Nach Albanien geht es über Montenegro und Bosnien-Herzegowina nach Kroatien. Sieben Stunden, vier Grenzen, eine lange Etappe. In der Bucht von Vinišće in Dalmatien sind alle erschöpft. Wie gut, dass hier nichts offen hat, wir haben unsere Ruhe. Die Feriensaison hat noch nicht begonnen. Alle Restaurants haben geschlossen, nur ein winziger Supermarkt und ein Café sind geöffnet.
Es stürmt, die Boote schaukeln im Hafen. Eines ist sogar untergegangen. An einem Morgen wird es geborgen. Ein Herr mit weißem Haar und blauen Augen steht daneben. Wir kommen ins Gespräch. Er heißt Milan, ist Segler und Caterer und kocht bei sich zu Hause für Gäste. „Ab 15 Euro pro Person“, sagt er und drückt mir seine Visitenkarte in die Hand. Das klingt gut. Essen bei den Einheimischen, kroatische Rezepte, ein unvergessliches Erlebnis. Ein paar Tage später rufe ich ihn abends an. „Ich bin gerade im Dorfcafé,“ sagt Milan, „kommt vorbei, dann können wir alles besprechen.“
Wir lassen die Mädchen zu Hause und nehmen den fünfjährigen Jakob mit. Das Café ist am anderen Ende der Bucht. Drinnen läuft auf einer Leinwand Fußball. An den Tischen sitzen nur Männer, alle rauchen und trinken Kaffee. Auch Milan. Er sitzt mit zwei anderen Opas am Tisch und spielt Karten. „Setzt euch an den anderen Tisch, ich bin gleich fertig“, sagt er, ohne den Kopf zu wenden.
Wir lassen uns nieder, bestellen ein Glas Wein für uns, eine Limonade für Jakob. Er findet es großartig. Einfach so unter der Woche eine Limonade und dann noch Fußball auf der Leinwand. Die Zeit vergeht, Milan ist ins Kartenspiel vertieft, die Mädchen allein zu Hause. Wir warten und warten. Als ich kurz davor bin, wieder zu gehen, schlendert Milan zu uns herüber. Er zeigt uns auf seinem Handy Bilder von Fischen auf dem Grill. „Es gibt mehrere Varianten“, sagt er. „Wir machen bei mir im Garten einen schönen Fisch, dazu Kartoffeln und Mangold aus dem Garten.“
200 Euro für Fisch mit Kartoffeln?
„Gibt es gerade Fisch?“, fragt Patrick zweifelnd. Die Fischer können wegen des Windes nicht rausfahren. „Ich habe meine Kanäle“, sagt Milan geheimnisvoll. Oh. Wir schauen uns an. Was sollen das für Kanäle sein? Die Tiefkühltruhe eines Kumpels? Oder den einen mutigen Fischer, der auch bei Sturm rausfährt und dann exklusiv Milan beliefert? Und was soll das kosten? „200 Euro. Da ist alles drin. Getränke. Essen. Cola für die Kinder. Für mich bleiben davon gerade mal 30 Euro übrig, ich will euch ja nicht über den Tisch ziehen.“
„Und was sind die anderen Varianten?“, fragt Patrick. „Auf die habe ich keine Lust. Billiger Zuchtfisch. Würde ich euch nicht empfehlen.“ Wir schauen uns an und sagen, dass wir uns das überlegen. 200 Euro für einen Fisch auf dem Grill mit ein paar Kartoffeln? Zuhause lachen wir schallend. Dann fährt Patrick auf den Markt nach Trogir, holt fünf kleine Wolfsbarsche, Kartoffeln und Mangold. Und wir grillen selbst im Garten.
Kantinenessen, Hortpampe, Alltagsbrei – Familie Hemminger aus Bernried hat es satt und bricht auf. Das Ziel: Das beste Essen in Europa finden. Was sie dabei erlebt, erzählt die Familie an dieser Stelle in der wöchentlichen Kolumne „Ham Ham Hemminger“. Mehr Informationen gibt es im Blog www.travelandtaste.world und im Podcast „Travel&Taste - Reise durch Europa“. Alle weiteren Folgen der Kolumne gibt es hier.