Das "Gräfelfinger Modell" erlangte bundesweit Bekanntheit. Es sieht vor, örtlichen Mobilfunk möglichst verträglich einzubinden. Seit klar ist, dass dieser Lösungsweg mit vorgegebenen Antennen-Standorten tunlichst außerhalb der Wohnquartiere bei voller Netzabdeckung für den gesamten Gemeindebereich juristisch wasserdicht abgesichert ist, wurde es ruhig um dieses Modell. Nun soll es - erweitert um die Nachbargemeinden Planegg und Krailling - in absehbarer Zeit doch noch Realität werden.
Derzeit untersucht das Umweltinstitut München im Auftrag der drei Gemeinden, wie sich das Modell auf ihrer Flur umsetzen ließe. Das Gutachtet erwartet Markus Ramsauer, der im Gräfelfinger Rathaus das gemeinsame Projekt federführend betreut, im November. Dann, so Ramsauer zur SZ, "wird wieder verhandelt", auch mit den Betreibern der Mobilfunknetze, die sich mit vorgegebenen Standorten anfreunden müssen. Im Vergleich zu den zurückliegenden Jahren seien diese Gespräche inzwischen einfacher geworden, erklärt Ramsauer. Bei den Betreibern sei heute "eine andere Sensibilität" erkennbar.
Was das Umweltinstitut hier erarbeite, betont Diplom-Ingenieur Hans Ulrich-Raithel ausdrücklich, das sei allerdings "kein Konzept". Denn über die einzelnen Standorte müssten am Ende die Gemeinden selbst entscheiden. Untersucht werde zuerst einmal in allen drei Gemeinden, "in welchen Zonen haben wir welchen Bedarf". Daraus ergäben sich für die Platzierung der Antennen ausdrücklich keine Standortvorschläge, sondern geeignete "deutliche Gestaltungsspielräume". Das sage zuerst einmal nicht mehr aus, als dass innerhalb eines Bereichs von jeweils unterschiedlich großem Umfang eine Antenne notwendig werde, um der betreffenden Zone den gesetzlich vorgeschriebenen ausreichenden Handy-Empfang zu sichern.
Die konkreten Entscheidungen, wo die nötigen Antennen möglichst außerhalb der Wohnbereiche errichtet werden sollen, treffe dann der zuständige Gemeinderat. Dass dabei Probleme entstehen, befürchtet das Umweltinstitut nicht. "Wir achten darauf, dass das, was wir machen, durchsetzbar ist."
Ein wenig, das lässt Ulrich-Raithel durchblicken, sieht er Gräfelfing und Planegg gegenüber Krailling wegen der günstigen Lage der Gewerbegebiete im Vorteil. Dort könnten Antennen-Standorte als unbedenklich eingestuft werden, die aber größere Wohnbereiche gut abdeckten. Offen ist weiterhin, was am Neunerberg geschieht. Der dort bislang geplante vierzig Meter hohe Gittermast zwischen Gräfelfing und Planegg ist nach wie vor umstritten. Ein konkreter Lösungsvorschlag ist Ulrich-Raithel zufolge auch hier nicht vom Umweltinstitut zu erwarten, wohl aber "Spielräume". Dazu zähle auch der Bahndamm. Varianten an diesem Standort werden in beiden Gemeinden erwogen.
Planeggs Umweltreferent Richard Richter verweist auf Möglichkeiten, die sich auftun könnten, wenn die Antennen auf dem Dach des Altenheims St. Elisabeth saniert und erneuer würden. Womöglich könne der optisch störende Mast "filigraner" werden - ein Gedanke, den der Gräfelfinger Grünen-Gemeinderat Frank Sommer vor geraumer Zeit einmal erwog und den auch Ramsauer als Lösung nicht ausschließt.
Die Zusammenarbeit der drei WürmtalGemeinden, um ein gemeinsames Mobilfunk-Modell zu entwickeln, schaffe gegenüber der bisherigen Situation "eine andere Basis", erklärt Gräfelfings Bürgermeisterin Uta Wüst. Sie ist zuversichtlich, weil nicht mehr Einzelinteressen maßgebend seien, sondern gemeinsame Interessen, bei denen alle profitierten. Das gelte auch für Krailling, betont Bürgermeisterin Christine Borst. Dort habe die Gemeinde in den vergangenen Jahren "nie ein Problem gehabt, weil die Betreiber keine Anträge" gestellt hätten, um neue Antennen aufstellen zu können. In Zukunft, da ist Borst sicher, könne man solchen Anträgen mit dem Hinweis auf die von der Gemeinde vorgegebenen Positivstandorte begegnen.