Süddeutsche Zeitung

Girls's Day bei der Bundeswehr:Mädchen in der Kaserne

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"Wir sind auch nur Menschen, trotz Uniform": Die Bundeswehr öffnet am "Girl's Day" ihre Pforten.

Von Clara Brügge, Pöcking

Fast scheint es so, als würde man in einem Flugzeug sitzen und seine Runden über einer Stadt in der afghanischen Wüste drehen. Von oben sieht alles winzig klein aus - die Häuser wie Legosteine, die Menschen wie Stecknadelköpfe. "Total cool" findet Sina Arweiler die Filmaufnahmen, die eine Drohne aufzeichnet und die nun auf einem Bildschirm in der sechseinhalb Tausend Kilometer entfernten General-Fellgiebel-Kaserne gezeigt werden. Die 14-jährige Gymnasiastin aus Gilching ist eins von 21 Mädchen, die am deutschlandweiten "Girl's Day" den Pöckinger Standort der Bundeswehr besichtigen.

Der alljährliche Mädchen-Zukunftstag diene dazu, "junge Frauen mit nicht typisch weiblichen Berufen bekannt zu machen", erklärt Brigadegeneral Dietmar Mosmann bei der Begrüßung. Dass hier durchaus Aufklärungsbedarf besteht, zeigt sich, als er die Teilnehmerinnen fragt, was sie denn mit der Bundeswehr verbinden würden. "Waffen. Und Panzer", kommt prompt als Antwort. Nicht ganz falsch. Aber längst auch nicht ganz richtig: Die Bundeswehr hat mehr zu bieten. Zum Beispiel das etwas sperrige Wort "Führungsunterstützungsschule". Dort können junge Männer wie Frauen unter anderem eine Ausbildung zum IT-Manager machen. Oder die Universität der Bundeswehr in München: Dort kann auch ohne 1,0-Abitur Medizin studiert werden - und das mit monatlichem Gehalt. Doch wer seine Ärztelaufbahn bei der Bundeswehr beginnt, verpflichtet sich auch: für 17 lange Jahre, Auslandseinsätze und Versetzungen mit inbegriffen. Dass man dabei teils sogar in Kriegsgebiete müsse, schreckt die 16-jährige Annabelle Sapper aus Gauting ab. "Aber mich hat schon immer interessiert, wie das in der Bundeswehr alles abläuft", erklärt sie ihre Teilnahme.

Ja, wie läuft es in der Kaserne ab? Die Betonung liegt auf: ganz normal. "Das ist hier wie in der realen Welt", meint Stabsfeldwebel Marco Ludwig, der den Interessentinnen zeigt, wie man Satelliten steuert. "Wir sind auch nur Menschen, trotz Uniform", fügt er grinsend hinzu. So leicht lassen sich die Mädchen aber nicht überzeugen. Ein bisschen skeptisch wirken sie nach wie vor gegenüber den Auch-nur-Menschen in Uniform. Sina könne sich dennoch gut vorstellen, eine Ausbildung bei der Bundeswehr zu machen: "Man hat viele Möglichkeiten." Aber nur unter einer Bedingung - bloß keine Uniform!

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Quelle:
SZ vom 24.04.2015
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