SZ Gute Werke:Wenn die Kinder auf den Uralt-Matratzen schlafen müssen

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Milena S. möchte die alten Matratzen ihrer Kinder gerne entsorgen und durch neue ersetzen. (Foto: Marco Einfeldt)

Milena S. kümmert sich alleine um ihre drei Kinder. Das Bürgergeld reicht für Neuanschaffungen und Weihnachtsgeschenke nicht aus.

Von Carolin Fries, Gilching

Die größeren Töchter von Milena S. (Namen von der Redaktion geändert) haben längst verstanden, dass ihre Familie arm ist. Dass sie in einer Sozialwohnung leben, dass ihre alleinerziehende Mutter nur müde mit den Schultern zuckt, wenn sie ihre Wünsche nach moderner Kleidung oder Handys formulieren, wie sie ihre Klassenkameradinnen haben. „Wir sind asozial, sagen sie zu mir“, erzählt Milena S. am Telefon und fängt an zu weinen. „Ich würde ihnen ja so gerne mal einen Wunsch erfüllen, aber ich kann nicht.“

Milena S. lebt mit ihren drei Kindern von Bürgergeld und Kindergeld, abzüglich der Miete bleiben ihr knapp 1500 Euro im Monat. Davon bezahlt sie das Auto, den Strom, das Internet, Lebensmittel und Kleidung. Das Auto ist wichtig, denn der jüngste Sohn hat eine autistische Störung, sie fährt ihn jeden Tag zur Franziskusschule der Lebenshilfe nach Starnberg. Jaro ist neun Jahre alt und besucht dort die dritte Klasse – allerdings nur für zwei Stunden täglich. Der Junge spricht nicht und er versteht auch nicht alles. Wenn ihn etwas stört oder wenn er etwas haben will, dann schreit er. „Und wenn er es nicht bekommt, dann haut er“, erzählt die Mutter. Sie könne den Buben zu Hause kaum aus den Augen lassen. Eine Arbeitsstelle könne sie darum nicht annehmen, die zwei frei verfügbaren Stunden am Vormittag schränken sie zeitlich zu stark ein. Einmal in der Woche geht sie putzen, ein wertvoller Zuverdienst für die Familie.

„Wie soll das weitergehen?“, frage sie sich manchmal. „Ich will meine Kinder glücklich machen!“ Die 47-Jährige lebt seit 13 Jahren in Deutschland. Ihre erste Tochter war sechs Monate alt, als sie damals mit ihrem Mann aus Tschechien in den Raum Starnberg zog. Die Schwester ihres Mannes lebte hier. Die junge Familie träumte von einem besseren Leben – und alles schien machbar, als ihr Mann eine Stelle als Hausmeister fand. Die zweite Tochter kam auf die Welt und ein paar Jahre später Jaro. Als der Junge vier Jahre alt war, verließ der Vater die Familie, „das war ihm zu viel mit dem Autismus“, sagt Milena. Seither kümmert sie sich alleine um die Kinder. Die Töchter würden sich gut entwickeln, erzählt sie. „Ich bin sehr stolz auf sie.“ Die Mädchen könnten Deutsch schreiben und lesen, „ich kann das nicht so gut“. Milena S. hat keine Ausbildung, sie hatte mehrere Jobs als Zimmermädchen und Putzkraft. „Ich weine nachts oft, weil ich nicht weiß, wie es werden soll.“

Aktuell macht Milena S. zu schaffen, dass die Mädchen auf sehr alten Matratzen schlafen müssen, beide hatte sie vor Jahren gebraucht erstanden. Sie seien längst durchgelegen und die jugendlichen Mädchen inzwischen groß, „sie sollen gesund liegen nachts“. Außerdem möchte sie ihnen zu Weihnachten einen kleinen Wunsch erfüllen. Ihre Töchter wünschen sich etwas zum Anziehen, Jaro mag Holzspielzeug und könnte ein Buchstabenspiel für daheim brauchen. Das Spendenhilfswerk der Süddeutschen Zeitung hat Milena S. zugesichert, die Matratzen und die Geschenke zu bezahlen.

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