SZ-Kolumne: Ham Ham Hemminger, Folge 38Einfach gut essen in Italien

Lesezeit: 2 Min.

Sind die Gnocchi durch? Bei Maria-Rosa und Lorenzo in der Küche helfen alle mit.
Sind die Gnocchi durch? Bei Maria-Rosa und Lorenzo in der Küche helfen alle mit. (Foto: Anna Hemminger)

Familie Hemminger kocht mit Maria-Rosa und Lorenzo. Deren Restaurant in Venetien ist längst geschlossen - doch die beiden haben nichts verlernt.

Von Anna Hemminger, Bernried

Ihr T-Shirt trägt die Aufschrift „Funky Beat“ und ihr Lachen schallt durch den Gastraum: Das ist Maria-Rosa, weit mehr als 70 Jahre alt. Sie sitzt in ihrer seit zwölf Jahren geschlossenen Trattoria und serviert einen Espresso. Wir sind im kleinen Dorf Resera gelandet, mitten in Venetien, Norditalien. Hier leben noch rund hundert Menschen. Es gibt einen kleinen Platz und ein paar Häuser, von denen der Putz abblättert. Auf den Hügeln rundherum wachsen die Trauben für Prosecco.

Gleich neben der Kirche aus dem 13. Jahrhundert wohnen Maria-Rosa und Lorenzo, die 40 Jahre lang ein beliebtes Restaurant hatten. Viele Künstler und Intellektuelle speisten hier, genauso wie die Menschen aus der Umgebung. Lorenzo war berühmt für seine Pasta mit dem guten Sugo, sein Fleisch vom Grill und seine Schmorgerichte. Das alles erzählt uns Maria-Rosa beim Kaffee. Und obwohl wir nicht besonders gut Italienisch sprechen, verstehen wir uns großartig. Schade, dass ihr Restaurant geschlossen hat. „Wo essen wir denn hier am besten?“, fragen wir die Rentnerin. „Bei uns“, sagt sie und blickt ihren Mann Lorenzo auffordernd an. „Wir können diese Woche zusammen kochen.“ Lorenzo nickt. Er ist Mitte 70 und hat das graue Haar zu einem Zopf gebunden.

Am Dienstag begleite ich ihn in seinem kleinen Auto zum Einkaufen. Im Supermarkt stehen wir an der Fleischtheke. Lorenzo guckt sich die Auslage an und diskutiert mit dem Verkäufer. Dann schüttelt er den Kopf. „No“, sagt er, „das ist nicht gut hier.“ Wir fahren in die Macelleria, die Fleischerei. Die einzige, die es noch in der Gegend gibt. Die Leute kaufen nur noch billig, sagt Lorenzo. In der Macelleria sieht das Fleisch ganz anders aus, frisch und gesund.

Zuhause stellt sich Lorenzo in die Küche und fängt an. Und Patrick und ich machen mit, wir höhlen Kürbis aus und waschen Salat. Das Fleisch mariniert der Koch selbst. Ganz wichtig, Olivenöl, Weißwein und etwas Rosmarin. Zwischen uns tanzt Maria-Rosa durch die Küche, schlägt Eier in den Nudelteig, kocht Kürbis, lacht viel, telefoniert zwischendurch und deckt den Tisch im Gastraum, der der Familie immer noch als Wohnzimmer dient. „Was haben wir für Feste gefeiert,“ sagt sie. „Es gab Konzerte, wir haben getrunken, gegessen und getanzt.“

Den Prosecco stellt Lorenzo selbst her

Nach Stunden der Vorbereitung entkorkt Lorenzo einen Prosecco. Eigene Herstellung. Er macht davon 200 Flaschen im Jahr, die nur für Freunde und Familie bestimmt sind. „Die meisten Menschen wissen gar nicht, wie viel Arbeit selbst ein einfaches Mahl ist“, sagt er nachdenklich. Wir stehen vor dem offenen Feuer in der Gaststube, auf einem Grillrost brutzeln die Koteletts. „Bei meinem Essen gab es nicht viel Drumherum. Sondern gute Produkte.“

„Salute“, ruft Maria-Rosa. Wir sitzen an der langen Tafel. Die Söhne der Familie sind auch gekommen. Es gibt Kürbisgnocchi, weich geschmorte Auberginen, Bratkartoffeln und das Fleisch vom Grill. Auf den Salat hat Maria-Rosa Blüten aus dem Garten gelegt. Danach Tiramisu. Unsere Kinder seufzen glücklich. Wir auch.

Kantinenessen, Hortpampe, Alltagsbrei – Familie Hemminger aus Bernried hat es satt und bricht auf. Das Ziel: Das beste Essen in Europa finden. Was sie dabei erlebt, erzählt die Familie an dieser Stelle in der wöchentlichen Kolumne „Ham Ham Hemminger“. Mehr Informationen gibt es im Blog www.travelandtaste.world und im Podcast Travel&Taste - Reise durch Europa“. Alle weiteren Folgen der Kolumne gibt es hier.

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