Heimatlos:Fahrradschrauber suchen neue Werkstatt

Schrauber-Werkstatt

Die Zeiten sind vorbei: Hans Wilhelm Knape mit Flüchtlingskindern in der Schrauberwerkstatt. Der Raum ist mittlerweile geräumt.

(Foto: oh)

Diehl-Stiftung kündigt Hans Wilhelm Knape nach drei Jahren den Vertrag für Räume im AOA-Gelände

Von BLa nche Mamer, Gauting

Wie man einem einen platten Fahrradreifen flickt oder die Bremsen repariert, sollte jedes Kind lernen. Aus diesem Grund hat Hans Wilhelm Knape vom Asylhelferkreis in Gauting vor drei Jahren eine gemeinnützig betriebene Reparaturwerkstatt für Flüchtlingskinder eingerichtet. Bisheriges Domizil waren Kellerräume im leer stehenden Firmengebäude von AOA Apparatebau an der Ammerseestraße in Gauting. Doch jetzt stehen die Radltüftler auf der Straße, denn das Unternehmen hat den Mietvertrag gekündigt. Derzeit laufen Planungen für eine Neubebauung des Firmenareals und großer Flächen dahinter.

Mitte Juni hatten Knape und seine gemeinnützige Trägerfirma "Grain gGmbH" die Kündigung bekommen. Innerhalb von zwei Wochen mussten sie die Schrauberwerkstatt in dem ehemalige Fabrikgelände räumen. Die Immobilie gehört zur Diehl-Stiftung mit Sitz in Nürnberg. Ein Grund für die Kündigung wurde nicht angegeben. "Die Kürze der Frist hat uns besonders getroffen. Wir haben auf die Schnelle keine Alternative und auch keine Lagermöglichkeiten für unser Material gefunden", bedauert Knape. Einiges davon konnte in Garagen und Gartenschuppen bei Freunden und Bekannten untergestellt werden, doch von einem Großteil des Materials und Werkzeugs musste sich die Ehrenamtlichen trennen. "Wir mussten vieles zum Wertstoffhof bringen. Das bekommen wir nie mehr wieder. Wir müssen quasi bei Null anfangen", sagt Knape und berichtet: "Die Stimmung bei den Helfern ist auf dem Tiefpunkt. Diese Art des Umgangs ist ein Fußtritt für uns ehrenamtlich Tätige." Auch bei den Flüchtlingen sei der Frust groß.

Knape, Gemeinderat der Gruppierung "Soziale Ökologen", der bei der Kommunalwahl im März als Bürgermeisterkandidat der Grünen antreten will, berichtet, er habe auch Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) über den Vorgang informiert. Die Gemeinde Gauting ist gerade dabei, einen Bebauungsplan für das ehemalige AOA-Gelände und die angrenzenden Flächen zu entwickeln. Dort sollen Wohnhäuser und ein Supermarkt entstehen. Bis es soweit ist, dauert es aber noch. Wann das alte Firmengebäude abgerissen werden soll, ist noch nicht bekannt.

Von der Immobilienabteilung bei Diehl war bis zum Wochenende keine Stellungnahme erhalten. Doch das Unternehmen sucht neue Mieter. Nach SZ-Informationen für den Preis von sechs Euro pro Quadratmeter, also für das Zehnfache des jetzt fälligen Unkostenbeitrags. Für die insgesamt 200 Quadratmeter Werkstatt plus Lager hat "Grain" zuletzt 120 Euro als Beitrag für Nebenkosten, Strom und Wasser bezahlt. "Sehr viel mehr geht nicht; wir haben die Werkstatt über Spenden finanziert", erklärt Knape. Er hofft nun, dass er möglichst bald Ersatz findet. Hinweise können ihm über das Kontaktformular auf seiner Internet-Site (grain-ggmbh) gemeldet werden.

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