Häusliche Betreuung:Pflege bis ans Limit

Häusliche Betreuung: Der VdK lädt zur Podiumsdiskussion ins Landratsamt ein, Geschäftsführer Andreas Konow (rechts) und Kreisvorsitzender Reinhard Dirr sind auch dabei.

Der VdK lädt zur Podiumsdiskussion ins Landratsamt ein, Geschäftsführer Andreas Konow (rechts) und Kreisvorsitzender Reinhard Dirr sind auch dabei.

(Foto: Nila Thiel)

Angehörige leiden oft unter hohen Belastungen, wenn ein Familienmitglied dauerhaft erkrankt ist - und kümmern sich trotzdem um ihre Liebsten. Eine Podiumsdiskussion im Landratsamt will klären, welche Möglichkeiten es noch gibt.

Von Paul Wiese, Starnberg

Psychisch, körperlich und finanziell - die häusliche Pflege von Angehörigen kann eine starke Belastung sein. Und es kann jeden treffen: Eine Situation, in der man den Alltag nicht mehr alleine bewältigen kann. Das Thema beschäftigt vor allem den VdK, den größten Sozialverband Deutschlands: Unter dem Titel "Häusliche Pflege am Limit" laden die Kreisvertreter am Dienstag, 29. November um 19 Uhr, zur Podiumsdiskussion im Landratsamt ein.

In Deutschland sind etwa 4,3 Millionen Menschen pflegebedürftig, dreieinhalb Millionen davon werden zuhause betreut. Die Pflegenden sind überwiegend Frauen, wie eine Studie zu häuslicher Pflege zeigt, die 2020 vom Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner in Zusammenarbeit mit der Universität Osnabrück erarbeitet wurde. Die Pflege erstreckt sich oft über Jahre - und kollidiert häufig mit dem Berufsalltag. In einer 40-Stunden-Woche die gleiche Zeit zusätzlich für die Angehörigen aufzubringen, erscheint ehrenwert, ist aber oft kaum zu schaffen. Der VdK fordert Möglichkeiten, die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu verbessern, indem etwa Rentenpunkte gesammelt werden können, auch wenn man weniger arbeitet.

Neben psychischen Hürden fehlt oft auch das Geld. Wer nicht arbeitet, weil er Angehörige pflegt oder zeitweise einen Pflegedienst beanspruchen möchte, ist finanziell belastet. Viele wissen zudem gar nicht, dass sie Anspruch auf Leistungen hätten - etwa 12 Milliarden Euro verfallen jährlich. Laut VdK-Kreisvorsitzendem Reinhard Dirr liegt das häufig an der Bürokratie: "Es ist schwer, herauszufinden, welche Formulare ich ausfüllen muss". Daher müsse jedes Angebot auf die Situation eines Pflegebedürftigen angepasst sein. VdK-Kreisgeschäftsführer Andreas Konow moniert fehlende Informationen über die Leistungen: "Viele haben keine Kenntnis über Pflegemittel. Deswegen werden sie nicht abgerufen". Hoher Arbeitsaufwand und zu wenige Anlaufstellen vereitelten zudem die Möglichkeit, um sich umfassend zu informieren.

Ein bayernweites Beratungsnetz könnte laut Dirr helfen, diese Probleme zu lösen. In Starnberg gibt es einen Pflegestützpunkt, der unabhängig berät. Aus den steigenden Mitgliederzahlen des VdK schließt er, dass die Menschen "fachmännische und rechtliche Hilfe" benötigen. In Starnberg gibt es derzeit etwa 1600 Mitglieder. Licht ins Dunkel soll auch die Podiumsdiskussion "Häusliche Pflege am Limit" im großen Sitzungssaal des Landratsamts bringen. Gäste sind unter anderem Landrat Stefan Frey und die VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher. Auf dem Podium diskutieren Sonja Herrmann (Fachstelle für pflegende Angehörige), Marcus Effertz (Pflegestützpunkt Starnberg), Armin Heil (Ambulante Krankenpflege Tutzing), Dominik Wieczoreck (AOK-Teamleiter Pflegeberatung) sowie ein pflegender Angehöriger. Eine Diskussion mit dem Publikum ist ausdrücklich erwünscht.

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