Gilching: Trinkwasser:Wasserwerk mit Schuldenberg

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Sorge um die Trinkwasserversorgung: Dem Gilchinger Wasserwerk fehlen 3,3 Millionen Euro. Die Bürger müssen nun mit deutlich höheren Beiträgen rechnen.

Christian Deussing

Viele Gilchinger sind offenbar um ihr Trinkwasser besorgt: Sie fürchten, dass die Gemeinde über zu wenig Brunnen verfügt, nicht mehr genügend Mengen eigenständig fördert und "überteuert" immer mehr von der Großräumigen Wasserversorgung Landkreis Starnberg zukaufen muss.

Kaltes, klares Wasser: In Gilching müssen die Bürger mit enormen Kostensteigerungen rechnen. Das Leitungssystem muss saniert werden, die Preise werden aufgrund einer neuen Satzung neu kalkuliert. (Foto: ag.dpa)

Laut Wirtschaftsplan sind dies heuer mindestens 150.000 Kubikmeter, wofür mehr als 200.000 Euro ausgegeben werden muss. Weil der Brunnen III seit 2006 aufgegeben und nicht mehr am Netz hängt, glauben nun manche Bürger, dass sich dieser Trend noch verschärft. Zudem sei dieser Brunnen dem Gewerbepark Gilching Süd zum Opfer gefallen, so der Tenor.

Zu den kritischen Wortführern gehört seit längerem Rosmarie Brosig aus Geisenbrunn, die bekanntlich wegen fehlkalkulierter Wasserbeiträge gegen die Gemeinde erfolgreich geklagt hat; Gilching muss daher eine neue Satzung erlassen. Nun konfrontierte die streitbare Frau Bürgermeister Manfred Walter (SPD) in der jüngsten Ratssitzung in der Fragerunde erneut mit dem Reizthema "Brunnen III", der stillgelegt worden war und trotz Bürgervotums nicht reaktiviert wird.

Brosig befürchtet, dass auch noch der Förderbrunnen IV verschwinden könnte, wenn immer mehr Gewerbegebiete ausgewiesen würden. Der Rathauschef konterte aber scharf: Brosig mache sich "ihre eigene Wahrheit" und solle doch aufhören, die "Öffentlichkeit völlig falsch zu informieren".

Um das kostbare Nass ging es auch noch später in der Sitzung, als den Gemeinderäten die Jahresbilanz 2009 präsentiert wurde. Das Wasserwerk schiebt noch immer einen Schuldenberg von etwa 3,3 Millionen Euro vor sich her. Allein für das vergangene Jahr betrug das Defizit rund 77.000 Euro, noch mehr als im Jahr 2008. Für Unruhe sorgt zudem, dass 22,6 Prozent an Wasserverlusten zu beklagen sind. Das hänge mit Reinigungen von Leitungen und des Hochbehälters zusammen, berichtete dazu Tilo Leister, kaufmännischer Leiter des Wasserwerks.

Gebühren werden erhöht

Die Bilanzverluste begründete er auch damit, dass noch die Wasser-Herstellungsbeiträge ausstünden. Sobald jedoch die neue Satzung erlassen sei, sehe es wieder besser aus. Für die neuen Beitragskalkulationen, die Münchens Verwaltungsrichter von Gilching verlangen, muss die Gemeinde allerdings weiter ihre Hausaufgaben machen. Denn nach den Vorgaben des Verwaltungsgerichtshofs (VGH) sind die Geschossflächen von 700 Gebäuden für die künftigen Kalkulationen aufzunehmen. Das werde wohl noch bis zu vier Monaten dauern, sagte Leister.

Ob nach den neu kalkulierten Beiträgen der Wasserpreis von derzeit 1,10 Euro pro Kubikmeter noch zu halten ist, dürfte fraglich sein. Es gilt aber als sicher, dass die Gebühren erhöht werden, zumal in das Rohrsystem und in neue Leitungen mehrere hunderttausend Euro investiert werden müssen.

Überdies versuchen die Gilchinger Kommunalpolitiker nun endlich ihr Sorgenkind "Wasserwerk" in den Griff zu bekommen.

© SZ vom 26.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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