Hans-Albers-Villa in Garatshausen:Vogelforschung im Haus des Volksschauspielers

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Die Hans-Albers-Villa in Garatshausen am Starnberger See. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die TU München stellt ihre Pläne für das Gelände am Starnberger See vor.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Die Planungen zur Hans-Albers-Villa in Garatshausen werden konkret: Vertreter der Technischen Universität München haben dem Feldafinger Gemeinderat am Dienstag erste Ideen zur künftigen Nutzung vorgestellt. Ihr Vortrag wurde wiederholt unterbrochen von Zwischenrufen und abfälligem Gelächter aus dem Zuschauerraum. Bürgermeister Bernhard Sontheim musste mehrfach einschreiten.

Im Vorfeld der Sitzung hatte die Bürgerinitiative "Albers für alle" um die beiden Initiatorinnen Lucie Vorlickova und Stefanie Knittl ein Schreiben an alle Gemeinderäte geschickt. Darin wurde kritisiert, dass Sontheim die Nutzung durch die TU München "im Alleingang" vorangetrieben habe und der Gemeinderat "nicht transparent und ehrlich" informiert worden sei. Der Rathauschef verwahrte sich am Rande der Veranstaltung gegen diese Vorwürfe, zumal die Gemeinderäte sehr wohl in nicht öffentlicher Sitzung informiert worden waren.

Stefanie Knittl und Lucie Vorlícková hätten das Villengelände gerne komplett für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht - und hatten dafür im Landtag auch eine Petition eingereicht. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Villa ist seit 1971 im Besitz des Freistaats. Als der Landtag der TU München den Zuschlag zur Nutzung erteilte, war der Verein "Respect & Remember Europe" aus dem Rennen. Dieser hatte die Villa zu einem deutsch-jüdischen Begegnungsort machen wollen, weil die Albers-Lebensgefährtin Hansi Burg Jüdin war.

Doch auch nach dem Konzept der Uni, die den Umbau ausschließlich über Spenden finanziert, soll auf einem Teil des Areals, der auf Dauer für die Öffentlichkeit erhalten bleibt, ein Erinnerungsort geschaffen werden. Hierzu soll die derzeit eingezäunte Fläche zwischen Villen-Zufahrt und öffentlichem Fuß- und Radweg dem Park zugeordnet werden. Die ehemaligen Wasserbecken sollen renaturiert werden, denn das Grundstück ist im Laufe der Jahre derart zugewachsen, dass das Schilf nicht mehr wachsen kann. Diese Fläche sowie der ehemalige Rosengarten sollen nach Angaben des Landschaftsarchitekten Michael Schober vom TU-Planungsteam freigeschnitten werden. Darüber hinaus soll der bestehende öffentliche Weg zum Aussichtspunkt bis ans Seeufer verlängert und ein öffentlicher Aufenthaltsort geschaffen werden. Vom insgesamt 2,9 Hektar großen Areal will die TU nur 1,2 Hektar im mittleren Teil für sich beanspruchen.

Hans Albers hatte die Villa am Starnberger See 1933 gekauft und hatte diese nach seinem Tod 1960 seiner Lebensgefährtin Hansi Burg vermacht. (Foto: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo)

Die ältesten Teile der Villa stammen aus dem Jahr 1865. Volksschauspieler Hans Albers hatte das Gebäude 1933 erworben und nach Angaben des Architekten Karl Kreuch in einer "Blut- und Boden-Architektur" umgebaut. Nach Albers Tod erbte 1960 dessen Lebensgefährtin Hansi Burg die Villa. Diese verkaufte sie an den Freistaat - mit der Auflage, dass das Gelände künftig "Erholungszwecken" dienen soll.

Die TU will in der Villa unter anderem die Bewegung von Wasservögeln näher erforschen lassen

Die denkmalgeschützte Villa mit zwei Nebengebäuden bleibt auch mit der TU als Nutzerin erhalten. Sogar an der Raumaufteilung werden laut Kreuch keine Änderungen vorgenommen. Auf der vom See abgewandten Seite sind ein Seminargebäude und Parkplätze geplant. Dafür muss der Bereich aus dem Landschaftsschutz herausgenommen werden. Im reetgedeckten Bootshaus ist nach Angaben von Arnulf Melzer, dem emeritierten Vize-Präsidenten der TU, Forschung zur Bewegung von Wasservögeln geplant. Wie Melzer betonte, wollen sich die Studierenden neben wissenschaftlichen auch mit gesellschaftspolitischen Fragen beschäftigen. Insgesamt 55 Studenten pro Jahr werden aus der Jungen Akademie oder unter Deutschlandstipendiaten ausgewählt. Da der Ausländeranteil bei mehr als 30 Prozent liegt, bieten sich laut Melzer auch Studien zu Rassismus an. Daneben sind Seminare geplant zu Themen wie Behindertenarbeit oder Zivilcourage.

Wohnen können die Studenten nicht in der Villa, aber es soll Übernachtungsmöglichkeiten im Dachgeschoss für maximal 16 Studenten geben sowie eine Hausmeisterwohnung. Auf dem Anwesen wird ausschließlich gearbeitet, die TU hat keinen Wachschutz. Im Sommer werde es an den Wochenenden aber öffentliche Veranstaltungen geben.

Wie die Garatshauser Ortssprecherin Imke Schmid betonte, stehen die Bürger dem Vorhaben "sehr aufgeschlossen" gegenüber. Sie erinnerte aber an den großen Wunsch der Garatshauser, wonach der öffentliche Weg zum Rundweg ausgebaut werden sollte. Damit werde man sich im Rahmen des Bauleitverfahrens auseinandersetzen, erklärte Bürgermeister Sontheim.

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