Am Anfang ist da diese Plastikflasche, auf dem Markt in Argalasti auf dem Pilion. Eine Dame verkauft Wein, abgefüllt in alten 1,5 Liter- Wasserflaschen. „White, red, and dark“, sagt sie. Fünf Euro das Stück. Aus purer Neugierde nehmen wir alle drei mit. Beim Abendessen öffnen wir die erste Flasche. Goldgelb fließt der Wein ins Glas, duftet würzig und herb. Wir probieren, schauen uns an: „Schmeckt!“, sagen wir erstaunt.
Wir wollen mehr über griechischen Wein herausfinden. Deshalb besuchen wir Panagiotis Papagianopoulos auf seinem Weingut Tetramythos. Er gilt als einer der besten und angesagtesten Winzer Griechenlands.
Ich gehe mit ihm in seine Weinberge. Schmale Feldwege winden sich den Berg hinauf. Als wir anhalten, höre ich: nichts. Papagiannopoulos' Reben stehen inmitten einer Blumenwiese, sie sehen aus wie kleine Bäume, wilder Spargel wächst zwischen den Zeilen. Am Hang gegenüber grasen Schafe. Papagiannopoulos macht alles per Hand, ein Traktor hätte hier keinen Platz. Er erklärt, was sein Terroir hier so einzigartig macht. „Die hohen Berge hinter uns halten die heißen Winde ab, die aus Afrika kommen. Das Meer zu unseren Füßen sorgt für eine kühlende, salzige Brise“, sagt er. So schmecken seine Weine: kühl, salzig, nach den Kräutern der griechischen Berge.
„Was essen wir dazu?“, fragen wir. Der Winzer lacht und packt ein paar Flaschen in eine Kiste.
„Zehn Minuten von hier kocht ein Freund, folgt mir einfach mit dem Auto.“ Wir fahren in die Berge hinein, tiefer und tiefer. Vierzig Minuten später halten wir vor „To Spiti tis Marios“. Am Herd stehen Georgios Manikas und seine Frau Maria Andriopoulou. Georgios ist eine Erscheinung: laut, herzlich und mit einem Bauch, der vom Leben und Genießen zeugt. Er begutachtet die Weine, die der Winzer für das Abendessen mitgebracht hat. Die beiden diskutieren leidenschaftlich - wir verstehen kein Wort. „Er überlegt, was er zu diesen Weinen kocht“, sagt Papagiannopoulos.
Wenig später füllt sich der Tisch mit verschiedenen Tellern, Platten und Schüsseln. Es gibt Chorta (Wildgemüse, von Georgios eigenhändig gesammelt), Tyropita (eine Art Schafskäsekuchen), Kotopoulo me toutoumakia (Pasta in Kombination mit Hähnchen in Tomatensauce), Kontosouvli (gegrilltes Schweinefleisch), Asprogiani (ein Jahr altes Lamm mit Zwiebelsoße), Agriogourouno Stifado (geschmortes Wildschwein) und Fasolia Kerteriha (Bohnen aus dem Nachbardorf mit Kräutern im Ofen geschmort). Die Weine passen perfekt, der Malagousia zum Schafskäse, der Roditis zur Pasta und der Rotwein mit Namen Phelloé zum Wildschwein. Koch Georgios schenkt sich ein Glas ein. „So einen Wein wie den Phelloé trinke ich niemals allein. Nicht mal mit meiner Frau“, sagt er. „Gute Weine sind dazu da, sie mit Freunden zu teilen. Wie das Essen. Es geht nicht ums Sattwerden, es geht um Gemeinschaft, ums Teilen.“ Und das ist es, das Geheimnis des griechischen Weins.
Kantinenessen, Hortpampe, Alltagsbrei – Familie Hemminger aus Bernried hat es satt und bricht auf. Das Ziel: Das beste Essen in Europa finden. Was sie dabei erlebt, erzählt die Familie an dieser Stelle in der wöchentlichen Kolumne „Ham Ham Hemminger“. Mehr Informationen gibt es im Blog www.travelandtaste.world und im Podcast „Travel&Taste - Reise durch Europa“. Alle weiteren Folgen der Kolumne gibt es hier.