Handwerk:Bayerns bester Bootsbauer kommt aus Starnberg - und arbeitet an 600.000-Euro-Yachten

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Die Arbeit an den teuren Motorbooten ist für den Starnberger Bootsbauer Max Hebsakeräußerst diffizil. (Foto: Johannes Mahnke)

Max Hebsaker fasziniert die Schönheit von schnittigen Motorbooten. Der 24-Jährige hat sein Handwerk in Gauting gelernt, nun zieht es ihn in den Norden.

Von Sabine Bader, Starnberg/Hamburg

Bei Max Hebsaker begann die Leidenschaft für seinen Beruf mit dem Werkstoff selbst, dem Holz. Das war noch vor dem Abitur. Heute, einige Jahre später, ist er Bayerns bester Bootsbauer und bundesweit der zweite Sieger unter den Boots- und Schiffbauern. Weil er beide Prüfungen mit Bravour absolviert hat, bekommt der 24-Jährige jetzt ein Stipendium für die Meisterschule in Lübeck. Im September 2020 will er damit beginnen.

Aber zurück zum Anfang: Max Hebsaker stammt aus Starnberg, genauer aus Söcking. In Starnberg hat er 2014 auch Abitur gemacht. Eines seiner Prüfungsfächer war Kunst bei seinem Lehrer Fritz Güllich. Der hat die Schüler irgendwann zu sich nach Hause eingeladen, auf seinen alten Bauernhof in der Gemeinde Berg, wo er mit seiner Frau und den Kindern lebt. An diesem Abend hat sich der Lebensweg von Max Hebsaker entschieden: Er bewunderte den Wintergarten seines Lehrers und den kleinen Spielplatz, den dieser draußen für seine Kinder gebaut hatte. "Das alles kann man aus Holz und mit den eigenen Händen schaffen", dachte er sich.

Auf diesem Lastwagen hat der Eigner seine Aquaramain einer Ausstellung präsentiert (Foto: Johannes Mahnke)

Er sprach mit seinem Lehrer über seine Berufswünsche. Ob er erst mal reisen sollte, studieren oder eine Ausbildung machen? Und im Gespräch wurde ihm klar: Er will erst mal eine Ausbildung machen, lernen, etwas Handfestes herzustellen, was zugleich noch ästhetisch aussieht. Bootsbauer ist da wohl das Richtige, befanden beide. Güllich erinnerte sich an ein Projekt, das er gemeinsam mit Wolfgang Meiler umgesetzt hat, der einen Bootsbaubetrieb in der Gautinger Reismühle besitzt. Und Meiler wurde Hebsakers Lehrmeister.

Dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung zum Bootsbauer. Weil es bundesweit nur drei Berufsschulen - in Brake an der Weser, Lübeck und Duisburg - gibt, empfiehlt es sich gerade für die Bayern, die aus dem Süden der Republik anreisen müssen, die Berufsschulzeit in zwei Blockabschnitten zu absolvieren. Die Note der Gesamtprüfung setzt sich zusammen aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Schließlich spielen nicht nur handwerkliche Fähigkeiten eine wichtige Rolle, sondern auch detaillierte Kenntnisse über Kunststoffe, die verschiedenen Metalle und Holzarten. "Die Bootsbauerlehre ist keine 08/15-Ausbildung", findet Hebsaker rückblickend. In seiner Gesellenprüfung hat er 89 von 100 Prozent erreicht und ist damit Bayerns bester Bootsbauer.

Sein Handwerk gelernt hat der 24-Jährige im Betrieb von Wolfgang Meiler in Gauting. (Foto: Peter Hebsaker)

"Der Max war ein ganze Toller", sagt Wolfgang Meiler über die Jahre mit ihm. "Wir haben die Lehrzeit mit ihm richtig ausgekostet", sagt er. Auch Hebsaker hat die Ausbildung in Gauting gerne absolviert. Er war fasziniert von der Schönheit der Boote, von der täglichen Arbeit in der Werkstatt, von der Verantwortung, die man trägt, und er mochte die familiäre Atmosphäre in dem kleinen Betrieb. Meiler drückt es so aus. "Wir feiern die Siege gemeinsam und die Niederlagen auch." Zusammenhalt werde bei ihm groß geschrieben. Das ist sicher auch mit ein Grund, warum Hebsaker seinem früheren Lehrmeister immer, wenn er in der Gegend ist, einen Besuch abstattet. Auch auf die diesjährigen Weihnachtsfeiern in Gauting und daheim in Starnberg freut er sich, wie er sagt. Schließlich besucht er zum Fest seine Eltern, die beiden Geschwister und seine Freunde. "Wer weiß", sagt er, "vielleicht komm' ich ja auch mal zurück."

Mit "zurück" meint er die Rückkehr aus dem hohen Norden. Denn dort, in Hamburg, lebt und arbeitet der 24-Jährige jetzt. Er restauriert noch immer Holzboote, allerdings keine Segelschiffe, sondern Motorboote. Sündteuere Flitzer. Die Preise für sie bewegen sich zwischen 40 000 und 600 000 Euro. "Richtige Schmuckstücke sind das", sagt Hebsaker. Auch sein neuer Chef Jürgen Renken teilt seine Leidenschaft für schnittige Boote. Er hat sich darum auf das Restaurieren von "Riva"-Schiffen spezialisiert. Rivas sind elegante Motorschnellboote aus Mahagoni. Es sind Antiquitäten, die nur 20 Jahre lang, von 1949 bis 1969, in der Riva-Werft in Oberitalien gefertigt wurden.

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Seinen eigenen kleinen maritimen Betrieb an der Elbe hat Renken aus mehreren gebrauchten und zu Werkhallen umgebauten Seecontainern erstellen lassen. Momentan arbeitet Hebsaker an einer "Riva Super Aquarama" mit zwei Motoren und je 320 PS. Acht bis neun Stunden werkelt er täglich an dem Schiff. "Das Ganze ist fast aufwendiger als eine Neubau", sagt er. Hebsaker lebt derzeit in einer Wohngemeinschaft in Altona, aber er will aufs Land ziehen. "Ich bin kein Stadtmensch." Für Mitte nächsten Jahres plant er den Umzug ins Hamburger Umland. Und er will sich einen Hund anschaffen. "Ja, der ist das Allerwichtigste - vielleicht wird es ein Jagdhund ", erzählt er. Erst einmal möchte Hebsaker weiter bei Renken arbeiten und von 2020 an die Meisterschule absolvieren. Was danach wird - mal sehen. Vielleicht geht er ja doch noch auf große Reise, schaut sich die Welt an, wie einst die ersten Segler. Fest steht für ihn zumindest jetzt schon: Er will möglichst bald einen Segelschein machen.

© SZ vom 24.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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