„Können wir nicht nach Griechenland ziehen?“, das fragen die Kinder immer wieder. Sie lieben dieses Land von der ersten Sekunde an - obwohl es viel regnet, kein Mensch am Strand und Kyparissia keine besonders schöne Stadt ist. Wir alle fühlen uns sauwohl. Irgendetwas liegt in der Luft. Vielleicht ist es das freundliche Lächeln, wenn unsere Kinder laut „Kaliméra“ rufen. Vielleicht ist es die Entspanntheit der Menschen, die überall zu spüren ist. Morgens trinken die Verkäufer vor ihren Läden zusammen eine Tasse Kaffee. Der Tag beginnt gemächlich mit einer warmen Blätterteigtasche gefüllt mit Käse. Überhaupt die Cafés. In Kyparissia zählen wir mindestens 20 Stück und alle sind gut besucht. Oft brennt ein Feuer im Kamin, alte Herren unterhalten sich stundenlang bei einem Glas Ouzo.
Der Supermarkt ist viel teurer als die Taverne. Also gehen wir ständig essen. Zum Beispiel im Nachbardorf. Dort kocht Antonia im „To Geranio“. In dem einfachen Raum brennt ein offenes Feuer. Wir sind immer die einzigen Gäste. Wenn wir kommen, drückt die ältere Dame ihre Zigarette aus, schlurft in die Küche und bereitet für uns herrliche Dinge zu. Leicht angewärmte, mit Reis gefüllte Weinblätter, Feta aus dem Ofen, Zucchini-Frikadellen und Lammschulter. Dazu gibt es einen halben Liter roten Wein. Der kommt von den Reben rund ums Dorf und hat einen ganz eigenen Geschmack. Wenn wir fast platzen, serviert sie uns jedes Mal einen Nachtisch aufs Haus. Frittierte Teigbällchen mit Honig und Mandeln und mit Schokolade. Die Kinder nennen Antonia mittlerweile Oma. Verstehen kann sie es nicht. Antonia spricht ausschließlich Griechisch. Aber ich glaube, sie mag uns.
Auch am Valentinstag gehen wir essen. Diesmal ins „Palia Agora“ unterhalb der alten Burg von Kyparissia. Überall hängen rote Herzballons. Die Griechen nehmen den Tag sehr ernst. Die Paare an den Nachbartischen schauen sich tief in die Augen. Nach dem Rote-Bete-Salat und den gegrillten Pilzen sowie einer riesigen Portion Pommes mit Spiegelei und geriebenem Mizithra-Käse, werden Jakob, Carlotta und Josefine ganz unruhig. „Können wir nicht einen Ballon mitnehmen?“, betteln sie. Mein Mann Patrick geht an die Theke und fragt die Bedienung. Sie strahlt. „Natürlich“, sagt sie. „Kommt morgen wieder und ihr könnt alle haben.“
Einen Tag später ziehen drei glückliche Kinder durch Kyparrissia. In ihren Händen zwanzig rote Herzluftballons. Habe ich schon erwähnt, dass wir Griechenland lieben?
Kantinenessen, Hortpampe, Alltagsbrei – Familie Hemminger aus Bernried hat es satt und bricht auf. Das Ziel: Das beste Essen in Europa finden. Was sie dabei erlebt, erzählt die Familie an dieser Stelle in der wöchentlichen Kolumne „Ham Ham Hemminger“. Mehr Informationen gibt es im Blog www.travelandtaste.world und im Podcast „Bock auf Regional – Reise durch Europa“. Alle weiteren Folgen der Kolumne gibt es hier.