- Die Bürgerinitiative "Gilching gewinnt" kämpft weiterhin um jede Stimme, damit die Gemeinde den Bauleitplan für ein Aldi-Logistikzentrum beim Gewerbegebiet Süd einleiten muss. Die Befürworter des umstrittenen Millionen-Projekts - über das per Bürgerentscheid am kommenden Sonntag, 14. Oktober, abgestimmt werden wird - luden nun zu einer Infoveranstaltung ein. Hundert Besucher kamen, darunter auch Gegner des Bauvorhabens im Landschaftsschutzgebiet. Überdies erschien Aldi-Projektleiter Michael Klöter, der versprach, dass regionale Firmen beim Bau des Logistikzentrums Aufträge in Höhe von rund 15 Millionen Euro erhalten würden - was die Hälfte der Investitionen ausmache. Außerdem versicherte er den Zuhörern abermals, dass seine Firma an Gilching und Gauting insgesamt etwa eine Million Euro jährlich an Gewerbesteuer bezahlen werde.
Diesen Betrag zweifelt die Anti-Aldi-Allianz nach wie vor an. Die tatsächliche Höhe der Steuer ist in der heftig geführten Debatte um das Warenauslieferungslager einer der strittigsten Punkte - zusammen mit den Routen und der Anzahl der Lastwagentouren. Eingeladen war deshalb auch Klaus Zacherl, Fuhrpark-Leiter der Aldi-Logistik in Eichenau, die in einigen Jahren wegen der zu engen Kapazitäten dort aufgegeben werden soll. Er versicherte, dass die eigenen 19 Lkw sowie die 90 Lieferanten nur Autobahnen und Bundesstraßen benutzen würden. Zudem sei die Behauptung falsch, beim künftigen Gilchinger Warenlager werde es bis zu 600 An- und Abfahrten geben. Die Zahl sei "viel zu hoch gegriffen", sagte Zacherl. Die Projektgegner kritisieren zudem den Eingriff in die Natur und ins Wasserschutzgebiet, das "spekulative Grundstücksgeschäft" zwischen dem Konzern und einem Landwirt und monieren das "enge Verhältnis" der Pro Aldi-Initiative zu dem Discounter.
Stefan Hartmann (FDP), einer der Initiatoren des Bürgerbegehrens, wehrte sich an dem Infoabend gegen die "abstrusen Vorwürfe, einen Millionärs-Landwirt und Spekulanten zu unterstützen". Es gehe ihm nur um das Wohl und die wirtschaftliche Entwicklung der Kommune, sagte der Gemeinderat. Er klagte zudem über die "unterschwellige Neiddebatte" wegen der geplanten Ansiedlung. Deshalb seien schon "fast Feindschaften" entstanden. Zu seinen Mitstreitern gehört Gilchings Ehrenbürger und Altbürgermeister Heinrich Will (CSU), der auf die Arbeitsplätze und "sicheren Gewerbesteuereinnahmen" verwies, die ein Logistikzentrum bringen werde. Initiativen-Sprecher Matthias Vilsmayer betonte, im Bauleitplanverfahren würden für Aldi "die selben Regeln gelten" wie für jeden anderen Bauwerber auch. Die Projekt-Befürworter sind sich zudem sicher, dass sich nach dem Logistikzentrum kein weiteres Gewerbe in Richtung Unterbrunner Holz ansiedeln werde.
Unterdessen haben sich der Chef der Starnberger SPD-Kreistagsfraktion, Tim Weidner, und die SPD-Landtagsabgeordnete Kathrin Sonnenholzner gegen das Warenlager ausgesprochen. Die Politiker warnen vor einer Zersiedelung der Landschaft und einem "großräumigen Flächenbrand Richtung Unterbrunn".