Süddeutsche Zeitung

Trauerfeier:Abschied vom Seeshaupter Altbürgermeister

Pfarrer Christian Hartl, Bürgermeister Fritz Egold und Schwester Hildegard Jansing erinnern an die Verdienste von Hans Kirner.

Von Kia Ahrndsen, Seeshaupt

Etliche Trauergäste mussten stehen bei der Trauerfeier für den verstorbenen Altbürgermeister Hans Kirner. In der Seeshaupter Pfarrkirche St. Michael waren alle Plätze in den Bänken besetzt, die Fahnenabordnungen der Vereine säumten den Chorraum. Diese Solidarität, so Pfarrer Christian Hartl, sei für die Hinterbliebenen gerade in der Trauer etwas Tröstliches. Sie solle, sagte er gewandt an Kirners Frau Gisi und Tochter Katrin, "Euch den Rücken stärken".

Pfarrer Hartl, selbst geborener Seeshaupter, erinnerte daran, dass Kirner am Starnberger See als Sohn eines Fischers aufgewachsen war. Nach seinem Lehramtsstudium habe er sich bewusst an einer Schule in Tutzing beworben, um am See bleiben zu können. Seine Frau und später seine Tochter übernahmen die Fischerei, Kirner half "als Fischerknecht" mit, wie er selbst einmal in einem Interview gesagt hatte.

Pfarrer Hartl lobte Altbürgermeister Kirner als leidenschaftlichen Historiker, der in der Gemeindepolitik auch Gegenwart und Zukunft seines Heimatortes mitgestaltete. 30 Jahre hatte er im Gemeinderat gesessen, von 2002 bis 2007 war er Bürgermeister. Dafür war Kirner nicht nur von seiner Heimatgemeinde mit dem Ehrentitel "Altbürgermeister" sowie dem goldenen Ehrenring ausgezeichnet worden, der Freistaat Bayern hatte ihm außerdem die Bronze-Medaille für besondere Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung verliehen.

Ein Schlaganfall zwang ihn nach fünf Jahren zum Rücktritt vom Bürgermeisteramt. Fast 16 Jahre lang habe sich Kirner mit einem Leben im Rollstuhl arrangieren müssen, erinnerte Hartl. Das sei nur dank der Unterstützung von Frau und Tochter gelungen. Dafür dankte ihnen Hartl ausdrücklich. "Er war halt die Liebe meines Lebens", habe Gisi Kirner ihm erklärt.

Kirners Wissen und sein Intellekt hätten ihn souverän und selbstbewusst gemacht, sagte Hartl, das sei nicht immer für alle einfach gewesen. Aber Kirner habe das auch gewusst und sich dafür auch entschuldigen können. Er sei jedoch nicht der erste Bürgermeister, der im Amt krank geworden sei, erinnerte Hartl, und stellte die Frage, wie man mit Menschen umgehe, die für das Gemeinwohl Verantwortung übernehmen. Wer eine Führungsaufgabe übernehme, könne es nie allen recht machen, aber, so der Pfarrer, "sollten wir nicht mehr gegenseitige Wertschätzung statt Kritik zeigen, und mehr Barmherzigkeit?" Es sei doch ein Charakteristikum des Menschen, dass er Fehler mache.

Tief empfundene Dankbarkeit und Trauer brachte Seeshaupts Bürgermeister Fritz Egold zum Ausdruck. Seit 2002 habe er als Gemeinderat mit Kirner zusammengearbeitet. "Zuhören, abwägen, entscheiden", das sei dessen Leitsatz gewesen. "Das Miteinander war Hans immer wichtig," erinnerte sich Egold. Er habe für die Gemeinde vieles auf den Weg gebracht: das Jugendzentrum, das Tourismuskonzept, das Sportzentrum, die Sanierung der Mehrzweckhalle. Egold würdigte besonders, dass Kirner ehrenamtlich als Bürgermeister tätig war, neben seinem Beruf als Lehrer. Egold bedanke sich auch im Namen der Bürger für den beispiellosen Einsatz und die großartigen Leistungen.

Schwester Hildegard Jansing, die Kirner als Direktorin der Benedictus-Realschule in Tutzing erlebt hatte, erinnerte an seine 30-jährige Tätigkeit als Lehrer. Er habe seinen Schülern nicht nur sein Fachwissen als Germanist und Historiker weitergeben, sondern sie zum Fragen ermuntern wollen. Auch Schwester Hildegard erinnerte an Kirners trockenen Humor, die Lehrerkonferenzen habe er durch seine Fragen durchaus beleben können. Wichtig sei ihm aber vor allem gewesen, das Gegenüber anzunehmen, ihm mit Wertschätzung und Anerkennung zu begegnen.

Das Kondolenzbuch für Kirner, in das sich die Trauernden in der Kirche eintragen konnten, wird in den nächsten Tagen im Rathaus aufgelegt. Hans Kirner war am 17. Dezember nur zwei Wochen nach seinem 71. Geburtstag gestorben.

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