Süddeutsche Zeitung

Gymnasium in Herrsching:Ihr Kinderlein kommet

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Kreistag genehmigt die vierzügige Schule für 1000 Schüler

Von Sabine Bader, Starnberg

Das geplante Gymnasium in Herrsching wird von vielen nicht nur ersehnt, sondern ist auch nötig. Das ergab eine Analyse des Schulbedarfs im Landkreis Starnberg. Rund 1000 Schüler werden die neue Schule laut Prognosen besuchen. Und weil der Landkreis auch weiterhin mit steigenden Schülerzahlen rechnet, soll das neue Gymnasium auch gleich vierzügig geplant und gebaut werden. Kreiskämmerer Stefan Pilgram hatte berechnet, dass der vierzügige Bau den Landkreis zwar jetzt um 3,3 Millionen Euro teurer kommt als die dreizügige Variante und die Gesamtkosten damit auf 87,8 Millionen Euro klettern. Aber das Ganze sei weit günstiger, als die Schule später nachzurüsten. Denn das zöge Mehrkosten von 6,1 Millionen Euro nach sich. Und so votierten die Kreisräte in ihrer Sitzung am Montag mit 33 zu 21 Stimmen für Pilgrams Vorstoß.

Aus der Bedarfsprognose geht noch ein weiterer wichtiger Punkt hervor: Die neue Schule in Herrsching wird wohl eine entlastende Wirkung auf die Gymnasien im Umkreis haben, gefährden wird sie deren Fortbestand aber in keiner Weise. Der Schulneubau in Herrsching dürfte sich der Analyse zufolge am meisten auf die künftige Schülerzahl im Christoph-Probst-Gymnasium Gilching auswirken. Sie wird sich wohl um 450 bis 550 Kinder und Jugendliche reduzieren. Das ändere aber nichts an der Notwendigkeit der Gilchinger Schule, die schon heute mehr als 1700 Schüler zählt. "Eine Gefährdung des Standortes Gilching ergibt sich in keinem der Szenarien", heißt es. Zumal gerade Gilching zu den besonders stark wachsenden Gemeinden im Landkreis gehört und sich hier viele Familien mit Kindern ansiedeln.

Doch nicht nur Gilching wächst. Generell ist die Einwohnerzahl im Fünfseenland im vergangenen Jahrzehnt stark angestiegen. So seien in den Jahren zwischen 2011 und 2016 mehr als 1400 neue Bürger jährlich zugezogen, heißt es in der Analyse. In den Jahren 2017 bis 2019 seien es noch mehr als 800 pro Jahr gewesen. Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München geht davon aus, dass der Landkreis auch in den Folgejahren um knapp 1500 Einwohner jährlich wachsen wird. Bis Ende der 2020er-Jahre prognostiziert die Studie einen Bevölkerungsanstieg auf etwa 150 000 Landkreisbürger.

Dass dies unübersehbare Auswirkungen auf die Schullandschaft haben wird, liegt auf der Hand. Besonders betroffen sind die Gymnasien, da die Übertrittsquote im Fünfseenland bei mehr als 55 Prozent liegt, wohingegen sie im übrigen Bayern mit nicht mal ganz 40 Prozent angegeben wird. Auch die Wiedereinführung des G 9 wirkt sich auf die Bedarfsprognose aus: Denn durch mehr Klassen kommt es zu einem erhöhten Raumbedarf.

Apropos Bedarf: Es gibt bislang nur drei Realschulen im Landkreis - nämlich in Gauting, Tutzing und Herrsching. Daher hätte Gilchings Bürgermeister Manfred Walter (SPD) es gerne gesehen, wenn die Kreisräte offiziell erklärt hätten, dass auch seine Gemeinde Bedarf an einer Realschule hat. Den Gefallen wollte ihm der Kreistag aber nicht tun. Das Gremium schloss sich mehrheitlich dem Vorschlag der Verwaltung um Landrat Stefan Frey an, erst einmal abzuwarten, wie sich das Herrschinger Gymnasium auf die einzelnen Schularten auswirken wird.

Doch nicht nur Gymnasien und Realschulen sind im Landkreis gefragt. Laut Studie sind auch die Besuchsquoten an Fachoberschulen deutlich gestiegen - seit 2006 um mehr als 50 Prozent. Derzeit besuchen rund 450 Schüler die Fachoberschule (FOS) in Starnberg, die noch immer in Interimsbauten untergebracht ist. Bis die neue Schule am Seilerweg nahe des Bahnhofs Nord steht, werden noch Jahre ins Land gehen. Frühestens Mitte 2027 soll der Unterricht hier starten.

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SZ vom 18.05.2021
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