Gilching:Polizei warnt vor Angriffen im Netz

ILLUSTRATION - Hacker-Angriff

Die Kriminellen hacken auch Schaltpläne und infizieren fremde Software, um ihre Opfer abzuzocken.

(Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Betrüger geben sich als Microsoft-Mitarbeiter aus und verschaffen sich so Zugang zu Computern

Von Christian Deussing, Gilching

Selbst ein Software-Spezialist ist vor Betrügern nicht gefeit, die sich am Telefon als Microsoft-Mitarbeiter ausgeben und behaupten, der Computer sei gehackt worden. Dies passierte dem arglosen Gilchinger laut Polizei am vergangenen Samstag. Der angebliche Mitarbeiter teilte seinem 59-jährigen Opfer telefonisch mit, ihm nun mit einem "Fernwartungsprogramm" helfen zu können. Der EDV-Systembetreuer ließ sich dieses Programm über seine freiwillig herausgegebene E-Mail-Adresse auf seinem Rechner installieren, womit der Betrüger sich den Zugriff auf den Computer des Mannes verschaffte. Zudem verlangte der Anrufer 199 Euro, für die Behebung des Problems und des angeblich abgelaufenen "Windows Zertifikats". Der Gilchinger bezahlte mit seiner Kreditkarte den Betrag, nachdem er erfolglos versucht hatte, das Geld über seinen Onlinebanking-Account zu überweisen. Erst als er nochmals die Summe per "Western Union" an einen chinesischen Empfänger bezahlen sollte, wurde der Software-Experte misstrauisch. Er kam dieser Aufforderung nicht mehr nach und erstattete wegen Computerbetrugs eine Strafanzeige.

Typisch bei den sogenannten Microsofttricks sei es, dass sich die Telefonate mehrere Stunden hinzögen und nur Englisch gesprochen werde, berichtet die Polizei. In diesem Fall sei aber außergewöhnlich, dass kein Laie, sondern ein ausgewiesener Computerfachmann hereingefallen ist. Um nicht Opfer dieser Cyber-Kriminellen zu werden, rät die Polizei zur Vorsicht. Die Ermittler verweisen darauf, dass sich die Firma Microsoft in keinem Fall telefonisch melde, um ihren Kunden etwaige Hackerangriffe mitzuteilen. Meldet sich ein vermeintlicher Mitarbeiter dieser Software-Firma telefonisch, handelt es sich laut Polizei immer um einen Betrüger. Das Gespräch müsse daher sofort beendet werden. Zudem sollte niemals die E-Mail-Adresse einem unbekannten Anrufer genannt werden, wenn man in seinem PC eingeloggt, sei, warnt die Polizei, die das Betrugsopfer aufgesucht hatte.

Die Cyberangriffe auf Privatpersonen und auch Firmen nehmen rasant zu. Das Phänomen beschäftigt zunehmend die Ermittler und Sicherheitsbehörden. Die Attacken erfolgen in vielen Varianten, zum Beispiel über Schadprogramme. Die Viren, Trojaner und Würmer infizieren Computer, Notebooks und Smartphones bis hin zu industriellen Steurungsanlagen. Dabei gibt es breit gestreute Angriffe, aber auch ausgeklügelte und gezielte Attacken, die die Opfer erst spät oder auch gar nicht bemerken. Dass nun der Gilchinger von Betrügern bewusst ausgesucht wurde, ist aber von den Ermittlern sicher noch aufzuklären.

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