Süddeutsche Zeitung

Schülerprojekt:Vom Burger bis zur Edelfisch-Pfanne

In einem P-Seminar am Gymnasium Starnberg ist ein Kochbuch entstanden. Eigenkreationen der Jugendlichen stehen neben Rezepten von Restaurants aus dem Landkreis.

Von Christina Rebhahn-Roither

Ananasgratin mit Nüssen und Datteln. Edelfisch-Pfanne mit Fischfond und Weißwein. Klingt ziemlich edel. Diese und viele weitere Rezepte stehen in dem Kochbuch von Schülern des Starnberger Gymnasiums. Ob das die Leibgerichte der Starnberger Jugendlichen sind? Wohl eher nicht. Selbst beigesteuert haben sie jedenfalls Kreationen, die schon eher nach jungen Köchen klingen: den GymSta-Burger etwa oder die GymSta-Club-Sandwiches in Anlehnung an den Schulnamen. Rezepte wie die Fischpfanne stammen von Restaurants aus dem Landkreis.

In einem P-Seminar haben 16 Jugendliche der zwölften Jahrgangsstufe die befristete Schülerfirma "Foodox" gegründet und ihr eigenes Kochbuch "Star Cooks" gestaltet. Die Schülergruppe ist in vier Bereiche eingeteilt: Finanzen, Marketing, Produktion und Verwaltung, außerdem gibt es Gruppenleiter, einen Pressesprecher und einen Chef.

Bei einem ihrer Treffen hört man aus dem geschäftigen Treiben heraus: "Wir müssen locker-flockige Sprüche reinschreiben!" Oder auch: "Das strapaziert den Finanzplan!" Die einen tippen Rezepte ab, die anderen tüfteln an der Farbwahl. Hat eine Gruppe gerade nichts zu tun, hilft sie anderswo. Einige Rezepte müssen zu dem Zeitpunkt noch nachgekocht werden, weil Fotos fehlen. Für Kartoffel-Lauch-Gratin, Aloe vera halbgefroren und Teriyaki-Lachs finden sich schnell Freiwillige.

Inzwischen ist das erste Probeexemplar da, die Gruppe ist in der Endphase. Die Jugendlichen haben viele Restaurants angefragt, manche seien abgesprungen, erzählt Lorin Baier, der den Posten des Pressesprechers übernommen hat. Letztendlich haben einige Lokale Rezepte bereitgestellt, darunter beispielsweise das Restaurant Dechant. Insgesamt umfasst das Kochbuch etwa 40 Rezepte, ein Exemplar soll 20 Euro kosten.

Christine Geiger unterrichtet Mathe, Wirtschaft und Recht, sie hat das Projekt von einer Kollegin übernommen. Sie wirkt in der Runde wie eine stille Beobachterin und sagt, sie solle zwar darauf achten "dass es nicht aus dem Runder läuft", scheitern sei aber auch ein möglicher Ausgang des Projekts. "Ich soll nicht rettend einspringen." Natürlich gebe sie aber Tipps und Unterstützung, zum Beispiel bei rechtlichen Themen. Die Lehrerin ist "überrascht von der Selbstständigkeit" der jungen Leute und kann dem Projekt viel abgewinnen, da einzelne Unternehmensabteilungen greifbar würden. Generell läuft das Projekt über "IW Junior Köln GmbH". Der bundesweite Träger organisiert auch Schulungen und springt ein, sollte ein Projekt schief gehen. "Junior" konnte als eines der P-Seminare am Gymnasium gewählt werden und findet in der ganzen elften und der Hälfte der zwölften Klasse statt, dann läuft es aus.

Bevor es zu dem Kochbuch kam, hatte die Gruppe viele andere Ideen und wollte zunächst eine wärmeerhaltende Lunchbox verkaufen. Die Umsetzung scheiterte aber an der teuren Produktion. Parallel entstand die Kochbuchidee, die auch die Gastronomie im Landkreis Starnberg unterstützen soll, die von den Folgen der Pandemie stark betroffen ist.

Ihre finanziellen Mittel musste sich die Gruppe selbst erarbeiten, das Startkapital entstand größtenteils aus Aktienverkäufen. Die jungen Leute haben nämlich 90 Aktien an ihrem Unternehmen zu je zehn Euro verkauft, Restaurants konnten Werbeseiten akquirieren. Neben der Produktion und anderen Kostenposten muss sich die Gruppe auch Gehalt auszahlen. Das fällt nicht sehr üppig aus: 50 Cent pro Stunde. Ursprünglich wollte die Schülergruppe das Kochbuch vor allem zu Beginn auf Weihnachtsmärkten verkaufen - doch dann kamen die Absagen der Märkte.

Nun soll "Star Cooks" bald etwa in der Bücherjolle in Starnberg zu kaufen sein. Die Gruppe versucht laut Lorin Baier gerade auch zu organisieren, dass ihr Buch in manchen der teilnehmenden Restaurants ausliegt. So sollen Rezepte für Ananasgratin und Edelfisch-Pfanne auch schon bald in der wohl passendsten Umgebung erhältlich sein: der lokalen Gastronomie.

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Quelle:
SZ vom 04.12.2021
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