Die Sonne bringt die Farben des Glasfisches zum Leuchten. „Überlebenskünstler“ heißt das Objekt von Susanne Wolf, das derzeit in der Ausstellung „From Mind to Soul – Glass“ im Buchheim-Museum in Bernried zu sehen ist. Das Fischmotiv hat sich der Künstlerin geradezu aufgedrängt, wie sie selbst erzählt. „Der Ausstellungsort selbst war für mich die Inspiration“, sagt sie. Schließlich erinnert das Gebäude direkt am Starnberger See an ein Schiff, und der Name Buchheim ist für sie eng mit dem Roman „Das Boot“ verbunden. Doch für Wolf zählt nicht nur der schöne Fantasiefisch, der an einen bunten Korallenfisch erinnert. Am Fuß des Glasobjekts befinden sich Müll-Fundstücke, die sie aus einem Bach in ihrer Heimat gefischt hat.
Sie wolle damit die Geschichte erzählen, wie Menschen mit den Tieren und der Natur umgehen. „Es ist ein wunderschöner Fisch, der durch die Umweltverschmutzung gefährdet ist“, erklärte sie bei einem Presserundgang am Donnerstag. Die Glaskunst-Ausstellung ist eine von drei Ausstellungen, die am Samstag, 5. April, in dem Museum am Starnberger See eröffnet werden. Außerdem wird die Ausstellung mit dem Titel „Mit wachem Blick und begabter Hand“ gezeigt, sowie eine Einzelausstellung „Auf(er)stehen“ mit Werken der Künstlerin Ursula Jüngst.
Die Glaskunstausstellung ist in Zusammenarbeit mit dem Verein Glasheimat Bayern entstanden, in dem sich 19 Künstler aus dem Freistaat zusammengeschlossen haben. Wie die Vorsitzende und Kuratorin Ursula-Maren Fitz erläuterte, sei Glas ein sehr vielfältiger Werkstoff, der mit unterschiedlichen Techniken bearbeitet werden könne. Glas könne beispielsweise im Hüttenofen, mit der Glaspfeife, sowie mit einer Lampe bearbeitet oder graviert werden. Im Gegensatz zu einem Maler sollte ein Glaskünstler stets wissen, was er tun wolle, bevor er mit seiner Arbeit beginne. Aber, „wenn man einmal mit Glas angefangen hat, hält es einen fest“, erklärte sie.
Fitz selbst beginnt immer mit einer Zeichnung, die sie anschließend den Mitarbeitern einer Glashütte vorlegt. Diese stellen anschließend das Glasobjekt nach ihren Vorgaben her. In dem Objekt „geerdet“ hält eine eingearbeitete Kette mit Schloss das tropfenförmige Glasgebilde fest. Für ihr Objekt „Glas-Stein-Verbindung“ hat sie einen selbst gesammelten Kiesel poliert und durchgesägt. Anschließend hat sie Glas eingearbeitet, sodass das Innere zu sehen ist.


Die Werke von Ulrike Umlauf-Orrom indes erinnern an japanische Textilkunst. In durchscheinenden Glaskreationen arbeitet sie Emailpulver und Lufttaschen ein, sodass ein spitzenartiges Muster entsteht. Mit großem Aufwand graviert Alexandra Geyermann fossilienartige Gebilde in Glas, und Hermann Ritterswürden erstellt Skulpturen, mit denen er sich mit der Zeit der Kreuzzüge auseinandersetzt. Wolfgang Mussgnug, der mit einer Glashütte in Murano zusammenarbeitet, stellt Glasgebilde her, in die er farbige Gebilde aus anderen Materialien, wie etwa Metall, einarbeitet.
Sehr farbig ist auch die Ausstellung der Künstlerin Ursula Jüngst. Sie setzt nicht nur mit markantem Pinselduktus Akzente, sie lässt die Farbe auch in verschiedene Richtungen fließen. Seit dem vergangenen Jahr stellt sie die Bilder zuweilen auf den Kopf, um die Fließrichtung zu beeinflussen. Ihr Werk „Schreck – Covid 19“ ist im Buchheim-Museum erstmals öffentlich zu sehen. In dem sieben Meter breiten Gemälde werden die persönlichen Unsicherheiten während der Pandemie thematisiert. Das Werk hat sie mit einem auf 1,50 Meter verlängerten Pinsel gemalt; das entspricht der Distanz, die während des Lockdowns in bestimmten Fällen vorgeschrieben war. Bei der Arbeit hat sie festgestellt, wie schwer diese Distanz zu halten sei, sagte sie.
Bei dem Werk „Wandlung“ gehen die Fließlinien nach unten. Sie sollen den Kontrollverlust zeigen. Da sie die aktuelle Zeit mit den Kriegen „etwas aufwühlend“ findet, will sie sich auf das Schöne in der Welt konzentrieren und Hoffnung verbreiten. Positives Gelb leuchtet aus dem Dunkel hervor und deutet auf den Ausstellungsnamen „Auf(er)stehen“ hin.

Zu einer besonderen Entdeckungsreise lädt die von der Sammlungsleiterin Rajka Knipper kuratierte Ausstellung „Mit wachem Blick und begabter Hand“ ein. Bisher noch nie gezeigte Werke aus dem Depot sind dabei zu sehen. Sie sind nicht nach der Entstehungszeit, sondern nach Themen gehängt, beispielsweise Bergmotive und Alpenlandschaften. Der Besucher kann so die thematische und stilistische Vielfalt aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Die unterschiedlichen Bildauffassungen werden gegenübergestellt und erzeugen dadurch Spannung.
Es sind unter anderem Werke aus der Sammlung von Joseph Hierling zu sehen, der dem Museum im Jahr 2021 mehr als 1000 Bilder gestiftet hat, aber auch aus anderen Sammlungen. Wie etwa der Sammlung Clayton, aus deren Fundus die Buchheim-Stiftung im Jahr 2016 fast 50 Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken des lange Zeit in Bernried lebenden Künstlers Ernst Weiers erhalten hatte.
Die Ausstellung verzichtet auf begleitenden Texte. Sie setzt auf digitale Unterstützung durch QR-Codes. Am Tag zur Provenienzforschung am Mittwoch, 9. April, wird zudem eine kostenfreie Führung der Provenienzforscherin Johanne Lisewski angeboten.
Die Ausstellung „Mit wachem Blick und begabter Hand“ dauert von 5. April bis 29. Juni; die Werke von Ursula Jüngst sind bis zum 13. Juli zu sehen und die Glasausstellung bis zum 20. Juli.