Coronavirus:Der passende Mundschutz zum Dirndl

Die Seefelder Trachtendesignerin Tanja Pflaum versucht, ihre Firma mit der Produktion handgenähter Masken durch die Corona-Krise zu bringen.

Von Christine Setzwein

Blau-weiß-kariert, rosa mit Blümchen oder hellblau mit Tupfen: Mundschutz muss nicht immer weiß sein. Die Behelfsmasken können sogar aus schönem Trachtenstoff genäht werden, so wie es Tanja Pflaum gerade vormacht. Die 40-jährige Designerin entwirft, näht und verkauft eigentlich hochwertige Trachtenmode in ihren "Ploom"-Läden in Salzburg und im Schloss Seefeld. Doch die sind wegen der Corona-Krise geschlossen.

"Wir wollen aber nicht untätig sein, sondern etwas zur Situation beitragen", sagt die Wörthseerin. So werden jetzt teilweise im Atelier in Seefeld, aber auch von den Schneiderinnen daheim Masken produziert. Nicht nur farbige, auch weiße werden angeboten. Die Nachfrage ist da. "Wir habe Bestellungen von Pflegeeinrichtungen, Apotheken, Unternehmen, Physiotherapeuten, aber auch von Privatleuten", sagt Pflaum. Die Behelfsschutzmasken sind zweilagig genäht, der Stoff ist reine Baumwolle und kann bei 60 bis 90 Grad gewaschen werden. Sie haben ein Gummiband um die Ohren und einen biegbaren Nasenbügel. Natürlich sind diese Masken nicht zertifiziert oder medizinisch getestet. Aber sie könnten einen gewissen Schutz vor Tröpfcheninfektion bieten, meint die Mutter von drei Kindern, den achtjährigen Zwillingen Leo und Lilli und dem achtmonatigen Nesthäkchen Lotta. "Wenn wir die Ansteckung nur ein bisschen unterbrechen können, ist schon viel gewonnen." Die Aufträge lägen schon "im Hunderterbereich, bald erreichen wir sicher die Tausend". Außerdem ist Pflaum in Verhandlungen mit einem Hersteller von Vliesstoff, der gerade den Zertifizierungsprozess durchläuft. Dieses Vlies könnte dann zwischen die Stofflagen gelegt werden und den Schutz dichter machen.

2005 hat sich Tanja Pflaum mit ihrem Label Ploom selbständig gemacht, Ende 2013 den Laden in Seefeld eröffnet. Zweimal im Jahr entwirft sie eine neue Dirndl-Kollektion, bekannt ist die 40-Jährige auch wegen ihrer Braut- und Umstandsdirndl. Doch jetzt läuft der Betrieb auf Sparflamme. "Wir produzieren zwar, aber sehr vorsichtig", sagt sie. Die Lager der Geschäfte, die ihre Dirndl verkaufen, wie Ludwig Beck in München oder Trachtenläden in Österreich und Südtirol, sind voll. "Wir haben gerade die Frühlingsware ausgeliefert und nehmen die Order für den Winter entgegen." Privatkundinnen können ihr Dirndl jetzt nur online bestellen. Pflaum: "Das sind wir momentan großzügig, schicken auch mal drei zum Probieren." Ein Trachtengwand muss schließlich perfekt sitzen.

Seefeld: PLOOM Tanja Pflaum

Den Alltag bunter machen: Designerin Tanja Pflaum führt eine der Masken vor, die sie unter anderem in ihrem Atelier in Seefeld fertigen lässt.

(Foto: Nila Thiel)

Mit dem Verkauf der handgenähten Masken - eine kostet 13 Euro -, versucht Tanja Pflaum, ihre Firma über die Runden zu bringen. In den Ateliers in Salzburg und Seefeld hat sie je zwei Schneiderinnen angestellt, in Slowenien werden die Trachten in drei kleinen Produktionsbetrieben genäht. "Ich möchte niemanden im Stich lassen", sagt die Wörthseerin, "ich habe die Verantwortung für meine Mitarbeiter und für meine Lieferanten." In Salzburg komme ihr wenigstens der Vermieter entgegen.

Der Charité-Virologe Christian Drosten hält die Idee von selbst genähten, bunten Masken für gut. Nicht zum Selbstschutz, sondern als ein Signal der Höflichkeit und des Engagements, im Zweifel andere nicht anstecken zu wollen und auf die ernste Lage hinzuweisen. "Das ist eine gute Geste", sagte Drosten in seinem NDR-Podcast. Um Viren abzutöten, könne eine Stoffmaske nach dem Tragen bei 60 Grad gewaschen werden. Das reiche, damit die Viren absterben. Ein Vorteil beim Tragen des Mundschutzes sei es außerdem, dass man sich weniger mit möglicherweise kontaminierten Fingern an Mund oder Nase berührt. So könnte man Schmierinfektionen vorbeugen.

Seefeld: PLOOM Tanja Pflaum

In vielen Farben, aber auch in Weiß ist der Trachten-Mundschutz zu haben. Die Masken sind zweilagig genäht, als Stoff dient Baumwolle.

(Foto: Nila Thiel)

Tanja Pflaum will mit ihren Masken den Alltag bunter machen. "Und da wir unsere geliebten Dirndl momentan nicht in unserem Laden verkaufen dürfen, bringen wir auf diesem Weg etwas Tracht unter die Leute - und damit hoffentlich auch etwas Zuversicht auf eine Zeit nach Corona", sagt sie.

Die Ploom-Masken sind im Webshop unter www.ploom.at erhältlich.

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