Gilching:Schwierige Ortsbesichtigung

Befürworter und Gegner eines Aldi-Logistikzentrums schauen sich die mögliche Lage an - Landschaftsarchitekt hält Bannwald für nicht erhaltenswert.

Christian Deussing

GilchingMehr als 40 Bürger stehen am Rand des 1,5 Hektar großen Bannwaldes der verschwinden soll, wenn das Aldi-Logistikzentrum südlich vom Gewerbegebiet Gilching Süd gebaut wird. Das Millionen-Projekt ist seit langem ein Reizthema, an Bäumen hängt jetzt auch ein Protestplakat mit der Warnung: "Hände weg vom Bannwald". Auch beim öffentlichen Info-Rundgang der Initiative am Freitagnachmittag auf dem Areal war zu spüren, dass bei vielen die Nerven blank liegen. Während Aldi-Projektleiter Michael Klöter nochmals kurz das Vorhaben erläuterte, entwickelten sich immer wieder Rede-Scharmützel zwischen Gegnern und Befürwortern.

ALDI-Befürworter besichtigen Bannwald

Befürworter und Gegner des Aldi-Projekts begeben sich gemeinsam auf Besichtigungstour in Gilching. Foto: Fuchs

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Eingeladen war auch der Landschaftsarchitekt Erwin Fröschl. Er hält den isolierten, erst 25 Jahre alten Bannwald für "nicht erhaltenswert". Dieser sei nahezu eine "Monokultur" mit 95 Prozent Fichtenbestand. Fröschl betonte, dass die notwendigen Aufforstungen auf Ersatzflächen "garantiert hochwertiger" seien als der jetzige "ersetzbare Wald". Fröschl, der bei zwei Logistikzentren Aldi bereits bei Ausgleichsflächen beraten hatte, wird nach eigenen Angaben aber das Gilchinger Projekt nicht fachlich begleiten.

Der Bannwald ist doch nur ein Nebenschauplatz", sagte Teilnehmer Hermann Kautzner, der seit langem die Aldi-Pläne als "Flächenverschwendung" kritisiert. Die Gemeinde Gilching habe davon "keinerlei Nutzen", denn auf einer derart großen Fläche von 12,5 Hektar würden mittelständische Firmen "mehr Arbeitsplätze schaffen und Steuern einbringen", behauptete er. Beim Rundgang war auch Gemeinderätin Rosmarie Brosig (BfG) dabei, die auf den mehrheitlichen Ratsbeschluss verwies. Demnach müsse der "Bannwald grün bleiben", sagte sie.

Dagegen kritisierten die Befürworter - zu denen die Freien Wähler gehören - dass die Gemeinde jegliche weitere gewerbliche Entwicklung in diesem Gebiet unweit der Lindauer Autobahn ausschließen will. Sie hoffen, dass am 13. Juni das Verwaltungsgericht München der Klage der Initiative "Gilching gewinnt" statt gibt, und es doch noch zum Bürgerentscheid in punkto Aldi-Warenlager kommt.

Davon gehe er aus, gab sich Aldi-Manager Klöter optimistisch. Er betonte abermals, dass seine Gesellschaft die Gewerbesteuern "vor Ort und ohne Tricks" zuverlässig zahlen werde. Wie sich die Gemeinde diese Summe aufteilen, sei deren Sache. Wie berichtet, würde sich das 49 000 Quadratmeter große Auslieferungslager auch auf Gautinger Flur befinden. Klöter versicherte überdies, dass ein städtebaulicher Vertrag regeln würde, wonach die Folgekosten die Investoren übernehmen müssten.

Der Sprecher der Initiative "Gilching gewinnt", Matthias Vilsmayer, zeigte sich nach dem Ortstermin auf dem umstrittenen Areal zufrieden. Denn er hatte mit weniger Teilnehmern auf dem Grundstück gerechnet, dass der Aldi-Konzern bereits m Juni 2010 erworben hatte - übrigens mit einer Klausel, aus dem Kaufvertrag wieder aussteigen zu können.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: