Haushalt:Sieben Millionen auf Pump

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Die Gemeinde Berg muss auch wegen des neuen Rathauses Schulden machen

Von Sabine Bader, Berg

Die schöne Zeit der Schuldenfreiheit ist in Berg bald vorbei. Zehn Jahre lang, seit 2011, sind die Berger ohne jeglichen Kredit ausgekommen. Das schaffen sie zwar auch im kommenden Jahr noch einmal ganz knapp. Aber nur, weil sie von der Substanz leben. Doch von 2023 an wird es damit vorbei sein. "Uns wird das Geld ausgehen", prognostiziert Kämmerer Florian Bendele im Gespräch mit der SZ. Das bedeutet: Berg werde von da an Kredite brauchen - 2023 aller Voraussicht in Höhe von 7,2 Millionen Euro. "Die Niedrigzinsphase spielt der Gemeinde hier in die Hände." Es sei praktikabel, jetzt Geld aufzunehmen, beruhigte Bendele die Gemeinderäte in der Sitzung am Dienstagabend.

Und das Geld wird in Berg für eine Vielzahl an Projekten benötigt. Allen voran der Rathausneubau am Huberfeld. Nicht ganz 16 Millionen Euro wird er voraussichtlich verschlingen. Wenn es nach den Plänen der Rathausspitze geht, soll die Baugrube bereits im nächsten Jahr ausgehoben werden. 2,1 Millionen Euro sind dafür im Haushalt 2022 eingeplant. Rund sechs Millionen sind es dann im Etat 2023 - davon 4,2 Millionen Euro über Kredite finanziert.

Zu den größeren Ausgaben, die es im kommenden Jahr zu stemmen gilt, zählen 800 000 Euro für die Sanierung des Trinkwasserhochbehälters in Aufkirchen, 750 000 Euro für Straße und Wasserleitung im Gewerbegebiet Höhenrain und 650 000 Euro für die Leitung in der Dürrbergstraße. 650 000 Euro soll in den Breitbandausbau der Ortsteile gesteckt werden. 300 000 Euro sind für das neue Fahrzeug der Feuerwehr Kempfenhausen eingeplant. Alles in allem investiert die Kommune 2022 rund neun Millionen Euro. "Und da ist kein Luxus dabei", sagt Bendele. Das Ganze klappt nur, weil die Gemeinde 15 Millionen Euro an liquiden Mitteln hat - sprich auf der hohen Kante. Ende 2022 werden es aber laut Bendele nur mehr sechs Millionen Euro sein. Das Gesamtvolumen des Etats umfasst 21 Millionen Euro. Davon gehen allein 5,9 Millionen Euro über die Kreisumlage an den Landkreis. Die Steuereinnahmen werden sich wohl auf 12,5 Millionen Euro belaufen.

Und weil in der Finanzplanung der Zukunftsaspekt eine wichtige Rolle spielt, denkt die Rathausspitze schon jetzt über einen möglichen Verkauf des bisherigen Rathausgeländes in der Ratsgasse nach. Das würde natürlich frühestens 2025 spruchreif werden, wenn das neue Domizil bezogen ist. Um die 4,3 Millionen Euro könnte das Grundstück nach bisherigen Berechnungen einbringen. Rathauschef Rupert Steigenberger und sein Kämmerer hoffen jedoch nicht, dass man in die Verlegenheit kommt, ans Tafelsilber zu gehen.

Doch es ging nicht nur um die großen Summen, sondern auch um die kleinen Dinge, die das Zusammenleben bereichern. Und so stimmte das Gremium drei zusätzlichen Zuschussanträgen zu: Die Grünen monierten, dass es in Berg zwar etliche Spielplätze für kleine Kinder, aber kaum Orte gebe, an denen sich die acht- bis 15-Jährigen treffen können. Darum hatten sie beantragt, neben den 6000 Euro für Blühflächen auch 4500 Euro für Freizeitgeräte für Jugendliche einzuplanen. Der TC Berg will 4000 Euro für seine Jugendarbeit. Kulturbeauftragter Andreas Ammer (QUH) hatte beantragt, den Kulturetat 2022 aufzustocken und 10 000 Euro zusätzlich für die 1200-Jahr-Feier im Sommer einzuplanen. Schließlich begehe man bei diesem Anlass gleich drei Jubiläen: Die erste urkundliche Erwähnung der kleinen Dorfkirche Sankt Baptist vor 1200 Jahren, 150 Jahre Feuerwehr Berg und 100 Jahre MTV.

© SZ vom 18.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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