SZ-Kolumne: Ham Ham Hemminger, Folge 18Entspannter Advent am Meer

Lesezeit: 2 Min.

(Foto: Patrick Hemminger/oh)

Weil es auf einem Süßkartoffelfest im Süden Portugals zu laut ist, flüchtet Familie Hemminger in ein Café an die Küste .

Von Anna Hemminger, Bernried

Von Vorweihnachtswahnsinn ist in Portugal wenig zu spüren. Es geht gemächlich zu im Alentejo, dem Süden des Landes. Vor der Markthalle in São Téotonio steht ein Tannenbaum aus gehäkelten Topflappen und die Bäckerin hat neben dem gewürzten Honigbrot eine winzige Krippe aufgestellt. In der Metzgerei mit dem Namen „Der sympathische Ort“ widmet sich der Chef Kuhfüßen und verkauft Innereien. Und im winzigen unscheinbaren Café gibt es göttliche Pasteis de Nata, Puddingteilchen, von denen wir am Anfang gar nicht genug bekommen können. Viel wichtiger als Weihnachten ist jetzt erst mal das Süßkartoffel-Festival. Unser Vermieter Juan hat es uns empfohlen. Denn im Naturschutzgebiet zwischen Odeceixe und Aljezur werden die besten „Batata doce“ der Welt angebaut.

Also nichts wie hin: Die große Mehrzweckhalle bei Aljezur ist rappelvoll, Landwirte verkaufen säckeweise Süßkartoffeln, Batata doce Polpa Laranja oder Batata doce Polpa Roxa – uns war gar nicht klar, dass es so viele Sorten gibt. Eine weitere Spezialität der Gegend ist Medronho, die Frucht aus dem Erdbeerbaum, aus der ein starker Schnaps gebraut wird.

Auf einer Bühne zeigen Köche live, welche Nachtischvariationen mit der Süßkartoffel möglich sind. Und hinten sind Tische aufgebaut, an denen die Besucher die herrlichsten Sachen essen. Wildschwein mit Süßkartoffelpüree, Hasenragout oder Hirsch mit gedämpften Süßkartoffeln. Dazu das Glas Wein für 1,50 Euro. Uns läuft das Wasser im Mund zusammen, doch unseren Kindern ist es zu laut. Als dann auch noch als Kartoffeln verkleidete Schauspieler durch die Halle tanzen, die einen Ghettoblaster tragen und “Batata doce” singen, flüchten wir.

Das Meer ist nicht weit, die Küste spektakulär. Wir entdecken ein kleines Café hoch oben auf den Klippen in Azenha do Mar. Die Karte ist zerfleddert, Tische und Stühle aus Plastik. Wir haben so einen Hunger, dass wir einfach alles bestellen. Salat vom Oktopus, frittierten Oktopus, und Patanisca vom Oktopus, eine Art Kuchen, der aus winzigen Stücken gekochten Tintenfischs und einem Teig aus Mehl und Eiern zubereitet wird, ordentlich gewürzt mit Zwiebeln, Knoblauch und Kräutern. Alles ist frisch, alles ist aus dem Atlantik. Nur den Schokoladenkuchen, auf den sich unsere Kinder stürzen, hat die freundliche Besitzerin am Morgen gebacken. Die Sonne kommt raus, es hat 20 Grad. Die Adventszeit kann ja so entspannt sein.

Kantinenessen, Hortpampe, Alltagsbrei – Familie Hemminger aus Bernried hat es satt und bricht auf. Das Ziel: Das beste Essen in Europa finden. Was sie dabei erlebt, erzählt die Familie an dieser Stelle in der wöchentlichen Kolumne „Ham Ham Hemminger“. Mehr Informationen gibt es im Blog www.travelandtaste.world und im Podcast „Bock auf Regional – Reise durch Europa“. Alle weiteren Folgen der Kolumne gibt es hier.

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