Hechendorf:Richtig giftig

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Etwa 200 Menschen demonstrieren für glyphosatfreien Landkreis

Von Patrizia Steipe, Hechendorf

"Artenvielfalt - kein Glyphosat", "Krebs!", "Ja, zur Natur", "Artgerecht statt ungerecht" - mit vielen Transparenten, Bannern und Plakaten ausgestattet, haben sich etwa 200 Menschen aus dem gesamten Landkreis am vergangenen Samstag zu einer Demonstration in Hechendorf versammelt. Vor allem die Imker waren stark vertreten und kamen teilweise sogar im Imkeranzug. Bei ihrem Marsch durch das Aubachtal demonstrierten sie zusammen für einen glyphosatfreien Landkreis. Der Bund Naturschutz (BN) im Landkreis hatte die Demo organisiert, parallel dazu lief die "große" Demo in Berlin, an der mehrere zehntausend Menschen teilnahmen.

Hubert Dietrich, Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Starnberg, berichtete bei der Abschlusskundgebung von den verheerenden Folgen, die Glyphosat auf Bienen hätte. So sei das "Nervengift für Bienen" rund 7000-mal so giftig für die Insekten wie das berüchtigte Insektizid DDT. "Es wirkt auf das Gehirn, so dass die Bienen nicht mehr nach Hause finden und sich keinen Weg mehr merken können", berichtetet Dietrich.

Martha Mertens, Sprecherin des BN-Arbeitskreises Gentechnik, malte eine düstere Zukunft. Ohne die Wildpflanzen und Ackerkräuter gebe es keine Insekten, ohne diese keine Vögel - "so setzt sich die Nahrungskette immer weiter fort". Außerdem würde das "Gift" den Magen-Darm-Trakt von Mensch und Tier beeinträchtigen und sei "wahrscheinlich krebserregend". Der BN fordere deswegen mit anderen Naturschutzverbänden, "dass Glyphosat sofort gestoppt werden muss". Den Verbrauchern empfahl sie, präventiv auf regionale Produkte und Bioprodukte umzusteigen.

BN-Mitglied Helmut Ronstedt forderte eine Abkehr von der Agrarchemie und appellierte an die Verbraucher, den Landwirten für ihre guten Produkte mehr zu zahlen als für den "industriell erzeugten Dreck". "Die Agrarwende kann nur von unten, von uns Konsumenten kommen", meinte er.

Applaus erhielt Nikolaus Friesenegger, Landwirt aus Unterzeismering, von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (ABL). Schlechte Stimmung herrsche bei den Bauern, denn die Versprechen der Politik hätten nichts gebracht. "Es bestimmt die Industrie, beklagte er. Um überleben zu können, müsste extrem investiert werden und das würde sich nur für Massenbetriebe lohnen. "Nur von der Liebe zu Natur und Tier kann man nicht leben", bedauerte Friesenegger. BN-Kreischef Günter Schorn appellierte an ein "Miteinander von Landwirten, Naturschützern und Politikern", um Mensch und Natur zu schützen. Ein Verbot des "Total-Herbizids Glyphosat" sei notwendig, "um unser Ökosystem vor dem Untergang zu bewahren".

© SZ vom 22.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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