SZ-Kolumne: Ham Ham Hemminger, Folge 33Rinderbäckchen im „Tiffany's“

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Patrick und Anna Hemminger (hinten) zu Besuch bei echten Genießern: Bei Stavroula und Anestis Haitidis lassen sie sich auch einen guten Naturwein schmecken.
Patrick und Anna Hemminger (hinten) zu Besuch bei echten Genießern: Bei Stavroula und Anestis Haitidis lassen sie sich auch einen guten Naturwein schmecken. (Foto: privat)

In Thessaloniki unternehmen die Hemmingers eine ganze Food-Tour durch die Stadt. Zum Abschluss gibt es ein ausgiebiges Dinner.

Von Anna Hemminger, Bernried/Thessaloniki

„Hast du noch Energie, Jakob?“ Es ist 23.15 Uhr, und wir laufen durch die Straßen von Thessaloniki. „Klar“, sagt der Fünfjährige und springt die Stufen der Metro Venizelo hinunter. Hier liegt eine ausgegrabene Stadt, und das will er sich nicht entgehen lassen. Aber ganz von vorn.

Ihr müsst nach Thessaloniki kommen, hatte Anestis Haitidis am Telefon gesagt. Er ist Weinhändler, Unternehmer, Winzer und kennt in Griechenland jeden, der etwas mit gutem Essen oder Wein zu tun hat. „Thessaloniki ist ein Schmelztiegel der Kulturen, hier könnt ihr die Geschichte des Landes schmecken.“ Er schickt auch gleich eine ganze Liste von Tipps.

Also mieten wir ein kleines Apartment in der Altstadt Ano Poli hoch über der Stadt, nebenan rufen die Pfaue des Klosters Vlatadon. Der Blick geht weit über die Häuser auf das Meer. Thessaloniki war schon immer groß, nichts konnte die 315 vor Christus gegründete Stadt kleinkriegen, nicht die Piraten, nicht die Osmanen und auch nicht die Brände und Erdbeben in ihrer Geschichte.

Wir beginnen unsere Food-Tour, man könnte auch Fresstour sagen, mit einem lokalen Frühstück bei Giannis unten im Zentrum. Einen Kaffee gibt es nicht, dafür Bougatza, knusprige Blätterteigkuchen mit Schafskäse oder süß mit Vanillecreme gefüllt. Nach drei Schnitten sind alle pappsatt. Wir steigen auf das Wahrzeichen der Stadt, den weißen Turm, und entdecken den Kapani-Markt. Nichts für schwache Nerven, bei den Schlachtern baumeln küchenfertige ganze Lämmer oder Innereienbündel, Lunge, Leber, Magen alles dabei. Auf den Auslagen liegen Würste und Schweineköpfe. Die Kinder gruseln sich und wollen weiter.

Nach fünf Minuten haben wir das Gefühl, mit alten Freunden am Tisch zu sitzen

Der nächste Tipp ist um die Ecke: „Bombidia Streetfood“. Eine Institution in Saloniki, wie die Einwohner ihre Stadt nennen. Seit 40 Jahren werden im Bombidia Souvlakispieße gebraten und Pitas gefüllt. Die Fleischbällchen sind berühmt und werden nach einem Rezept aus Konstantinopel zubereitet - die Griechen sagen bis heute nicht Istanbul. Dazu gibt es eine Paprikapaste, Tomaten und gegrillten Kefalotyri-Käse. Alles auf Papier serviert. Natürlich bestellen wir Retsina dazu. Der geharzte Wein schmeckt überraschend frisch und würzig, ganz anders als das, was wir bislang kannten.

Am Abend treffen wir den Genießer Anestis und seine Frau Stavroula persönlich zum Dinner im „Tiffany’s“. Nach fünf Minuten haben wir das Gefühl, mit alten Freunden am Tisch zu sitzen. Wir unterhalten uns rauschend bei Kohlrouladen gefüllt mit Fisch, Wildkräutersalat mit Seefenchel, Tintenfisch gegrillt mit schwarzäugigen Bohnen, geschmorten Auberginen mit Nüssen und Rinderbäckchenkroketten. Dazu gibt es griechischen Naturwein.

Für die Kinder hat sich Anestis ein besonderes Schmankerl überlegt. In der „Blé Taste Gallery“ um die Ecke sind Süßigkeiten, Pralinen und Eisspezialitäten ausgestellt. Diese Art Galerie lieben die drei. Sie wählen ein großes Eis und sind glücklich. Und Jakob? Der ist um 23.15 Uhr immer noch fit. Mehr kann man an einem Tag kulinarisch nicht erleben.

Kantinenessen, Hortpampe, Alltagsbrei – Familie Hemminger aus Bernried hat es satt und bricht auf. Das Ziel: Das beste Essen in Europa finden. Was sie dabei erlebt, erzählt die Familie an dieser Stelle in der wöchentlichen Kolumne „Ham Ham Hemminger“. Mehr Informationen gibt es im Blog www.travelandtaste.world und im Podcast Travel&Taste - Reise durch Europa“. Alle weiteren Folgen der Kolumne gibt es hier.

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