle fanden einen Platz für den Vormittag", so Weiß. Per E-Mail-Verteiler und über eine Telefonkette für Notfälle wurden die Eltern verständigt. So habe kein Kind am Dienstagmorgen uninformiert vor dem Schulhaus stehen müssen. "Das hat prima geklappt", sagt Weiß. Sie schätzt insbesondere die Hilfsbereitschaft vieler Eltern, die kurzfristig Kinder aufgenommen haben, deren Eltern berufstätig sind und am Dienstagmorgen in die Arbeit mussten. Die vier Lehrer freilich hatten ebenso zu tun. Sie konferierten wie gewöhnlich, korrigierten oder widmeten sich der Unterrichtsvorbereitung. Im Rathaus zeigte man sich am Dienstag überrascht, dass die Schulleitung sich für einen unterrichtsfreien Tag entschieden hat. Die Gemeinde, in deren Zuständigkeit die Grundschule fällt, habe davon nichts gewusst, so Rathausmitarbeiter Daniel Grunwald auf Nachfrage. Daher habe es auch keinen aktuellen Hinweis auf der Homepage des Rathauses gegeben.

In der Schule sei die Gasheizung wegen eines Stromausfalls am Montag ausgefallen, bestätigte auch der für Hochbauten zuständige Mitarbeiter. Der Grund: "Wir gehen davon aus, dass der Ausfall mit der Witterung zusammen hing." Der Hausmeister der Traubinger Schule habe die Heizung aber schon am Montagabend wieder in Gang setzen können. Lediglich die Programmierung der Heizungsuhr habe wegen des Stromausfalls noch nicht richtig wieder funktioniert. Ein Traubinger Installateur habe die Anlage am Dienstag dahingehend durchgecheckt. Dass es in den Klassenräumen "bitterkalt" gewesen sein soll, kann Grunwald nicht nachvollziehen. Erst vor einigen Jahren sei das Gebäude neu gedämmt und mit neuen Fenstern ausgestattet worden.

Diesen Mittwoch soll in Traubing jedenfalls wieder ganz regulärer Unterricht in warmen Räumen stattfinden. "Zum Glück", wie Weiß betont. Denn es hat sich eine Delegation der Lehrerakademie aus Dillingen angekündigt. Die Kollegen wollen in Traubing mehr über den erfolgreichen inklusiven Unterricht erfahren.

© SZ vom 09.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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