SZ-Kolumne: Ham Ham Hemminger, Folge 31:Grillfest in Pelei

Lesezeit: 2 Min.

Antonio schenkt Wein ein, das Lamm dreht sich am Spieß. Heute ist ein Tag zum Feiern, sagen sie, irgendetwas Heiliges. Genau verstehen es die Hemmingers nicht, sie feiern einfach mit. (Foto: privat)

In einem verlassenen, griechischen Dorf trifft Familie Hemminger auf pure Gastfreundschaft - und köstliches Lamm.

Von Patrick Hemminger, Bernried/Pelei

Verfallene Häuser, Schotterpiste, Steinruinen: Das Dorf Pelei im Osten des Peloponnes wirkt alles andere als einladend, als wir es erreichen. Hier steht ja nichts mehr, sagen die Kinder und klettern aus dem Auto. Ein schwarzer Hund beobachtet uns, hinkt in der Dämmerung davon. Zwischen den Olivenbäumen entdecken wir unser kleines Steinhaus - eines der wenigen, das hergerichtet ist.

Drinnen viel Holz und Gemütlichkeit, jemand hat alle Klimaanlagen auf Vollgas gestellt und es ist warm. Auf dem Tisch stehen eine Flasche Wein und zwei Gläser, für die Kinder gibt es Kekse. Anna und ich stellen uns auf die Terrasse, blicken auf das Tal und trinken einen Schluck. Um uns herum Stille. Wo sind wir nur gelandet?

Am nächsten Morgen erkunden wir das Dorf, beziehungsweise das, was davon übrig ist. Pelei wurde im Jahr 1939 gegründet. Der Staat gab das Land 20 Familien, die es bewirtschafteten und weitgehend als Selbstversorger lebten. Die einzige Verbindung zur Außenwelt war ein Eselspfad. Er führte über die Berge in das Örtchen Didima. Ende der 1950er-Jahre baute man anstelle des Pfades eine Straße - und die Menschen verließen Pelei. Die Häuser begannen zu verfallen. Heute ist nur noch ein Haus dauerhaft bewohnt, eine Frau winkt freundlich herüber, ein paar weitere sind Wochenend- oder Ferienhäuser.

Die Kinder finden es herrlich, sie bauen zwischen den Ruinen ein Steinmuseum, freunden sich mit einem der drei Dorfhunde an und streunen den ganzen Tag herum. Zu jedem Ausflug müssen wir sie lange überreden. Zum Beispiel zum nahegelegenen Theater von Epidauros oder zum Markt nach Ermioni.

Am Wochenende zieht ein köstlicher Duft zu uns herüber. Zwei Steinhäuser weiter wurschtelt ein älteres Ehepaar auf der Terrasse. Der Mann winkt freundlich herüber. Immer heftiger. Gerade als wir aufbrechen wollen, ruft er laut. Wir sollten doch herüber kommen, es kämen Gäste, der Grill sei an und ob wir ein Glas Wein wollten.

Als Nachspeise gibt es süße Nester aus Engelshaar

Wir wollen. Auf der Terrasse sitzen einige ältere Menschen im Schatten zusammen, trinken Wein und Ouzo. Über glühender Kohle dreht sich ein ganzes Lamm am Spieß und wird langsam knusprig. Antonio und Dimitri sprechen ein paar Wörter Englisch. Heute ist ein Tag zum Feiern, sagen sie, irgendetwas Heiliges, genau verstehen wir es nicht. Antonio schenkt uns Wein ein, die Kinder bekommen Saft. Dimitri bringt Fleischspieße, Salate und für unsere seit Neuestem vegetarischen Mädchen Gambas vom Grill, danach einen Teller mit Kataifi, süße Nester aus Engelshaar. Wir essen, trinken und reden, während die Sonne immer höher steigt.

Am nächsten Morgen geht es für uns weiter. Während wir das Auto beladen, kommt die Gastgeberin vorbei. Beim Grillen sei Nachtisch übrig geblieben. Sie überreicht uns eine große Schachtel mit süßen Teilchen. Auch die einzige Bewohnerin Peleis eilt zu uns. In der Hand holt sie eine Tüte mit frischen Eiern von ihren Hühnern. Sie lacht und plaudert auf Griechisch auf uns ein. Vergessen sind die Ruinen - Pelei ist wunderschön. Denn es sind die Menschen, die einen Ort zum Leuchten bringen.

Kantinenessen, Hortpampe, Alltagsbrei – Familie Hemminger aus Bernried hat es satt und bricht auf. Das Ziel: Das beste Essen in Europa finden. Was sie dabei erlebt, erzählt die Familie an dieser Stelle in der wöchentlichen Kolumne „Ham Ham Hemminger“. Mehr Informationen gibt es im Blog www.travelandtaste.world und im Podcast Travel&Taste - Reise durch Europa“. Alle weiteren Folgen der Kolumne gibt es hier.

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