Das Tutzinger Gymnasium soll so schnell wie möglich auf Vordermann gebracht werden - unabhängig davon, wann der Landkreis konkret die Trägerschaft von der Gemeinde übernimmt. Die Übernahme hatte der Kreistag vorige Woche beschlossen. Bis das Landratsamt eine Schulbehörde aufgebaut hat, solle es keinen Stillstand über zwei, drei Jahre geben, hieß es am Dienstag im Gemeinderat von der Rathausverwaltung. Pläne seien fertig, etwa für die Doppelturnhalle. Sie gingen an die Regierung von Oberbayern, um zu erfahren, wie hoch die Förderung dafür ausfallen könne. Rund 30 Schülereltern verfolgten die Sitzung aufmerksam. Sie befürchten, dass sich in der Übergangsphase weder Tutzing noch der Landkreis für die längst fällige Sanierung und intaktes Mobiliar einsetzen könnten. Diesen Donnerstag will der Elternbeirat einen Aktionsplan beraten, um den Druck zu erhöhen.
Die Gemeinde habe das Landratsamt schon um einen Termin ersucht, um einen Zeitplan für die Übergabe zu erstellen, berichtete Geschäftsleiter Marcus Grätz im Gemeinderat. Zu klären sei etwa, wer in der Übergangsphase als Bauherr auftrete. Im Tutzinger Verwaltungshaushalt sind heuer knapp 570 000 Euro für das Gymnasium eingestellt. "Damit kann man was bewirken", versicherte Grätz.
Auch Grünen-Gemeinderat und -Kreisrat Bernd Pfitzner zeigte sich optimistisch, dass sich die Abgabe des Gymnasiums an den Kreis positiv auswirken werde. Es sei Zielrichtung aller Beteiligten gewesen, "dass Schüler, Lehrer und Eltern nicht die Leidtragenden sein sollen". Die klamme 10 000-Einwohner-Gemeinde kann sich die Schule nicht mehr leisten.
Seinen guten Willen solle der Landkreis bitteschön rasch unter Beweis stellen, forderte Thomas von Mitschke-Collande. Er solle den baufälligen und seit sieben Jahren gesperrten Balkon der denkmalgeschützten Kalle-Villa, dem historischen Kernstücks des Gymnasiums, herrichten. Kostenpunkt: 70 000 Euro. Der Balkon habe "identitätsstiftenden Charakter für viele Schüler", bekräftigte der Gemeinderat unter dem Applaus der anwesenden Eltern. Ein Eilantrag von Maximilian Levasier (FDP), der damit die Planungen zur Sanierung vorantreiben wollte, wurde aus formalen Gründen abgelehnt.
Für Bürgermeisterin Marlene Greinwald (FW), die erst gegen Ende der öffentlichen Sitzung kam, hat hingegen die Entfernung der Drucker aus dem Lehrerzimmer Priorität. Sie belasten die Mitarbeiter mit Feinstaub und sollen in die jetzige Teeküche verbannt werden. Als Ersatz ist eine Küchenzeile im Lehrerzimmer geplant. Greinwald appellierte an die kämpferischen Eltern, den Kreistag bei dessen anstehender Besichtigung nicht mit Demonstrationen, sondern "freundlich zu begrüßen".
Peter Müller vom Team "Trägerschaft und Sanierung" des Elternbeirats lobte bei einer improvisierten Kundgebung vor dem Rathaussaal "die tollen Lehrer, den tollen Direktor, die tollen Schüler". Aber es gehe nicht an, einen Sanierungsbedarf von zwölf Millionen Euro jahrelang aufzuschieben. Direktor Bruno Habersetzer wünscht sich eine "Roadmap", wie es weiter geht, sagte er auf Nachfrage. Der Chef hat selbst von der Sanierung nichts mehr. Er geht diesen August in Ruhestand.