Gilching:Protest gegen Gewerbefläche

Geplantes Gautinger Gewerbegebiet

Die geplante Erweiterung der Gewerbefläche sorgt in Gilching für Protest.

(Foto: oh)

Gemeinderäte sprechen sich mit deutlicher Mehrheit gegen den Plan der Gautinger Nachbarn aus. Wasserreferentin Dorothea Heutelbach sieht das Trinkwasserreservoir in akuter Gefahr

Von Christian Deussing, Gilching

Das geplante Gewerbegebiet im Unterbrunner Holz will die Gemeinde Gilching mit allen Mitteln verhindern. Sie protestiert gegen den "Eingriff in die Natur" und warnt vor den negativen Folgen für die Bevölkerung. Dies kollidiert somit mit dem Plan der Nachbargemeinde Gauting, die im Landschaftsschutzgebiet ein 75 Hektar großes Gewerbegebiet, insbesondere für Hightech-Firmen, ausweisen will. Mit deutlicher Mehrheit hat am Dienstagabend der Gilchinger Gemeinderat das Vorhaben abgelehnt und ist damit endgültig auf Konfrontationskurs zu Gauting gegangen. Das Veto wird auch vom Verein Fluglärm aus Gilching unterstützt, der voraussichtlich gegen eine Genehmigung des Gewerbegebiets im Bannwald und in der Wasserschutzzone vor Gericht ziehen würde.

Diese Planungen dürften "nicht auf dem Rücken von Gilching ausgetragen werden", erklärte Gemeinderat Fritz Wauthier (SPD) und warnte vor "großen Gefährdungen". Der Rechtsreferent verwies auf die längst genehmigte Gewerbefläche für etwa 550 000 Quadratmetern Geschossflächen am Sonderflughafen Oberpfaffenhofen auf Gautinger und Weßlinger Flur. Das griff auch Vize-Bürgermeister Martin Fink (CSU) auf und erinnerte an den Planfeststellungsbeschluss von 2004, wonach der Naturschutz und die Landschaftspflege bei den Ansiedlungen einzuhalten seien. Doch das Vorhaben Gautings stehe dazu "im krassen Widerspruch", klagte Fink.

Während Thomas Reich, Fraktionschef der Freien Wähler, von "noch ungelegten Eiern" sprach, stellte auch Paul Vogl (CSU) klar, dass gehandelt werden müsse. Denn er habe sich mit Gautings Bürgermeisterin und weiteren Parteifreunden aus dieser Gemeinde ausgetauscht und festgestellt, dass es "keine Verhandlungsbereitschaft" gebe. Vogl: "Die wollen das durchziehen."

Zu den vehementen Gegnern des Gewerbeprojektes im Unterbrunner Holz gehört als Wasserreferentin Dorothea Heutelbach (CSU),die das kostbare Trinkwasserreservoir für die Gilchinger in akuter Gefahr sieht - wenn nicht der Gautinger Plan gestoppt wird. Ihre Gemeinde könne dieses weitere Gewerbegebiet "nicht schultern" und nicht einmal steuerlich davon profitieren. Die Gemeinderätin fragt sich auch, wo überhaupt die "Leute wohnen sollen, die hier arbeiten wollen". Denn auch dieses Problem hat nach Ansicht etlicher Gemeinderäte Gauting nicht im Blick.

Grünen-Sprecher Peter Unger kritisierte den "unglaublichen Flächenfraß und das Grundübel, dass jede Gemeinde versuche, Gewerbegebiete zu schaffen". Unger forderte die CSU-Kollegen auf, auch deren Parteifreunde im südlichen Landkreis für ein Veto zu gewinnen - und mit ihnen im Starnberger Kreistag dagegen zu stimmen, dass das Unterbrunner Holz mit dem Bannwald aus dem Landschaftsschutzgebiet genommen wird.

Mit diesem Protest will sich die Gemeinde jetzt bei der Regierung von Oberbayern rechtzeitig Gehör verschaffen. Zudem soll ein "Strukturgutachten" in Auftrag gegeben werden, um die Brisanz dieses Gewerbegebiets aufzuzeigen.

Von dem Widerstand aus der benachbarten Gemeinde ist Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) wenig überrascht. Das Veto habe jedoch noch keine Bedeutung, weil das Auslegungsverfahren erst Anfang nächsten Jahres beginne. Sie versicherte aber, die Einwände aus Gilching ernst zu nehmen und nicht in die geschützten Brunnen-Bereiche einzugreifen. Auch beim Naherholungsgebiet sei man bereit, auf die Gilchinger zuzugehen und ihnen die Spazierwege im begrünten Gewerbegebiet offen zu lassen. Kössinger betonte, durchaus Wohnraum zu schaffen. Überdies habe auch Gilching ihr Gewerbegebiet Süd bis zur eigenen Grenze ausgedehnt.

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